Erziehungsstile – Es gibt nur drei

Alle Erziehungsstile lassen sich auf drei Kernstile zurückführen. Ratgeberbücher offerieren sehr oft einen neuen Erziehungsstil. Doch im Wesentlichen sind die Stile schon seit Jahrhunderten bekannt.

Jeder Mensch hat seinen eigenen Erziehungsstil. Die Spannbreite reicht von: Alles kontrollieren wollen und jederzeit die richtige Anweisung parat haben – also totale Kontrolle. Bis: Das Kind darf machen was es will, und die Eltern sitzen daneben und schauen zu. Erziehungsstile sind in ihrer Ausformung sehr umfangreich und vielen fällt es schwer, sie einzuordnen. Ratgeberbücher und ähnliches sorgen dann noch dafür, dass die meisten Menschen überhaupt keinen Überblick mehr haben. Dabei gibt es nur drei Arten von Erziehungsstilen, in die sich alle Empfehlungen einreihen.

Der Autokratische Erziehungsstil

Früher wurde dieser Stil als der Autoritäre Stil bezeichnet. Der Name hat sich geändert, denn er wurde immer wieder mit den Vorgängen in Deutschland während des zweiten Weltkrieges in Verbindung gebracht. Ein anderer Name verändert allerdings nicht, was dahinter steckt.

Der Stil ist geprägt von einer engen Führung durch den Erzieher. Bei den erzogenen Jugendlichen findet er deswegen keine großen Freunde. Vor allem Lehrer, die mit diesem Erziehungsstil arbeiten, haben es oft schwer, gegen die rebellischen Jugendlichen anzutreten. Der Erziehungsstil setzt voraus, dass der Pädagoge in der Lage ist, jederzeit die richtige Anweisung parat zu haben. Zufälle oder Geschehnisse, die ohne Anweisung erfolgen gibt es in dieser Form nicht. Soll ein Jugendlicher beispielsweise sein Zimmer aufräumen, dann werden die Anweisungen getrennt gegeben. „Räume die Bücher in das Regal“, „Wische den Tisch ab“, „Fege den Boden von hinten nach vorne“. So ähnlich kann man sich die Anweisungen vorstellen, die dahinterstecken.

Der Demokratische Erziehungsstil

Der Stil ist von einem Miteinander geprägt. Der Jugendliche hat ein Mitspracherecht und kann sich selbst einbringen. Der Erziehende muss in diesem Fall kompromissbereit sein, denn die Erziehung funktioniert hier nicht mit einseitigen Anweisungen. Er verlangt vom Pädagogen, anders als beim autokratischen Stil, sich an den Schützling anzupassen, was nicht immer leicht ist.

Entscheidungen werden bei dieser Art der Erziehung unter Umständen ausdiskutiert. Auch wenn der Erziehende oftmals einen Vorsprung hat und daher das letzte Wort, so ist die Meinung des Jugendlichen dennoch zu berücksichtigen und hat Gewicht.

Laissez faire

Unter diesem Begriff versteckt sich die Erziehung, bei der die Pädagogen im Hintergrund bleiben. Die Erzieher sind untätig und schauen dem Treiben einfach nur zu. Jugendliche dürfen tun und lassen was sie wollen, und wenn der Erzieher nicht anwesend wäre, würde es wahrscheinlich niemand bemerken, denn Anweisungen gibt er nicht.

Der Erziehungsstil gibt den größtmöglichen Freiraum und sorgt für eine ungestörte „Entfaltung“ des Teenagers.

Wer allerdings denkt, dass dieser Stil der angenehmste für einen Pädagogen ist, der irrt sich, denn diese Art der Erziehung verlangt ein großes Potenzial an Nerven.

Die Praxis – Ein Gemisch

Erziehungsstile kommen in der Praxis niemals als Reinform vor. Es liegt immer eine Mischung dieser Erziehungsstile zugrunde, die abhängig vom Pädagogen ist. Zu bemerken ist allerdings, dass jeder Mensch – also auch die Eltern – ein Übergewicht oder Tendenz zu einem dieser Stile aufweisen.

So kann ein Vater oder eine Mutter hauptsächlich demokratisch erziehen. Geht es dem Elternteil nicht gut, oder es gibt noch andere Dinge zu erledigen, dann kann der Stil sehr schnell in Laissez faire umschlagen. Und wenn dann etwas nicht so ist, wie es sein soll, dann kommt ganz schnell der autokratische Stil ans Tageslicht.

Auch die in Büchern und Ratgebern beschriebenen Stile sind eine Mischung aus diesen drei Bereichen. Das Problem besteht meistens darin, dass Eltern sich unbedingt an die Anweisungen in den Ratgebern halten wollen und oftmals geht der Schuss nach hinten los. Viele Eltern versuchen, die Erziehung weitgehend kontrolliert ablaufen zu lassen. Sie kontrollieren sich selbst und viele Eltern ärgern sich, wenn sie in einer Situation anders reagieren, als das Buch vorsieht.

Die Wahl der Stile

Welcher Stil in welcher Situation angewendet werden soll, ist nicht eindeutig zu beantworten. Auch der Jugendliche, der erzogen werden soll, spielt eine große Rolle, denn nicht jeder Stil ist an jedem Teenager problemlos anwendbar.

Ein weiteres Problem ist die Person des Erziehenden. Der Erziehungsstil muss zu ihm passen. Ist das nicht der Fall, dann wirkt der Erzieher unecht und genau dann fangen die Probleme erst an. Der Erziehungsstil muss also auf die Person des Erziehenden passen und nicht umgekehrt, so dass die Ratgeberbücher zwar einen Nutzen haben, aber in der Masse unbrauchbar sind, wenn der Erzieher unecht wirkt, nur weil er die Ratschläge in einem solchen Buch durchführt.

Der einzige Ratschlag, der gegeben werden kann ist der, so zu bleiben, wie man ist. Auf diese Weise wirkt ein Erzieher echt und wird von den Jugendlichen akzeptiert. Daher sollte ein Erzieher auch Schwankungen in Kauf nehmen und zwischen den drei Stilen wechseln und nicht stur auf einem Erziehungsstil beharren.

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