Gebrochene Herzen – Psychokardiologie

Psychischer Stress ist eine große Gefahr für die Gesundheit des Herzens: Depressionen, Einsamkeit und andere seelische Belastungen machen herzkrank.

Psychischer Stress bringt den Lebensmotor aus dem Takt. Wie sehr beispielsweise Depressionen, fehlende emotionale Geborgenheit und Konflikte ans Herz gehen können, haben zahlreiche Studien gezeigt: Die Leiden der Seele schwächen den Lebensmuskel.

Das Herz als Motor des Lebens

An unserem Herz zeigt sich vielleicht am besten, wie genial die Konstruktionsabteilung der Natur ist. Nicht nur, dass der Herzmuskel ohne Unterlass und über ein Leben lang in Betrieb ist. Frappierend ist auch die Leistungskraft, mit der er dabei arbeitet: Sie stellt alle von Menschenhand entwickelte Technik in den Schatten. Durchschnittlich 70mal pro Minute zieht sich der Lebensmuskel zusammen – bei Frauen sind es im Schnitt sogar 80 Herzschläge – und pumpt dabei jedes Mal rund 70 Milliliter Blut in den Kreislauf. Täglich sind es mehr als siebzig Hektoliter, die er durch das Gefäßsystem schleust. Durch Belastung kann sich diese Menge auch flugs verdoppeln. Auch wenn wir ruhen, arbeitet der Herzmuskel weiter. Ohne Pause. Und ständig mit doppelt so viel Power, wie die Oberschenkelmuskeln während eines Sprints über hundert Meter bringen müssen.

Herzerkrankungen sind noch immer die Todesursache Nummer eins – ungeachtet aller Fortschritte in kardiologischer Prävention und Therapie. Was die Herzen kränkt, sind nicht allein Ernährungssünden, Übergewicht, Bewegungsmangel oder zu viele Zigaretten. Nicht einmal die Hälfte aller Fälle lassen sich durch diese konventionellen Risikofaktoren für die Herzgesundheit erklären. Emotionaler Stress, Depressionen, Ängste, Aggressionen und Trauer gehen nicht minder ans Herz: Zahlreiche Studien haben gezeigt, wie sehr solche psychosoziale Stressoren die Herzgesundheit schädigen können.

Risikofaktor psychischer Stress

Von psychischem Stress geht die gleiche Gefahr für das Herz aus, wie von körperlichen Faktoren wie Bluthochdruck oder Übergewicht – Experten warnen vor Reaktionen mit eindeutigem Krankheitswert für den Organismus. Denn wird das autonome Nervensystem jahrelang intensiv aktiviert, resultiert daraus eine Dysregulation der Herz-Kreislauf- und Stoffwechselfunktionen. Was den Hypothalamus in Daueralarm hält, steigert Herzfrequenz und Blutdruck, vermehrt Cholesterin und Triglyzeride, vermindert die Variabilität der Herzfrequenz und schwächt das Immunsystem. Multipler Stress für das Herz, der es auf Dauer krank macht.

Depressionen & Co.

Unter Herzkranken finden sich überdurchschnittlich viele Patienten mit Depressionen – nahezu ein Viertel leidet darunter. Weiter zeigte sich, dass fehlender „social support“ die Gefahr erhöht, an einer koronaren Herzkrankheit zu erkranken: Kontaktarmut und soziale Isolation steigern beispielsweise das Infarktrisiko um das Dreifache. Auch die Redewendung vom „gebrochenen Herz“ besitzt eine medizinische Grundlage, wie etwa die Broken-Heart-Studie ergab: Die Sterblichkeitsrate an Herzerkrankungen lag bei Witwern im ersten halben Jahr nach dem Tod der Ehefrau um vierzig Prozent höher als bei verheirateten Männern gleichen Alters und Risikoprofils. Herzschädigende Effekte zeitigt auch Frust am Arbeitsplatz wie fehlende Anerkennung und geringe Eigenverantwortung.

Kardiologie auf neuen Wegen

Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse etablierte sich die Psychokardiologie. Sie identifizierte psychischen Stress als bedeutenden Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten und machte dieses Wissen für eine integrierte Diagnostik und Therapie von Herzerkrankungen verfügbar.

Psychokardiologische Strategien kombinieren konventionelle kardiologische Methoden mit tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und Verhaltensmedizin: Ein integratives Netzwerk, das auch Ernährungsumstellung, Raucherentwöhnung, Körpertherapie und Entspannungstraining umfasst.

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