Entwicklung des Horizontal- und Sturzkampfbomber Junkers Ju 88 A

Die Junkers Ju 88 wurde ab Ende 1938 in der Version Ju 88 A als Horizontal- und Sturzkampfbomber gebaut.

Die zweimotorige Junkers Ju 88 ist in vielen Varianten und in großen Stückzahlen gebaut worden. Sie gehörte zu den Flugzeugtypen, von denen im Verlauf des Zweiten Weltkriegs die meisten Exemplare zum Einsatz kamen.

Die Ju 88 gehörte zu den Standard-Kampfflugzeugen der Luftwaffe des Dritten Reichs. Sie wurde als schneller Horizontal- und Sturzkampfbomber konzipiert. In vielen Varianten wurde sie auch als Fernbomber, Torpedoflugzeug, Minenleger, See- und Fernaufklärer, Zerstörer, Nachtjäger, Panzerjäger oder als Tiefangriffsflugzeug eingesetzt. 14.882 dieser zweimotorigen Maschine sollen die Werkshallen der deutschen Flugzeugbauer verlassen haben.

Die Entwicklung der Junkers Ju 88

Im November 1935 forderte das Reichsluftfahrtministerium Vorschläge für ein schnelles Kampfflugzeug von den Flugzeugbauern Dornier, Henschel, Messerschmitt, Heinkel und Junkers. Gefordert wurde ein zweimotoriger Horizontalbomber mit drei Mann Besatzung und leichter Abwehrbewaffnung. Der sollte 500 Kilogramm Bombenlast mit 500 Kilometern pro Stunde etwa 2000 Kilometer weit transportieren. Als Dauergeschwindigkeit waren 450 km/h gefordert. Das Flugzeug sollte mit voller Last in 25 Minuten auf 7000 Meter steigen können.

Das Konzept des Schnellbombers setzte auf Geschwindigkeit. Angreifenden feindlichen Jägern sollte er sich durch seine hohe Geschwindigkeit entziehen. So wurde zugunsten der Geschwindigkeit auf Panzerung und Abwehrwaffen verzichtet.

Junkers Entwickler Ernst Zindel konnte auf Vorentwürfe des Projekt EF 51 zurückgreifen und erhielt mit seinem vorschlag den Zuschlag für seinen zweimotorigen Tiefdecker mit einziehbarem Fahrgestell. Die Junkers Ju 88 wurde auf ein max. Startgewicht von 8.000 Kilogramm ausgelegt. Der Rumpf wurde im Interesse der Geschwindigkeit schmal gehalten. Damit konnten nur Bomben von 50 Kilogramm aufgenommen werden.

Der Erstflug des Prototyps Ju 88 V1 wurde am 21. Dezember 1936 durchgeführt. Am 13. September 1937 stieg die dritte Versuchsmaschine V3 erstmals auf. Sie war die erste mit den immer schon vorgesehen Motoren vom Typ Jumo 211 A mit 1000 PS. Damit übertraf sie die geforderte Geschwindigkeit mit 520 km/h. Der britische Jäger Hawker Hurricane erreichte nur 508 km/h. Am 24. Februar 1938 fiel ein Motor aus. Bei der Notlandung in Fürth verunglückte die Maschine. Pilot und Bordingenieur kamen ums Leben.

Im Dezember 1937 wurde Junkers vom Reichsluftfahrtministerium beauftragt, aus Ju 88 einem schweren Sturzkampfbomber mit über 60° Sturzwinkel zu machen. Am 2. Februar 1938 wurde eine entsprechend umgerüstete Ju 88 V4 erprobt. Es folgte die Ju 88 V5 am 13. April 1938 mit Motoren vom Typ Jumo 211 B samt automatischen Verstellpropeller und Benzindirekteinspritzung. Die brachten jeweils 1220 PS an die Luftschrauben. Eine strömungsgünstige Kabine plus die starken Motoren machten einen Geschwindigkeitsweltrekord von 517 km/h möglich.

