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Welche Hilfe gibt es bei Grippe?

Ergebnisse einer Arzneimittelkommission. Grippale Infekte sind fiebrige Erkrankungen der Atemwege, von Virusinfektionen verursacht. Nach kritischen Ärztebewertungen sind viele Grippemedikamente nicht brauchbar.

Unter einer “Grippe” oder auch “grippalem Infekt” versteht man allgemein eine fiebrige Erkrankung der Atemwege (Hals, Nase, Rachen). Sie unterscheidet sich von einer normalen Erkältung durch ihre gesteigerte Intensität sowie trockenen Husten, Fieber, Muskelschmerzen oder auch Unwohlsein. Zumeist wird sie durch Virusinfektionen verursacht.

Die Behandlung von Grippe

Die Ursache einer solchen Virusinfektion lässt sich derzeit durch Medikamente nicht beseitigen. Liegt eine zusätzliche (seltene) Bakterieninfektion vor, können Antibiotika helfen. Alle Medikamente, die gegen Grippe oder als Erkältungsmittel angeboten werden, lindern lediglich auftretende Beschwerden.

Die Anwendung bewährter Hausmittel ist sinnvoll. Bettruhe, heiße Fußbäder und das Anfeuchten der Atemluft haben sich bewährt. Auch unterstützt man den Heilungsprozess durch verstärktes Trinken, 2 – 3 Liter am Tag. In der Apotheke sollte man kein pauschales Erkältungsmittel kaufen, sondern gezielt nach Medikamenten für die auftretenden Beschwerden fragen (z.B. bei Schnupfen Nasensprays, gegen Fieber fiebersenkende Mittel, gegen Husten Fenchelhonig).

Homöopathie als Grippemittel

Zunehmend werden homöopathische Mittel (Ferrum phosphoricum comp., Gripp Heel, Infludo, Meditonsin, Metavirulent) bei Grippesymptomen verwendet. Es gibt keinen sicheren Nachweis der Wirksamkeit. Sie haben nur wenige Nebenwirkungen. Wenn man sich nach der Einnahme besser fühlt, ist dagegen nichts einzuwenden. Homöopathie hat einen wichtigen psychologischen Aspekt. Die subjektive Wahrnehmung der Beschwerden wird positiv beeinflusst. Selbstheilungskräfte können sich so aktivieren.

Fieber ist eine natürliche Körperreaktion

Fieber gehört zum natürlichen Abwehrmechanismus des Körpers und kann gesund sein. Es dient der Beseitigung von Krankheitserregern und muss nicht automatisch und unter allen Umständen gesenkt werden. Nach der Arzneimittelkommission ist Fieber bis 41 Grad bei Erwachsenen ungefährlich, wenn der Körper nicht durch andere Erkrankungen geschwächt ist. Kalte Wadenwickel oder Brustwickel sind ein altes Hausmittel und sehr effektiv. Sollte Fieber zu sehr ansteigen, werden Medikamente mit dem Wirkstoff Paracetamol empfohlen.

Haben Kinder Fieber, wird zur Behandlung von der Fachkommission erst ab 39 Grad geraten. Oder wenn es den Kindern erkennbar schlecht geht und weitere Ursachen vermutet werden müssen. Füße und Unterschenkel sind kalt zu halten, um das Fieber zu senken. Bei Schüttelfrost haben sich Paracetamol-Fieberzäpfchen gut bewährt. Von Schmerzmitteln wird bei Kindern mit Fieber abgeraten, da die seltene, jedoch lebensbedrohliche Nebenwirkung des Reye-Syndroms (Erbrechen, Krämpfe, Verlust des Bewusstseins) auftreten kann.

Kombinationen sind in Grippemitteln problematisch

Generell sollte man Medikamente vorziehen, die nur einen Wirkstoff enthalten. Die in Kombinationsmitteln enthaltenen Wirkstoffe sind vielfach aufgrund ihres fragwürdigen Nutzens bedenklich. Die US- Gesundheitsbehörde hat 2007 eine Empfehlung veröffentlicht, Kindern unter 6 Jahren keine Kombinationspräparate zu verabreichen.

Es gibt viele Nebenwirkungen, die in ihrer Wechselwirkung umstritten sind. Einige Inhaltsstoffe wirken sehr beruhigend oder dämpfend, reduzieren die Reaktionsfähigkeit zu stark. Viele Kombipräparate enthalten Vitamin C (Ascorbinsäure). Doch schon eine Orange deckt den täglichen Bedarf. Die Beimischung ist eher überflüssig, auch wenn viele Pharmafirmen mit Vitamin C als “Allzweckmittel” werben.

Viel Kritik an Medikamenten gegen Grippe

Die Ärztekommission äußert sich kritisch zu den in vielen Mitteln enthaltenen Antihistamininka (z.B. in Influbene). Sie dämpfen spürbar, zeigen jedoch keinen besonderen Nutzen bei Grippebeschwerden. Gegenüber Scheinmedikamenten (Placebos) ergab sich in Studien keine Wirksamkeit. Das beispielsweise in “Wick Medinait Erkältungssaft für die Nacht” enthaltene Ephedrin ist nicht ungefährlich, da es die bei Fieber durchaus schon erhöhte Herzfrequenz noch deutlich steigern kann. Herzrhythmusstörungen sind mögliche Folgen.

Coffein als Inhaltsstoff ist ebenfalls umstritten, da es möglicherweise zu störenden Spannungen und Konzentrationsmangel führt. Es wird als nachteilig bewertet. Phenylpropanolamin (z.B. als DL-Norephedrin in Wick DayMed Erkältungskapseln) ist in den USA verboten, eher ein Appetitzügler und kann Blutdruck und Herzfrequenz ungesund anheben. Dextromethorphan soll trocknen Reizhusten dämpfen. Jedoch verursacht es relativ häufig neuropsychiatrische Störungen und hat bedenkliche Wechselwirkungen.

Grippemittel, von denen die Ärztekommission abrät

Contramutan als Tabletten, Saft oder Tropfen hat seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen. Die therapeutische Wirksamkeit wird bezweifelt. Esberitox ist ein Naturheilmittel mit zu starken Nebenwirkungen. Grippocaps Kapseln enthalten sinnlose Wirkstoffkombinationen. Auch von Grippostad C wird abgeraten, da die Kombination von Schmerz- und Fiebermitteln, Coffein sowie Vitamin C kritisiert wird.

Weiterhin bewertet die Kommission Paedisup Kinderzäpfchen, Tempil N Kapseln, Trimedil sowie Wick DayMed Getränkpulver, Erkältungskapseln und Erkältungssaft als wenig sinnvolle Medikamente. Als therapeutisch zweckmäßig werden beispielsweise Ascorbisal Brausetabletten ASS bei Schmerzen und Fieber beschrieben.