Glück – was ist das eigentlich?

Ein Interview mit dem Schweizer Glücksforscher Willibald Ruch. Willibald Ruch ist Professor für Persönlichkeitspsychologie an der Universität Zürich und forscht zu Humor und positiver Psychologie. Ein Gespräch darüber, wie Charakterstärken und Glück zusammen hängen.

In welchem Land sind die Menschen am glücklichsten?

Das kann man nicht generell auf ein Land beschränken. Es gibt aber eine Gruppe von Ländern, die häufiger vorne sind. So zum Beispiel die Schweiz, skandinavische Länder oder Dänemark. Viele afrikanische Staaten hingegen bilden das Schlusslicht.

Woran liegt das?

Man vergleicht das Niveau von verschiedenen Kriterien wie materieller Reichtum, politische Stabilität und die Möglichkeiten für Ausbildung und Beruf. Von Geld allein hängt das Glück nicht ab. So gibt es etwa einige Staaten in Südamerika, deren Menschen zwar materiell unglücklich sind. Doch auf Grund von guten Dorfgemeinschaften, dem Gefühl dazuzugehören, bezeichnen sich diese Menschen trotzdem als glücklich.

Macht Geld denn nicht glücklich?

Im Mangelbereich spielen materielle Güter eine Rolle für das Glücksempfinden. Dann zum Beispiel, wenn ich nicht weiß, ob ich am anderen Tag etwas zu essen habe. In dem Fall macht Geld tatsächlich glücklich. Wenn ich mir aber um meine Grundversorgung keine Sorgen mehr machen muss, ist es für mein Glücksgefühl nicht so wichtig,ob ich einen oder fünf Kühlschränke habe.

Was macht die Menschen denn glücklich?

Wenn materielle Dinge weniger eine Rolle spielen, rücken psychologische Faktoren in den Vordergrund. Hier sind drei Faktoren zu nennen. Beim life of pleasure geht es um Hedonismus, um ein Leben, das Spaß und Vergnügen bereitet. Ein Leben, das die Anzahl der positiven Emotionen und die Lebensfreude maximiert. Ein zweiter Faktor ist das so genannte life of meaning, das Sinn erfüllte Leben. Das kann ich erreichen, indem ich mich für höhere Ideen, Organisationen oder andere Menschen einsetze. Drittens erreiche ich Lebenszufriedenheit durch ein so genanntes life of engagement. Das besteht darin, dass ich mich engagiere, dass ich Herausforderungen suche und bewältige. Meine Lebenszufriedenheit ist am höchsten, wenn ich meine Stärken einsetzen und mein Potenzial umsetzen kann. In verschiedenen Ländern steht dieses life of engagement an erster Stelle. Menschen, denen es am besten geht, sind in allen diesen Bereichen erfüllt. Wer nicht glücklich in seinem Leben ist, sollte dort genauer hinsehen.

Sie haben untersucht, dass bestimmte Charakterstärken die Lebenszufriedenheit verbessern. Welche sind das?

Das sind Eigenschaften wie Bindungsfähigkeit, Dankbarkeit, Neugier, Enthusiasmus, Hoffnung, Freundlichkeit und Humor. Studien haben gezeigt, dass je mehr die Menschen diese Charakterstärken ausbilden, desto größer wird ihre Lebenszufriedenheit – ganz gleich ob in Mitteleuropa oder in Japan. Es gilt – wie Aristoteles gesagt hat – das Gute in sich zu kultivieren.

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