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Tollwutgefahr in der BRD

Nur eine geringe Zahl von Menschen erkrankt heute noch daran. Auch wenn jährlich nur wenige Fälle von Tollwut in der Bundesrepublik registriert werden, nimmt die Zahl der tollwutgefährdeten Bezirke zu.

In der Bundesrepublik wurden im Jahr 2004 lediglich zwölf Tollwutfälle gemeldet, die Zahl nimmt also stetig ab. Im Vergleich hierzu wurden 2001 50 Fälle gemeldet, im Jahr 1995 waren es noch 855. 1980 war die Zahl der gemeldeten Fälle mit 6.855 um ein Vielfaches höher. Die letzten beiden Fälle, bei denen eine Infektion bei Menschen zum Tode führte, traten 1996 und 2004 auf.

Die Verbreitung der Tollwut weltweit

Nur wenige Gebiete sind absolut tollwutfrei. Hierzu zählen neben der Antarktis, Australien, Neuseeland und Japan auch Großbritannien, Irland und Finnland. Die höchsten Tollwutraten finden sich auf dem gesamten afrikanischen Kontinent sowie in Süd- und Südostasien. In den übrigen Gebieten kommt die Tollwut zwar vor, die Zahl der gemeldeten Fälle ist jedoch nicht so hoch wie in Afrika oder Ländern im indopazifischen Raum.

In Afrika wird die Tollwut (Rabies) meist durch den Schakal übertragen, weitere Tiere, die für eine Übertragung verantwortlich gemacht werden, sind je nach Kontinent und Region Hunde, Wölfe, Stinktiere, Füchse und Fledermäuse. In der Bundesrepublik erfolgt eine Infektion meist über Füchse und Haustiere, die Kontakt mit infizierten Wildtieren hatten, ansonsten können auch Wildkaninchen, die sich meist bei Füchsen angesteckt haben, als Hauptinfektionsquelle genannt werden. In Berlin wurden im Jahr 2004 wenige Fälle infizierter Fledermäuse bekannt.

Übertragung und Symptome

Die Übertragung erfolgt durch den Speichel eines infizierten Tiers, also durch einen Biss, einen Kratzer oder durch Lecken. Vorsicht geboten ist bei Wildtieren, die entgegen ihrer Natur keine Scheu vor dem Menschen haben und nicht flüchten, wenn sich ein Mensch nähert, sondern unter Umständen sogar seine Nähe suchen.

Die Inkubationszeit beträgt in der Regel neun Tage bis drei Wochen, es sind jedoch schon glaubhaft Fälle dargelegt worden, bei denen die Inkubationszeit zwischen zwei und zehn Jahren betrug.

Die ersten Symptome sind eher unspezifisch, denn leichtes Fieber, Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit können ebenso auf andere, wesentlich harmlosere Erkrankungen hindeuten. Treten die nachfolgend genannten Symptome auf, verläuft die Krankheit in der Regel binnen drei Wochen tödlich:

  • Angst, innere Unruhe, Hyperaktivität,
  • Schaum vor dem Mund,
  • starke Krämpfe, insbesondere der Schlundmuskulatur,
  • Starker Durst bei gleichzeitiger Hydrophobie (eine veraltete Bezeichnung für die Tollwut), d. h. der Kranke bekommt nach dem Trinken schmerzhafte Krämpfe und hat aus diesem Grunde häufig schon Angst, wenn er nur ein Glas Wasser erblickt,
  • Delirium, Koma.

Das Virus befällt die Nervenbahnen und gelangt hierüber ins Gehirn, so dass es zu einer Hirnentzündung (Encephalitis) kommt. Nur wenige Patienten, bei denen die vorgenannten Symptome aufgetreten sind, haben die Tollwutinfektion überlebt, und das nur, wenn Maßnahmen der Intensivmedizin zur Aufrechterhaltung der Herz- und Atemfunktion gegriffen haben.

Behandlung: Vorbeugen ist besser als heilen

Sobald der Betroffene vermutet, mit einem infizierten Tier in Kontakt gekommen zu sein, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden, der eine passive Immunisierung vornimmt, um das Ausbrechen der Tollwut zu verhindern. Erkrankte Wildtiere sollten eingefangen und getötet werden, nicht nur, um weitere Infektionen zu verhindern, sondern auch um ihnen einen schmerzhaften, qualvollen Tod zu ersparen.

Befürchtet der Betroffene, dass sein Haustier mit einem infizierten Tier Kontakt hatte, ist das Haustier unter Quarantäne zu stellen und fünf Tage lang tierärztlich überwachen zu lassen. Zeitgleich erfolgt eine passive Immunisierung des Besitzers. Zeigt das Tier nach fünf Tagen keine Symptome, kann die Quarantäne wieder aufgehoben werden, die Behandlung des Menschen wird dann ebenfalls eingestellt. Anderenfalls erfolgt eine Fortführung der Behandlung beim Menschen, das Tier wird dann eingeschläfert aus den o. g. Gründen.

Viele Menschen wie beispielsweise Wald-, Forst- und Gleisarbeiter, die häufig in tollwutgefährdeten Bezirken tätig sind, lassen sich einmal im Jahr gegen Tollwut impfen, so dass im Falle eines Bisses durch ein an Tollwut erkranktes Tier keine passive Immunisierung notwendig ist.

Die Verwendung der heutigen Impfstoffe löst wesentlich weniger Nebenwirkungen aus, als die Impfstoffe, die bis in die 1970er Jahre hinein verwendet wurden.

Tollwutgefährdete Bezirke in der Bundesrepublik

Nicht nur in ländlichen Gegenden mit großen Wald- und Ackerflächen ist Tollwutgefahr gegeben, sondern zunehmend auch in Großstädten und urbanen Ballungszentren. 2004 wurden in Berlin, wie bereits erwähnt, einzelne infizierte Fledermäuse gefunden. Am Niederrhein und im Ruhrgebiet sind neben Wäldern und Ackerflächen auch viele Grünflächen als tollwutgefährdet gekennzeichnet, durch die beispielsweise Bahntrassen verlaufen oder die ehemals industriell genutzt wurden. In Essen gelten neben den Naherholungsgebieten Schellenberger Wald, Heissiwald und Stadtwald auch ehemalige Industrieflächen, die heute begrünt sind, als tollwutgefährdet. Die Infektionsgefahr geht hier konkret von Füchsen und Wildkaninchen aus.