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Was ist allgemeine Semantik?

Herkunft und Bedeutung von Wörtern und Zeichen zu erforschen ist nicht nur eine Wissenschaft, sondern viele. Allgemeine Semantik ist pragmatisch orientiert.

Semantik ist ein Teilgebiet der Linguistik, also der Sprachwissenschaft oder Wissenschaft von der Sprache. Der Begriff Linguistik leitet sich ab vom Lateinischen lingua, Sprache. Semantik befasst sich mit der Bedeutung sprachlicher Zeichen und Zeichenfolgen. Semantik kommt aus dem Griechischen semainein, bezeichnen.

Sichtet man linguistische Veröffentlichungen, so stellt sich Linguistik dar als eine Wissenschaft, die offensichtlich (noch) nicht einheitlich und zusammenfassend dargelegt ist. Es scheint, als gäbe es so viele Linguistiken, wie es Autoren gibt; und ebenso viele Methoden. In dieser Hinsicht lässt sich die linguistische Wissenschaft mit den Biologiewissenschaften vergleichen, die gegenüber der Mathematik oder Physik ebenfalls von Methodenvielfalt ohne Methodenzwang geprägt ist.

Was untersucht Semantik?

Selbst innerhalb der Linguistik ist der Untersuchungsgegenstand der Semantik umstritten. Grundsätzlich erforscht der Semantiker die Bedeutung sprachlicher Zeichen und Zeichenfolgen. Es wird unterschieden zwischen linguistischer und allgemeiner Semantik. Wobei dies weniger zwei Semantiken sind, sondern eher so etwas wie Spezialisierungsgrade.

Im angloamerikanischen Sprachgebrauch wird unter allgemeiner Semantik (engl. general semantics) die Schule von Alfred Korzybski und dessen Schüler Samuel Ichiye Hayakawa verstanden. Diese interdisziplinäre Wissenschaft befasst sich philosophisch, linguistisch, psychologisch und soziologisch mit der Bedeutung von Zeichen.

Allgemeine Semantik (general semantics)

Die drei wichtigsten Aussagen der allgemeinen Semantik sind:

  • Ein Wort kann nicht mit dem Objekt gleichgesetzt werden, das es bezeichnet.
  • Ein Wort vermag nicht alles zu sagen
  • Worte über Worte über Worte können ohne Ende gesagt werden.

Die erste Grundaussage wird gern mit dem Satz „Die Landkarte ist nicht das Territorium“ zitiert. Es entstammt der Hauptwerk Korzybskis „Science and Sanity“ aus dem Jahre 1933. Es ist nie ins Deutsche übersetzt worden. Von Hayakawa gibt es das in neun Sprachen vorliegende Buch „Sprache im Denken und Handeln“. Diese Allgemeinsemantik befasst sich damit, wie menschliches Handeln durch Sprache beeinflusst wird. Der Ansatz ist pragmatisch, um nicht zu sagen praktisch orientiert.

Pragmatische Beispiele allgemeiner Semantik

Erstes Beispiel: Die Aussage, ein Schrank sei zwei Meter hoch, kann operational, also durch eine Handlung überprüft werden. Man misst, also man vergleicht mit einem Maßstab. Die Aussage kann für wahr oder unwahr befunden werden. Natürlich ist es weiterhin untersuchenswert, ob man sich hinsichtlich des Maßstabes geeignet hat.

Zweites Beispiel: Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland steht der Satz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Diese Aussage ist nicht operationalisierbar. Sie ist jedoch allgemein semantisch untersuchbar. Es kann untersucht werden, wie solche Worte das Handeln von Menschen in einer Gesellschaft beeinflussen. Oder der Begriff „Würde“ könnte näher untersucht und hinterfragt werden. Sicherheit ist auch ein solcher nicht messbarer Begriff.

Die Bedeutung von Bedeutung

In der Linguistik und Semantik wird zwischen lexikalischer und grammatikalischer sowie deskriptiver, expressiver, sozialer und kontextueller Bedeutung unterschieden. Ein bekanntes Beispiel kennt jeder Journalismus-Student. Es zeigt, dass Wörter, die lexikalisch – jeweils einzeln für sich betrachtet dasselbe bedeuten. Grammatikalisch, also im Satzgefüge, können sie ganz unterschiedliche Bedeutungen haben:

Aussage 1: „Der Hund biss den Briefträger.“ Aussage 2: „Der Briefträger biss den Hund.“ Journalistisch ist die zweite Aussage eine „Meldung“ oder „Nachricht“, im Sinne einer Textsorte. Die erste Aussage wird journalistisch als nicht meldenswertes Ereignis verstanden.

Die Unterscheidung zwischen denotativer und konnotativer Bedeutung zeigt folgendes Beispiel: „Krebs“ ist einerseits ein medizinischer Begriff, wird andererseits aber auch als „Schrecken der Menschheit“ verstanden. Die Wörter „Frühjahr“, „Frühling“ und „Lenz“ bezeichnen denotativ die erste der vier Jahreszeiten. Konnotativ bezeichnen sie Freude, Erwartung, Hoffnung. Kaiser Napoleon I. kann bezeichnet werden als der „Besiegte von Waterloo“ oder als „Sieger von Jena“. Obwohl es sich um die gleiche historische Person ahndet, wird eine andere Wirkung erzeugt.

Die Bedeutung von Bedeutung zu definieren führt immer zu wissenschaftstheoretischen Schwierigkeiten. Man dreht sich wie Katze um den eigenen Schwanz. Zu Definition des Wortes Bedeutung braucht man Wörter. Diese Wörter müssen wieder definiert werden. Und so weiter und so fort. Deshalb hat die allgemeine Semantik eine pragmatische Methodik entwickelt.