Die Ju 88 V6 war dann mit Sturzflugbremsen und Abfangautomatik für den Sturzflug optimiert worden. Unter den Flügeln konnten zwei Bomben mitgeführt werden. Die Kanzel war für eine vierköpfige Besatzung ausgelegt. Drei MG 15 des Kalibers 7,92 Millimeter waren als Abwehwaffen eingebaut. So stieg allerdings das Leergewicht und die Höchstgeschwindigkeit fiel auf weniger als 500 km/h ab.

Die ersten Einsätze der Ju 88 A

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte die Luftwaffe nur wenige Bomber des Typs Ju 88 zur Verfügung. Im Polenfeldzug wurden sie nicht eingesetzt. Der erste größere Einsatz der Ju 88 A waren Angriffe auf die britischen Truppen bei Dünkirchen. Da verminten einzelne Ju 88 die Fahrrinnen britischer Schiffe im Ärmelkanal.

Im August und September 1940 flogen Ju 88 A mit Do 17 und He 111 in Verbänden von etwa 200 Maschinen je Einsatz am Tage Angriffe gegen Ziele in England. Dabei kam es trotz Jagdschutzes durch Bf 110 und Bf 109 zu hohen Verlusten. Die Geschwindigkeit schützte die Ju 88 nicht mehr vor britischen Jägern. Ab Oktober 1940 wurden die Bombenangriffe auf englische Städte vorwiegend bei Nacht geflogen. Aber auch die konnte die britische Luftabwehr mit wachsendem Erfolg bekämpfen. Im April 1941 wurde die Bombardierung Englands eingestellt. Die Royal Air Force hatte die Luftherrschaft über der Insel und die Luftwaffe konnte nur noch Nadelstiche austeilen. Die „Luftschlacht um England“ war verloren.

Die Produktion der Ju 88 A

Nach dem Muster der Ju 88 V6 starte im September 1938 eine Vorserie Ju 88 A-0. Die Ju 88 war als „sturzflugfähiger Gleitbomber“ zu einem Standardkampfflugzeug der Luftwaffe auserkoren worden und sollte die Ju 86, Do 17 und He 111 ablösen. Mitte 1939 lief dann die Serienproduktion an. Vorgesehen war die Herstellung von 8.300 Maschinen bei Junkers und anderen Herstellern.

In die Produktion der Ju 88 waren alle Werke von Junkers in Dessau, Bernburg, Aschersleben, Halberstadt und Leopoldshall bei Staßfurt eingespannt. Weitere Aufträge gingen an Arado in Brandenburg/Havel, Henschel in Kassel, Dornier in München und die Norddeutsche Dornier in Wismar, Heinkel in Oranienburg, Allgemeine Transportanlagengesellschaft in Leipzig und die Siebel Flugzeugwerke in Halle/Saale. Fahrwerk- und Zellenteile lieferten auch das Volkswagenwerk bei Fallersleben und Opel in Rüsselsheim.

Die Triebwerke Jumo 211 wurden in den Junkers Motorenwerken Dessau, Magdeburg, Köthen, Schönebeck (Elbe) und Breslau produziert. Auch die zu Auto-Union gehörenden Mitteldeutschen Motorenwerke in Taucha und Pommersche Motorenbau GmbH in Arnimswalde bauten diese Motoren in Lizenz.

Die Daten der Ju 88 A-1

  • Besatzung: 4
  • Länge: 14,36 Meter
  • Höhe: 4,85 Meter
  • Spannweite: 18,25 Meter
  • Tragfläche: 52,5 Quadratmeter
  • Max. Startgewicht: bis zu 12.450 Kilogrann
  • Antrieb: zwei Junkers-V12-Motoren Jumo 211 B-1 mit je 1175PS
  • Höchstgeschwindigkeit: 460 km/h in 5500 Metern Höhe ohne Bombenlast
  • Dienstgipfelhöhe: 7.500 Meter ohne Bombenlast
  • Bewaffnung: 3 Maschinengewehre MG 15 und bis zu 2.400 Kilogramm Bombenlast

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