Anti Aging-Kosmetik gestern, heute und morgen

Die Erfolgsgeschichte der Anti Aging-Kosmetik begann vor etwas über 20 Jahren. Den Anfang machten winzig kleine Liposomen.

55 Prozent der Parfümerie-Kundinnen und etwa jeder sechste Mann in Deutschland verwenden Anti Aging-Produkte. Dies ergab eine Online-Erhebung des VKE-Kosmetikverbands in Berlin in Zusammenarbeit mit TNS Infratest. Wie es scheint, ist das Anti Aging-Segment vor allem für Frauen zu einem kosmetischen Must-Have geworden. Kaum zu glauben, dass diese Erfolgsgeschichte der Kosmetikindustrie erst Ende der 1980er Jahre begann, und zwar mit mikroskopisch kleinen Hohlkügelchen.

Mit Liposomen fing alles an

In den 1980er Jahren schlugen Liposomen wie eine Bombe im Kosmetikmarkt ein. Die winzigen Wirkstofftaxis aus Lezithin standen für einen enormen Fortschritt im Kosmetiktiegel, der bisherige Cremes auf der Basis von tierischem Kollagen oder tierischer Hyaluronsäure vergleichsweise alt aussehen ließ. Staunende Verbraucher erfuhren, dass die als körpereigen eingestuften Liposomen-Wirkstoffe, wie zum Beispiel Hyaluronsäure, durch die Hautbarriere bringen und so effektiver gegen Hautalterung angehen können. Das Jahr 1987 könnte als Startschuss für Anti Aging-Kosmetik bezeichnet werden, kam doch in diesem Jahr das erste Kosmetikprodukt mit Liposomen für reife Haut auf den Markt. Seitdem präsentiert die Kosmetikindustrie Schlag auf Schlag Innovationen, die müde Zellen wieder munter und schöne Haut bis ins hohe Alter möglich machen sollen. Prävention spielt hierbei eine große Rolle, etwa gegen hautschädigende freie Radikale. Deshalb wurden Radikalfänger, sogenannte Antioxidantien, etwa Vitamin C und E, Bestandteil vieler Anti Aging-Cremes.

In den 1990er Jahren wurden das Coenzym Q10, Fruchtsäuren (AHA = Alpha-Hydroxysäuren) und Retinol (Vitamin A) zu begehrten Anti Aging-Wirkstoffen. Ein hoher UV-Schutz war eine wichtige präventive Anti Aging-Strategie.

In den 2000er-Jahren avancieren Wirkstoffe aus dem Pflanzenreich zum Publikumsliebling. Der Trend hin zur Naturkosmetik ist unverkennbar. Auch in den Tiefen der Weltmeere werden die Jäger auf der Suche nach dem Jungbrunnen fündig. Weitere Favoriten sind Phytohormone und Peptide (Aminosäuren). In den letzten Jahren ist ebenfalls ein Faible der Kosmetikmacher für beerige Inhaltsstoffe zu beobachten. Logisch, dass auch die innovative Kosmetikindustrie Trends unterworfen ist. Ob sich die Goji-Beere, die Acai-Beere und andere beerige Repräsentanten im Kosmetikregal behaupten werden, bleibt abzuwarten. Gleiches gilt für die Abteilung der „Superfruits“, wie beispielsweise die Schweizer Apfelsorte „Uttwiller Spätlauber“, die wie kaum eine andere Frucht für pflanzliche Stammzellenkosmetik steht.

Kosmetikverwender werden immer anspruchsvoller. Älter werden? Ja! Alt aussehen? Muss nicht sein! Die Kosmetikindustrie sucht deshalb weiter nach neuen Wirkstoffen und Trägersystemen für Anti Aging-Produkte. Auch die Marketingstrategen stehen schon bereit. Motto: „In der Fabrik produzieren wir Kosmetik, im Laden verkaufen wir Träume.“

Quo vadis, Anti Aging-Kosmetik?

Kosmetikexperten sehen gleich mehrere Anti Aging-Trends. Pflanzenpower wird weiterhin einen hohen Stellenwert haben, allerdings ist die Zeit der puristischen Ringelblumenkosmetik sicher vorbei. Crossover-Rezepturen und Hightech sind auch in der Naturkosmetik längst kein Widerspruch mehr. Stichworte wie „pflanzliches Botox“ machen ebenfalls neugierig. Sicher wird es weitere Innovationen auf der Basis von Peptiden geben. Auch die Stammzellenkosmetik wird sich weiterentwickeln. Im Zuge der Hinwendung zu altbewährten Substanzen werden Wirkstoffklassiker weiterentwickelt oder neu formuliert. So gibt es bereits Cremes, die zwei und mehrere verschiedene Hyaluronsäuren einsetzen.

Ein weiterer Hoffnungsträger ist die Nanotechnologie, die allerdings bei vielen Verbrauchern Unbehagen auslöst. Deshalb arbeiten einige Kosmetikunternehmen an alternativen Trägersystemen.

Gute Marktchancen werden ebenfalls Cosmeceuticals – eine Synthese aus Kosmetik und Pharmazie – eingeräumt. Weiter ist zu beobachten, dass sich die Grenzen zwischen Kosmetik und Medizin immer mehr verschieben. Gut möglich, dass es deshalb irgendwann Anti Aging-Kosmetik mit Beipackzettel geben wird.

Und last, but not least: Auch die Farbkosmetik ist auf Anti Aging-Kurs. Intelligent verkapselte Farbpigmente, die durch Lichtbrechung Fältchen optisch retuschieren, zeigen, dass auch auf diesem Sektor noch reichlich Anti Aging-Potenzial steckt.

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