Abnehmen im Doppelpack – es geht

Auf Kabel1 war es wochenlang jeden Dienstag zu sehen: The biggest Loser. Viel zu dicke Menschen sind angetreten, haben zu zweit Teams gebildet, um durch körperliche Bewegung und vernünftige Ernährung Kilos purzeln zu lassen. Und – wie erstaunlich – am Ende hat es sich für die meisten der Teilnehmer gelohnt. Doch dazu später mehr.

Aller Anfang ist schwer

Angetreten zum öffentlichen Abspecken waren Menschen, die weder mental, noch körperlich in der Lage waren, sich großartig zu bewegen. Das ist auch für den Zuschauer nicht immer schön anzusehen gewesen. Man hat sich schon gefragt, wie solch merkwürdige Physiognomien überhaupt zustande kommen können. Auch hat sich jeder „Normalgewichte“ in seinen Vorurteilen gegen extrem adipöse Menschen bestätigt gesehen: Dicke denken nur ans Essen und geben auf, wenn es anstrengend wird. Am Ende wurde man dann doch eines besseren belehrt. Wie schön.

Eigens dazu ist ein Camp eingerichtet worden, in den Bergen, abgeschnitten von jeglichem Kontakt zur Außenwelt, ausgestattet mit allerlei Geräten und der Umgebung, um ordentlich trainieren und schwitzen zu können. Hut ab vor den Trainer, Silke Kayadelen und Andreas Büdeker. Als Schleifer und Schinder angetreten haben sie auch großes Motivationstalent gezeigt. Und das ist bestimmt oft schwieriger gewesen, als sich neue, interessante Sportspiele auszudenken. Und was haben die Teilnehmer nicht alles aushalten müssen? Hügel erklimmen, Kanu fahren, Kisten stapeln, Heuballen schleppen, ja später sogar ein Auto ziehen, im Hochseilgarten klettern und einen Halbmarathon bewältigen. Und all das unter regelrechten Wettkampfbedingungen, denn nach jeder Woche hat ein Team – das mit dem geringsten Abnehmergebnis (prozentual zum Körpergewicht) – die Rückreise antreten müssen. Schnell hat sich dann auch die Spreu vom Weizen getrennt und geblieben sind die, die den Kampf gegen den inneren Schweinehund ernsthaft angegangen sind.

Abnehmen beginnt im Kopf

In der Serie ist es schön zu sehen gewesen. Wer nur halbherzig an das Unternehmen Abspecken gegangen ist, ist schnell an seine Grenzen gekommen. „Ich habe ja nichts dagegen, Sport zu treiben, aber lass mich doch dabei bitte auf einem Stuhl sitzen.“, hat eine der Teilnehmerinnen geäußert. Und ja, sie ist nicht weit gekommen mit dieser Einstellung. So geht es eben nicht.

Der Wille abzunehmen langt nicht. Man muss auch bereit sein, dafür zu leiden und den vielen Versuchungen widerstehen. Übergewichtigen Menschen muss man nicht sagen, dass sie sich mehr bewegen und weniger und vernünftiger essen sollen. Das wissen sie schon. Aber die Umsetzung ist eben nicht so leicht. Sie erfordert äußerste Willenskraft. Gibt man der Versuchung nach, stellt sich sofort ein Frustgefühl ein: Der Schritt zur kompletten Kapitulation ist dann nicht mehr weit. Die, die es geschafft haben, wissen: Ohne Fleiß kein Preis. Und dabei ist man permanent an seinen Grenzen. Physisch wie mental.

Das ist im Abnehm-Camp nicht anderes gewesen. Bei jedem „Ich kann nicht mehr!“ sind sofort die Trainer mit einem „Doch, das schaffst Du. Los jetzt. Weiter!“ zur Hilfe geeilt. Und um zu lernen, mit Versuchungen umzugehen und ihnen zu widerstehen, sind die Teilnehmer auch immer wieder mit Versuchungen in essbarer Form konfrontiert worden. Die Belohnung: Der Genuss einer süßen oder herzhaften, aber immer kalorienreichen Köstlichkeit und ein Bonuskilo, das das tatsächliche Gewicht auf der Waage reduziert. Oft hat es strategische Gründe gegeben, sich vollzustopfen. Auf der anderen Seite: Wer isst, nimmt Energie auf, die entweder in den Fettdepots gespeichert wird oder mit zusätzlichen Trainingseinheiten aufgebraucht werden muss.

Was zählt, ist unter’m Strich

Nach neun Monaten ist nun Schluss mit dem Spektakel. Zur großen Endabrechnung sind wieder alle Teilnehmer komplett. Als Ergebnis können insgesamt mehr als 600 Kilo Verlust verzeichnet werden. Ein stolzes Ergebnis.

Über die lange Zeit hinweg sind einem viele Teilnehmer direkt ans Herz gewachsen: Der gemütlich wirkende Peter, der einen wirklichen starken Kampfgeist entwickelt hat, der ewig zweifelnde Martin, der es bis ins Finale geschafft hat, „Mutti“ mit dem Herz am rechten Fleck, Sohn Roger in seinem rosa T-Shirt, der redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, kaum einer Versuchung widerstehen konnte und sich trotzdem bis fast in das Finale kämpfen konnte. Oder Björn, das Mobbing-Opfer, wobei der Zuschauer nie ganz nachvollziehen konnte, welches sein Anteil an der Situation gewesen ist, und der es mit seiner Sportlichkeit ins Finale geschafft hat, Elena, die Faule, die nach dem Verlassen des Camps das Zepter selbst in die Hand genommen und über 70 Kilo abtrainiert hat. Wer hätte ihr das zugetraut? Chapeau! Und dann Carlo, der freche, aber meist doch liebenswerte Rheinländer, der letztendlich den Sieg nach Hause getragen hat und nun selbst Fitness-Trainer ist. Aus seinem Mund ist oft zu vernehmen gewesen „Das Ding rocke ich!“ und keiner hat wirklich daran geglaubt.

Nun bleibt nur noch abzuwarten, ob diese Helden des TV-Dienstags das Erreichte halten können. Zu wünschen wäre es ihnen. Die Weichen sind im Camp gestellt worden, nun muss Kurs gehalten werden. Toi, toi, toi.

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