Die vielen Gesichter der Angst

Angsterkrankungen nehmen immer mehr zu. Angst lähmt, verunsichert und schränkt die Lebensqualität bedeutend ein. Erst wenn der Leidensdruck unerträglich wird, akzeptieren die Betroffenen Hilfe von außen.

Der Wörgler Psychotherapeut Dr. Engelbert Winkler versichert, dass die Behandlung recht einfach wäre, weil die Angst erst die Vorstufe zu psychischen Erkrankungen ist.

Panikattacken, Ängste vor bestimmten Situationen, Zwangsrituale, Denk- und Grübelstörungen – das alles sind Gesichter der Angst. Viele erkennen erst nach einer langen Leidenszeit, dass es sich dabei um eine Angsterkrankung handelt. „Gerade bei Männern zeigt sich oft, dass Ängste sehr stark auf Alkohol ansprechen. Das Angstproblem verschwindet, allerdings nur solange der Alkohol wirkt“, sagt Winkler. Deshalb neigen Betroffene oftmals dazu, ihre Ängste im Alkohol zu ersäufen und geraten geradewegs in den Alkoholismus.

Bedrückende Situation

Angsterkrankungen haben die Dynamik, sich auszubreiten. Die Person steht dann praktisch immer unter Stress. Den Schritt zum Psychologen oder Psychiater wagen die Betroffenen meist erst dann, wenn der Leidensdruck zu groß wird. Denn die meisten gehen davon aus, dass sie eine schwere psychische Erkrankung haben. Dabei ist Angst eine Überfunktion, ein psychischer Schutzmechanismus sozusagen. „Ich erkläre den Klienten im ersten Schritt wie Angst überhaupt entsteht und in weiterer Folge, wenn die Dynamik der Angst verstanden wird, gibt es verschiedene Techniken, um sie aufzulösen“, erklärt der Therapeut.

Veränderungen führen zur Angst

Betroffen sind alle Altersschichten davon, von Jugendlichen bis zum alten Menschen. Es sind meist Lebensabschnitte, die Angst machen, etwa in der Pubertät, bei Veränderungen in wichtigen Lebensbereichen wie Scheidung, Tod des Partners oder dergleichen.

Der Lebensstil der heutigen Gesellschaft trägt stark dazu bei, dass die Angsterkrankungen enorm zunehmen. „Wir sind permanent überfordert, haben keine Zeit für Entspannung. Wir werden ständig mit negativen Nachrichten konfrontiert, die emotionell belasten, gegen die wir real allerdings nichts tun können“, sagt Dr. Winkler.

Schlafen vorm Fernseher fördert die Angst

Eine Angsterkrankung liegt dann vor, wenn die Lebensqualität und die -freude eingeschränkt sind, weil man sich viele Dinge nicht mehr zu tun getraut. Auch wenn schon mehrmals ein Arzt aufgesucht wurde, dieser aber keine organische Erkrankung feststellen konnte, weil die Herzbeschwerden oder die Krebserkrankung nur vermeintlich existieren, ist es an der Zeit, sich professioneller Hilfe anzuvertrauen.

Aus der Forschung weiß man, dass das Gehirn nicht unterscheiden kann, ob eine Situation real oder vorgespielt ist. Das macht man sich einerseits in der Therapie zunutze, andererseits lauern im Alltag gerade darin allerlei Gefahren. „Das Schlafen vorm Fernseher fördert geradezu Angststörungen“, weiß Dr. Winkler aus Erfahrung. Denn dabei schläft zwar der Körper, das Gehirn nimmt aber die Geräusche auf und dies kann unter Umständen zu wahren Panikattacken führen.

Wenn der Glaube an eine höhere Macht fehlt

Das Wegbrechen der Religionen führt dazu, dass immer häufiger der Psychologe zu Rate gezogen werden muss. „Denn solange jemand auf eine höhere Macht vertraut, die ihn führt, wenn er selber nicht mehr weiter weiß, der er sich blind anvertrauen kann, der er seine Sorgen übergeben kann, neigt er weniger dazu, von Angsterkrankungen heimgesucht zu werden“, erklärt der Psychologe. Wer nicht mehr an Gott glaubt, ist für alles selbst verantwortlich und das kann zu wirklichen Problemen führen. „Denn“, so der Psychologe, „Angst und Freiheit sind das selbe. Es ist immer die Freiheit, die Angst macht.“

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