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Wohlstandskrankheit „Metabolisches Syndrom“

Ständig Appetit und viel Fett um den Bauch – das sieht ganz nach Syndrom X aus. Das Krankheitsbild breitet sich in Industrienationen rasant aus.

Schon seit einigen Jahren ist bekannt, dass im Bauchfett eine rege Stoffwechselaktivität herrscht und dass in dieser Region viele schädliche Stoffe gebildet werden. Das sogenannte viszerale bauchbetonte Fettgewebe ist ein Teil des sogenannten Metabolischen Syndroms. Auch vermehrter Appetit und Insulinresistenz gelten als Kennzeichen dieses Syndroms, an dem nach Einschätzung der WHO immer mehr Menschen leiden.

Metabolisches Syndrom: versammelte Stoffwechselstörungen

Das metabolische Syndrom – manchmal auch Syndrom X oder Insulinresistenz-Syndrom genannt – ist im eigentlichen Sinne keine eigenständige Erkrankung. Vielmehr handelt es sich dabei um ein Zusammenkommen mehrerer Symptome, die das Risiko für Arteriosklerose („Gefäßverkalkung“) und damit für andere Gefäßleiden und Herzerkrankungen erhöhen können. Besonders groß ist die Gefahr, wenn vier Symptome vorliegen: Übergewicht mit Fettansammlung um den Bauch, Kohlenhydrat- und Fettstoffwechselstörungen sowie Bluthochdruck. Im schlimmsten Fall können Herzinfarkt und Schlaganfall drohen. Aus diesem Grund spricht man in Anlehnung an die angloamerikanische Bezeichnung oft auch vom „tödlichen Quartett“ („deadly quartet“).

Die wichtigsten Risikofaktoren für das Metabolische Syndrom

Das Metabolische Syndrom bezeichnet das gleichzeitige Auftreten verschiedener Risikofaktoren:

  • bauchbetontes Übergewicht (Fettverteilung „Apfeltyp“; Pölsterchen an Hüfte und Gesäß – der „Birnentyp“ sind nicht gefährlich)
  • veränderte Blutfettwerte (Triglyzeride zu hoch, HDL-Cholesterin zu niedrig)
  • erhöhter Blutdruck
  • erhöhter Nüchtern-Blutzucker, gestörte Glukosetoleranz oder Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).

Die Diagnose „Metabolisches Syndrom“ wird gestellt, wenn mindestens drei der genannten Risikofaktoren vorhanden bzw. folgende Grenzwerte überschritten sind:

  • Taillenumfang mehr als 90 Zentimeter bei Männern bzw. mehr als 80 Zentimeter bei Frauen
  • Blutfette wie Serum-Triglyzeride nüchtern höchstens 150 mg/dl (1,69 mmol/l) und HDL-Cholesterin mindestens 40 mg/dl bei Männern oder 50 mg/dl bei Frauen (1,03 bzw. 1,29 mmol/l)
  • Blutdruck höchstens 130/85 mmHg
  • Nüchtern-Blutzucker höchstens 110 mg/dl (6,1 mmol/l)

Jedes der genannten Kriterien des Metabolischen Syndroms schädigt durchaus schon als unabhängiger Risikofaktor die Blutgefäße. Je mehr dieser Risikofaktoren gleichzeitig vorkommen, desto höher ist die Gefahr, dass sich schwere Erkrankungen wie die koronare Herzkrankheit (Gefahr: Herzinfarkt), Schlaganfall oder eine arterielle Verschlusskrankheit (Durchblutung der Beine ist gestört; schlimmstenfalls droht die Amputation) entwickeln.

Abnehmen ist der beste Weg aus dem Metabolischen Syndrom

Die gute Nachricht: Vor allem Fettspeicher im Bauchraum reagieren schnell, wenn man ihnen mit einer neuen Lebensweise zu Leibe rückt. Experten raten zu kalorienreduzierter, gesunder Ernährung, regelmäßigem Sport, Einschränkung des Alkoholkonsums – und in Stresssituationen nicht futtern, sondern für Entspannung sorgen!

  • Essen Sie kalorienbewusst und abwechslungsreich: reichlich Gemüse, täglich Obst, Vollkornprodukte, fettarme Milchprodukte, regelmäßig Seefisch, weniger Fleisch und Wurst als bisher.
  • Greifen Sie lieber zu kalorienfreien Getränken als zu Limonaden und Softdrinks.
  • Halten Sie auch bei alkoholischen Getränken Maß.
  • Nehmen Sie sich möglichst jeden Tag mindestens eine halbe Stunde Zeit für einen mäßig anstrengenden Ausdauersportart wie Radfahren, Schwimmen, flottes Spazierengehen, Wandern oder Nordic Walking.

Diabetes Typ II: Zellen sind unempfindlich gegenüber Insulin

Eine häufige Folge von Übergewicht ist Diabetes mellitus Typ 2, früher auch Alterszucker genannt. Die Ursachen erhöhter Blutzuckerwerte sind:

  • eine verminderte Insulinwirkung
  • eine teilweise verminderte Insulinproduktion
  • eine vermehrte Zuckerfreisetzung aus der Leber ins Blut.

Sehr viele Patienten mit Diabetes Typ II können durch die Kombination von Diät und regelmäßiger Bewegung schon eine deutliche Besserung ihrer Blutzuckerwerte erreichen. Gelingt dies nicht, sind Medikamente erforderlich.

Metabolisches Syndrom durch Darmbakterien verursacht?

Nach Forschungen in den USA an der Empory Universität von Atlanta hat die Zusammensetzung der Darmflora einen Einfluss auf Appetit und Insulinresistenz. Gentechnisch veränderte Mäuse mit einer bestimmten Bakterienbesiedelung des Darmes waren 20 Prozent schwerer als andere Mäuse und hatten erhöhte Fett- und Blutdruckwerte. Wurden die Tiere auf Diät gesetzt, nahmen sie zwar ab, doch die Insulinresistenz blieb bestehen. Bekamen sie reichlich zu futtern, entwickelten sie rasch einen Typ-II-Diabetes mellitus und eine Fettleber.

Antibiotika-Therapie gegen das Syndrom X?

Weitere Experimente belegen nach einem Bericht des Fachmagazins „Ärzteblatt“, dass eine außer Kontrolle geratene Darmflora offenbar das Metabolische Syndrom verursachen kann. Als Beweis wurde angeführt: Das metabolische Syndrom besserte sich unter einer Antibiotika-Therapie, die die Darmflora weitgehend auslöschte.

Doch welche Bakterien für das Syndrom X verantwortlich sind, konnte nicht ermittelt werden. Solange die Verursacher nicht gefunden sind, dürfte eine gezielte antibiotische Therapie noch in weiter Ferne sein.

Die Darmflora eines Menschen bleibt im Verlauf seines Lebens erstaunlich stabil. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass viele Menschen ein Leben lang mit dem Gewicht kämpfen. Die Zusammensetzung der Nahrung könnte allerdings eine Rolle spielen, so dass übergewichtige Menschen auf jeden Fall etwas an ihren Ernährungsgewohnheiten ändern sollten.