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Wacholder gegen Pilze und Bakterien

Ätherische Öle sind pilzwirksam, aber auch allergen-sensibilisierend

Infektionen mit Bakterien und Pilzen nehmen zu, da Antibiotika und Antimykotika nicht mehr wirken. Als therapeutische Alternative kommt Wacholder nur bedingt in Frage.

Nicht nur krankmachende Bakterien, sondern auch Pilze sind mit den gängigen Antibiotika und Antimykotika wirksam zu bekämpfen. Die Anzahl der Wirkstoffe ist jedoch beschränkt und die Resistenz pathogener Stämme nimmt zu. Auf der Suche nach therapeutischen Alternativen werden weltweit Pflanzen und deren ätherische Öle, die traditionell angewendet werden, auf ihre antimikrobielle Wirksamkeit untersucht. Wacholder-Öl wird ein weites Spektrum pharmakologischer Aktivitäten nachgesagt, die auch in Monographien nationaler Arzneibücher aufgeführt werden.

Wacholderbeeren wirken harntreibend

In unseren Breitengraden ist der zu den Zypressengewächsen gehörende Gewöhnliche Wacholder (Juniperus communis) als säulenförmiger Strauch mit nadelförmigen Blättern und blauen Beerenzapfen, in Heiden und Nadelwäldern anzutreffen. Reife getrocknete Wacholderbeeren sowie daraus gewonnenes Öl wirken harntreibend. Man verwendet diese zur Durchspülungstherapie bei Harnweginfekten und den Beeren-Tee zur kurzfristigen Behandlung leichter Verdauungsstörungen (Aufstoßen, Sodbrennen, Völlegefühl) – jedoch nicht bei entzündlichen Nierenerkrankungen und während der Schwangerschaft. Darüber hinaus wird Wacholder auch zur Schnapsherstellung (Steinhäger, Gin) und als Gewürz verwendet.

Badezusatz bewirkt Hautreizung und fördert Durchblutung

Äußerlich angewendet (zum Beispiel als Badezusatz) bewirkt das ätherische Öl eine Hautreizung mit verstärkter Durchblutung. Als Wacholderspiritus wird der 10%ige Zusatz von Wacholderbeeröl zu Alkohol (Ethanol) in der Volksmedizin zu Einreibungen bei rheumatischen Erkrankungen, Akne, Psoriasis (Schuppenflechte) und Ekzemen eingesetzt. Gegenanzeigen sind Hautverletzungen und akute Erkrankungen der Haut, sowie Allergien und Unverträglichkeitsreaktionen auf Terpene. Diese löslichen organischen Kohlenstoffverbindungen können Augen, Haut, Schleimhaut und Atmungsorgane reizen. Ihr intensiver Geruch warnt sensible Menschen.

Allergierisiko durch Terpene

Ein hohes Allergierisiko bergen die Terpene δ-3-Caren und α-Pinen, die auch in Wacholderöl vorkommen. Experten fordern eine Aufnahme auch dieser „natürlichen Chemikalien“ in die neue Europäische Chemikalien-Verordnung REACH. In ihrem Abschlussbericht über die Sicherheitsbewertung von Wacholderprodukten schätzt jedoch ein internationales Expertenkomitee das Sensibilisierungspotenzial in Kosmetika als gering ein. Die Öle aus J. communis und J. virginiana sowie J. oxycedrus-Teer lösten bei Tieren keine Hautirritationen aus. Klinische Tests zeigten aber ein bestimmtes Sensibilisierungspotential auf Wacholderteer. Da die Datenlage jedoch sehr dünn ist, kann keine Unbedenklichkeitsbescheinigung von Wacholderprodukten in Kosmetika ausgestellt werden.

Stech-Wacholder (Kadeöl) hat hohe Anti-Pilz-Wirkung

Im Mittelmeerraum ist der Stech-Wacholder (Juniperus oxycedrus) als Heilmittel bei Infektionen in der Volksmedizin weit verbreitet. J. oxycedrus, der im Gegensatz zu J. communis rotbraune Beeren besitzt, war früher im Deutschen Arzneibuch als Wacholderteer (Kadeöl) aufgeführt. Das schwarzbraune durchdringend riechende Kadeöl gewinnt man durch Destillation aus Holz und Zweigen des Stech-Wacholders. Das Teer mit der Hauptwirksubstanz Cadinen (einem Sequiterpen) wird auch heute noch selten gegen Rheuma, Hautleiden und in Shampoos gegen fettige Kopfhaut und Schuppen verwendet. J. oxycedrus-Extrakt wird auch in Kosmetika eingesetzt: als kräftigender und maskierender Inhaltsstoff (verringert oder hemmt den Grundgeruch eines Produkts).

Die Wirkung essenzieller Öle verschiedener Wacholder-Arten auf klinische Stämme von Hefe-, Schimmel- und Hautpilzen (CandidaAspergillus und Dermatophyten) ist zumindest in Laborversuchen nachgewiesen. Als Wirksamkeitsnachweis wurden die minimalen Konzentrationen bestimmt, die das Pilzwachstum hemmen (MIC). Alle Öle hemmten die Dermatophyten, wobei sich am wirksamsten das Öl aus den Blättern der Gattung J. oxycedrus erwies. Als pilzwirksame Hauptbestandteile wurden δ-3-Caren und α-Pinen ermittelt. Pilze waren wesentlich empfindlicher als Bakterien. Die stärkste fungizide Aktivität stellte man auf Candida spp. und Dermatophyten fest.

Wacholder-Öl-Bestandteile – gut gegen Pilze, aber nicht bei sensibler Haut

Die Laborresultate lassen hoffen, dass auch in späteren klinischen Versuchen Wacholder-Öl-Bestandteile als Medikamente bei Pilzinfektionen, insbesondere der Haut, eingesetzt werden können. Wie aber auch beim Teebaum-Öl haben die pilzwirksamen Inhaltsstoffe eine allergene/sensibilisierende Wirkung. Daher sollte die Verträglichkeit individuell getestet werden.