Darmkrebs immer besser erforscht: Metastasen-Gen entlarvt

Neue Optionen lassen die Diagnose Darmkrebs kein Todesurteil mehr sein.

Rund 69 000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an Darmkrebs, etwa 27 000 Patienten sterben daran. Frauen wie Männer sind gleichermaßen betroffen. Insgesamt ist Darmkrebs hierzulande die häufigste Krebsart. Diese Zahlen sind umso erschreckender, da Darmkrebs durch Vorsorge und Früherkennung nahezu komplett verhindert beziehungsweise geheilt werden kann.

Das Tückische an diesem Krebs ist, dass er oft jahrelang im Darm wächst und sich ausbreitet, ohne Beschwerden zu machen oder irgendwelche Symptome zu verursachen. Nur eine Darmspiegelung gibt verlässlich Aufschluss.

Bei 50 bis 60 Prozent der Betroffenen bilden sich im Verlauf der Krankheit Metastasen. Das am häufigsten befallene Organ ist die Leber. Bisher ließ sich jedoch kaum abschätzen, welche Darmkrebs-Patienten Metastasen entwickeln und welche nicht. Jetzt ist es der Wissenschaft gelungen, ein spezielles Gen zu identifizieren, das eine solche Prognose erlaubt. Laut Professor Ulrike Stein von der Berliner Uniklinik Charité handelt es sich dabei um das bisher nicht beschriebene Gen MACC1. Die Wissenschaftler stellten fest, dass Darmkrebs-Patienten ein geringeres Metastasen-Risiko haben, wenn die Aktivität von MACC1 niedrig ist. Umgekehrt steigt das Risiko für Tochtergeschwülste auf bis zu 74 Prozent, wenn der MACC1-Wert im Tumor stark erhöht ist.

Chemotherapie wird effektiver

Die Entdeckung ist ein großer Fortschritt, denn jetzt können Risikopatienten bereits in einem frühen Stadium gegebenenfalls mit einer Chemotherapie behandelt werden, die das Entstehen von Metastasen verhindert oder zumindest entscheidend verlangsamt. Auf der anderen Seite kann Erkrankten ohne Risiko die „Chemo“ oft erspart bleiben.

Ein weiteres Gen im Tumor, das KRAS-Gen, entscheidet darüber, ob die erkannten Risikopatienten von einer intensiven Kombination aus Chemo- und Antikörpertherapie profitieren können. Wenn das KRAS-Gen in einem unveränderten Status vorliegt, können moderne Antikörper den Erfolg der Chemotherapie verstärken und ein weiteres Wachsen der Krebszellen unterbinden. Diese neuen Optionen tragen dazu bei, dass die Diagnose Darmkrebs heute kein Todesurteil mehr sein muss.

Wie macht sich Darmkrebs bemerkbar?

Im Frühstadium verursacht Darmkrebs keine oder nur geringe Beschwerden. In jedem Fall kann eine Blutbeimengung im Stuhl, und sei sie noch so gering, immer das erste Anzeichen für Krebs sein. Der jährliche Test auf verstecktes Blut im Stuhl ist daher ab dem 50. Lebensjahr zur Früherkennung sehr wichtig. Weitere Warnzeichen können zum Beispiel veränderte Stuhlgewohnheiten sein: Durchfälle oder Verstopfungen treten häufiger auf. Mit Winden können auch geringe Kotmengen abgehen. Der Kot weist möglicherweise Schleimspuren auf, die von der nässenden Oberfläche einer Geschwulst stammen können. Karzinome in der Nähe der Afteröffnung lassen sich ertasten. Erst im späten Stadium ruft der Krebs Bauchweh, Appetitlosigkeit und Blutarmut hervor. Bei manchen Patienten wird der Krebs erst entdeckt, wenn eine große Geschwulst die Darmlichtung so verengt hat, dass es zu einem Darmverschluss kommt.

So senken Sie das Darmkrebs-Risiko

  • Ernähren Sie richtig: Eine ausgewogene Kost, die reich an Vitaminen und Ballaststoffen ist, senkt das Krebsrisiko enorm. Experten raten daher, fünf Portionen Obst und Gemüse täglich zu sich zu nehmen und dafür weniger Fleisch (vor allem wenig rotes Fleisch), Wurst und fetthaltige Milchprodukte zu essen.
  • Runter mit Übergewicht: Nicht nur die richtige Kost ist wichtig, sondern auch die angemessene Menge. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 23 das Dickdarmkrebsrisiko steigt. Bei Frauen kann Übergewicht nach den Wechseljahren auch vermehrt zu Brustkrebs führen.
  • Die Vitaminversorgung muss stimmen: Insbesondere benötigt der Körper die Vitamine A, C, D und E, die er bei einer ausgewogenen Mischkost normalerweise ausreichend zur Verfügung hat. Vitamin D kann der Organismus übrigens auch selber bilden, wenn wenigstens Gesicht und Hände täglich rund 15 Minuten der Sonne ausgesetzt sind.
  • Weniger Alkohol: Zu viel Alkohol kann nahezu jedem Organ schaden. Dabei zählt nur die Menge, nicht aber die Art des Alkohols. Auch Bier und Wein kann also – im Übermaß getrunken – das Krebsrisiko erhöhen. Immerhin drei Prozent der Krebserkrankungen stehen im Zusammenhang mit Alkohol.
  • Rauchen abgewöhnen: Experten schätzen, dass Rauchen zu 25 bis 30 Prozent Anteil an der Krebsentstehung hat. Das Risiko, an Krebs zu erkranken, steigt mit der Anzahl der Zigaretten und der Länge der Zeit, über die bereits geraucht wird. Mehrere Dutzend krebserzeugende Substanzen wurden in Zigaretten nachgewiesen, neben Nikotin sind das Nitrosamine, Benzol, Formaldehyd, Arsen, Nickel, Cadmium und sogar radioaktive Moleküle.
  • Genetisches Risiko kennen: Fragen Sie in Ihrer Familie gezielt nach Krebserkrankungen. Die Veranlagung zum krankhaften Zellwachstum ist erblich. Wer um sein Risiko weiß, kann rechtzeitig auf mögliche Veränderungen achten. Besonders betroffene Organe sind außer dem Darm auch Augen, Brust, Eierstöcke und Schilddrüse. In fünf Prozent aller Fälle liegen genetisch bedingte Faktoren vor.

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