Diabetes mellitus in der Tibetischen Medizin

Diabetes mellitus ist in Deutschland eine der häufigsten ernährungsbedingten Erkrankungen. Wie wird diese Erkrankung in der Tibetischen Medizin verstanden?

Während es in der westlichen Medizin eher ungewöhnlich ist, ausschließlich Heilpflanzenpräparate zur Therapie bei Diabetes Mellitus 2 einzusetzen, entsprach dies in der Tibetischen Medizin der Regel. Tibetische Mediziner setzen bis heute kaum konventionelle Arzneimittel (Schulmedizin) ein. Lebensmitteltherapie ist jedoch ein fester Bestandteil während der Behandlung.

Asien: Problem Infrastruktur

Hinzu kommt, dass in asiatischen Ländern wie Indien bestimmte Voraussetzungen für die Lagerung von manchen Arzneimitteln, wie beispielsweise Insulin, häufig fehlen. Besonders in ländlichen Regionen sind medikamentöse Anwendungen mit Insulin wegen fehlender oder unregelmäßiger Elektrizität und fehlender technischer Ausstattung, die für die Lagerung von Insulin erforderlich sind, praktisch nicht möglich. Insulin muss im Kühlschrank zwischen 6 °C und 8 °C gelagert werden.

Die Therapie bezieht sich in der Tibetischen Medizin auf Patienten mit Altersdiabetes (Diabetes mellitus Typ 2). Zuckerkranke des Typs 1 – auch Jungenddiabetes genannt – haben in diesen Ländern eine sehr geringe Chance, richtig behandelt zu werden. Ihre Bauchspeicheldrüse produziert im Gegensatz zum Diabetiker, der vom Typ 2 betroffen ist, gar kein Insulin.

Krankheitsentstehung aus tibetischer Sicht

Insulin ist ein Hormon, das dazu dient, Zucker in unsere Zellen einzuschleusen. Es öffnet sozusagen die „Tore“ der Zellen. Zucker brauchen wir, um leistungsfähig zu sein. Am wichtigsten für die Versorgung sind das Gehirn und die roten Blutkörperchen, die ohne Zucker nicht funktionsfähig sind. Ist zu wenig oder gar kein Insulin vorhanden, kann der Zucker nicht in die Zellen gelangen. Aus diesem Grund steigt der Blutzuckerspiegel, die Leistungsfähigkeit sinkt infolgedessen. Teile des Zuckers werden durch den Urin ausgeschieden, weswegen der Urin bei Zuckerkranken süß schmeckt.

In der Tibetischen Medizin wird davon ausgegangen, dass die Zuckerkrankheit durch gestörte „Kanäle“ im Körper entsteht. Die Speisen können sich im Körper nicht richtig verteilen, so dass in Folge Zucker über den Urin ausgeschieden wird. Tibetische Ärzte bringen die Krankheit aber auch in Verbindung mit Übergewicht. Wie auch in Deutschland sind die meisten der betroffenen Zuckerkranken bereits viele Jahre vor dem Auftreten der Krankheit übergewichtig. Die Zuckerkrankheit ist in der Tibetischen Medizin in die Gruppe von „degenerativen Urinalerkrankungen“ eingegliedert.

Krankheitszeichen aus tibetischer Sicht

Erste und allgemeine Krankheitszeichen für diese Erkrankung sind nach tibetischer Auffassung übermäßiges nächtliches Schwitzen, besonders im Genitalbereich. Die Person schwitzt allgemein sehr viel und hat einen sehr unangenehmen Körpergeruch. Haare und Nägel wachsen ungewöhnlich schnell. Mund und Hals sind trocken. Die Person ist in sehr kurzen Abständen durstig, isst und trinkt bevorzugt Kaltes. Handinnenflächen und Fußsohlen sind extrem sensibel, mit einem Gefühl brennender Hitze. Das Wasserlassen ist nicht schmerzhaft. Der Urin ist jedoch nicht klar, sondern enthält kleine Partikel. Zum Ende der Urination ist der Urin etwas dickflüssig. Dieser zeigt stets eine Färbung. Diese kann von gelb, orange, rot bis zu blau oder schwarz sein. Der Geschmack des Urins ist stets süß wie Honig.

Wenn sich die Erkrankung im fortgeschrittenen Stadium befindet und sich chronisch manifestiert hat, wird in der Tibetischen Medizin nicht mehr von einer einheitlichen Zuckerkrankheit gesprochen. Die Krankheit wird dann in verschiedene Gruppen eingeteilt, die medizinisch unterschiedlich behandelt werden können. Am häufigsten kommen folgende Symptome hinzu.

Schlechte Verdauung und Appetitlosigkeit sind typisch. Die Person schläft übermäßig viel und der Körper fühlt sich schwer an. Im Mund ist viel Schleim und die Person leidet vermehrt an Übelkeit.

Diabetestherapie mit tibetischen Arzneimitteln

Wichtig ist es, vorab darauf hinzuweisen, dass es für tibetische Ärzte und Betroffene lange keine Alternative zu einem pflanzlichen Präparat gab. Ob die Anwendung der tibetischen Arzneimittel, die aus verschiedenen Kräutern bestehen, einen positiven therapeutischen Effekt haben, ist wissenschaftlich noch nicht erwiesen! Von einer Anwendung mit tibetischen Arzneimitteln ist daher ausdrücklich abzuraten.

In Ländern, in denen Tibetische Medizin praktiziert wird, wird bei Diabetes mellitus Typ 2 häufig das Arzneimittel mit dem tibetischen Namen A-ru 10 eingesetzt. Es besteht aus verschiedenen getrockneten, pulverisierten Kräutern, die zu einer Pille verarbeitet wurden.

Diese Pille wird im Mund zerkaut und mit warmem oder kaltem Wasser eingenommen. Das Präparat wird üblicherweise während der ersten vier Wochen dreimal täglich vor den Mahlzeiten – morgens, mittags und abends – eingenommen. Nach vier Wochen regelmäßiger Einnahme und erfolgreicher Therapie wird die Einnahme des Präparates auf eine Pille zweimal täglich – morgens und abends vor den Mahlzeiten – reduziert. Die Medikation erfolgt über einen unbestimmten Zeitraum. Bei erfolgreicher Therapie besteht die Möglichkeit, das Präparat abzusetzen und die Therapie auf Diät zu reduzieren.

In den meisten Fällen erfolgt die Medikation jedoch ein Leben lang.

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