Geschlechtsverkehr nach einer Fehlgeburt

Angst, Schmerzen oder psychologische Barrieren können Sex behindern. Viele Frauen haben eine Fehlgeburt bewusst erlebt und kennen die möglichen Probleme beim Geschlechtsverkehr danach. Für die meisten ist das Sprechen darüber aber tabu.

Für die meisten Paare ist der Geschlechtsverkehr in einer Partnerschaft sehr wichtig. So wichtig, dass man auf ihn auch in schwierigen Zeiten nicht verzichten will, weil er auch Liebe, Vertrauen, Geborgenheit und Zärtlichkeiten mit einbezieht. Wenn aber eine Frau eine Fehlgeburt erleidet, und sich dieser bewusst ist, leidet sie meist mehr unter diesem Schicksal wie ihr Partner. Es entsteht eine gefühlte „Schadensungleichheit“, da vor allem die körperlichen Schmerzen, wenn sie auftreten, vom Mann gar nicht nachempfunden werden können. Deshalb machen viele Frauen dieses Erlebnis auch zu ihrem alleinigen Problem, welches gleichzeitig die gemeinsame Beziehung belasten kann. Geschlechtsverkehr wird dann plötzlich zur Nebensache, unerwünscht oder verdrängt. Natürlich können auch Männer unter solchen Erlebnissen leiden, nur äußern die meisten Männern diese Gefühle anders und für die eigene Partnerin nicht immer verständlich.

Gründe, warum Frauen den Geschlechtsverkehr nach einer Fehlgeburt oft erst ablehnen

Wenn eine Fehlgeburt besonders körperlich wie seelisch schmerzhaft war, nachdem etwa

– die Blutungen lange und stark angehalten haben,

– der Unterleib geschmerzt hat,

– Übelkeit und allgemeines Unwohlgefühl einen ständig begleitet haben,

– einen ständig die Angst begleitet hat, das Baby endgültig zu verlieren,

– oder der psychische Druck von Außen unerträglich wurde („ist doch nicht so schlimm, passiert immer wieder mal…“)

fühlen sich viele Frauen auch danach noch verletzt. Oder sie sind sogar körperlich verletzt, weil der Abort eventuell heraus geschabt werden musste, oder die Blutungen auch nach der Fehlgeburt noch anhalten und schmerzen. In diesem Fall entwickeln viele Frauen eine anfängliche Angst, mit ihrem Partner den Geschlechtsverkehr bald wieder zu genießen. Sie möchten sich, das bedeutet hier den Körper und die Seele, erst erholen. Ganz gleich ob reale oder gefühlte Verletzungen bestehen. Sie wollen oft auch vergessen, was gerade noch so schrecklich präsent ist und gar keinen Genuss erlaubt.

Für Frauen, welche bald wieder schwanger werden wollen, ist es oft sogar sehr wichtig, sich gründlich zu erholen, denn nur so wird der Körper wieder fit für das nächste Baby. Viele Ärzte teilen diese Meinung. Eine zu schnelle Schwangerschaft könnte eventuell genauso enden. Daher verzichten viele Frauen nach diesem Erlebnis vorerst auf den Geschlechtsverkehr und suchen eher Trost und Nähe in Zärtlichkeiten.

Kaum ein Arzt legt sich aber genau fest

Ein Besuch beim Arzt ist allemal empfehlenswert. Dieser findet sofort heraus, ob der Abort noch herausgeschabt werden muss, ob mit der Gebärmutter alles in Ordnung ist oder ob vielleicht Entzündungen aufgetreten sind. Wenn nötig, wird der Arzt dies gleich behandeln. Die meisten Ärzte raten Frauen nach einer Fehlgeburt erst einmal auf Geschlechtsverkehr zu verzichten, aber auch nicht immer. Kaum ein Arzt legt sich auf eine genaue Dauer fest. Meistens überlässt der Arzt die Entscheidung seiner Patientin, es sei denn es sprechen gesundheitliche Gründe wie etwa Entzündungen dafür. Genauso wenig gibt es Vorgaben, ab wann man nach einer Fehlgeburt zum Arzt gehen muss. Manche Ärzte meinen, man müsse sofort noch am gleichen Tag kommen. Andere sagen, man könne durchaus die Fehlgeburt ausbluten lassen, wenn sich die Frau nicht außergewöhnlich schlecht fühlt. Und dann erst erscheinen, wenn sich der Körper beruhigt hat und die Frau gefühlsmäßig entscheidet, dass sie den Arzt aufsuchen möchte. Immerhin ist dies ein persönliches Erlebnis und sollte respektvoll behandelt werden. Wenn der Abort dann in der Gebärmutter haftet, kann er immer noch ausgeschabt werden. Wenn sich eine Frühgeburt anbahnt und der Arzt erkennt Probleme im Voraus, setzt er die Betroffene darüber in Kenntnis und erklärt ihr, wie eine Fehlgeburt ablaufen kann.

Mit der Zeit heilen alle Wunden und die Lust kommt zurück

Wenn eine Frau nach einer Fehlgeburt immer noch Schmerzen hat, ist das selbst für den größten Frauen-Nichtversteher noch einleuchtend. Wenn aber seelische Schmerzen hinzukommen klinken sich viele Männer aus, so zumindest berichten betroffene Frauen. Ganz gleich welche Gründe eine Frau anführt, um den Geschlechtsverkehr vorerst zu unterbinden, sie sind nie das Gespinst ihrer Einbildung und sind auf jeden Fall ernst zu nehmen. Und dies gilt für die Frau wie für ihren Partner. Denn auch aus den kleinsten Sorgen können sich große entwickeln. Jedoch kann jede Frau beruhigt sein, mit der Zeit heilen alle Wunden, die Lust kommt zurück und ebenso das Vertrauen, dass alles wieder in Ordnung ist.

Was tun, wenn es doch nicht so klappt, wie gewünscht?

Wenn die Frau beim Geschlechtsverkehr nach einer Fehlgeburt immer noch Schmerzen empfindet, sollte sie den Akt sofort unterbrechen. Dann ist sie noch nicht soweit. Keine Frau muss sich hier etwas beweisen oder sich Kritiken wie „stell dich nicht so an, das ist doch schon so lange her“ zu Herzen nehmen. Die Devise lautet dann, abwarten und auf Zärtlichkeiten nicht verzichten.

Eventuell kann die Frau auch noch ihren Frauenarzt erneut aufsuchen und sich untersuchen lassen. Wenn das Problem körperliche Ursachen hat, wird der Arzt die Patientin entsprechend behandeln. Wenn die Ursachen psychische Barrieren sind, wird er das Gespräch mit seiner Patientin suchen. Günstig ist es daher, wenn die Partner den Arzt gemeinsam aufsuchen. Manchmal ist es hilfreich, wenn eine dritte, neutrale Person die Probleme sachlich betrachtet und menschlich berät. In Extremfällen helfen auch einige Therapiestunden bei einem Psychotherapeuten. Eine Überweisung erhält die Patientin problemlos bei ihrem Frauenarzt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.