Great Glen Way – von Fort William nach Inverness am Loch Ness

Schottlands Great Glen verbindet den Atlantik mit der Nordsee. Der Wanderweg entlang Loch Ness bietet wunderschöne Natur und interessante Geschichte.

Loch Ness, einer der sagenumwobensten Seen der Welt, scheint sich endlos durch das schottische Hochland zu ziehen. Mit 37 Kilometern Länge von Fort Augustus bis Inverness und über 200 Metern Tiefe ist es das größte Frischwasserreservoir Großbritanniens. Auch wenn das Wasser niemals gefriert, ist es so kalt, dass nur wenige Lebewesen Loch Ness zu seiner Heimat gemacht haben. Nessie, das berühmte Monster, das in den Tiefen des uralten Sees leben soll, wurde allerdings bis heute nicht gefunden. Dennoch hat dieser während der letzten Eiszeit entstandene See etwas magisches an sich. Vielleicht liegt es an der rauhen schottischen Landschaft, vielleicht an der abwechslungsreichen Geschichte der Clans, Loch Ness hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

In Fort William den Ben Nevis besteigen und Whisky verkosten

Knapp die Hälfte des 117 Kilometer langen Wanderweges, der 2002 unter dem Namen Great Glen Way eröffnet wurde, führt entlang Loch Ness. Aber auch die übrige Strecke hat landschaftlich und kulturell viel zu bieten. Der Weg beginnt in Fort William am Fuße des Ben Nevis, des mit 1344 Metern höchsten Berges der britischen Inseln. Wer fit ist und genügend Zeit hat, kann den Aufstieg wagen, bevor er am folgenden Tag Richtung Inverness aufbricht. Von den Ruinen des alten Forts nahe der Bahnstation überquert man zunächst den Fluss Nevis und dann den Fluss Lochy. Hier kann man das Old Inverlochy Castle besichtigen und einen Abstecher zur Ben Nevis Distillery machen, um sich für den weiteren Weg etwas Mut anzutrinken.

Kaledonischer Kanal verbindet Atlantik und Nordsee

Nach einem Abstecher zur Corpach Schleuse, die den Glen mit dem Atlantik verbindet, läuft man entlang des Kaledonischen Kanals. Nach etwa einem Kilometer erreicht man die achtfache Schleuse Neptune’s Staircase. Der größte Teil des Great Glens besteht aus natürlichen Seen – Loch Lochy, Loch Oich und Loch Ness. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Seen und damit auch die Nordsee und der Atlantik durch den Kaledonischen Kanal verbunden. Um die unterschiedlichen Höhenlagen auszugleichen, wurden eine Reihe von Schleusen entlang des Kanals gebaut. Da der Kanal nur gut vier Meter tief ist, wird die Strecke heute nicht mehr für die kommerzielle Schifffahrt genutzt. Aber es gibt Möglichkeiten, sich privat ein Boot zu mieten, um die Lochs und den Kaledonischen Kanal zu befahren.

Zahlreiche Ruinen zeugen von abwechslungsreicher Geschichte

Der Great Glen Way führt zum größten Teil entlang des Kanals oder der Seen, was die Orientierung erleichtert. Aufgrund des bergigen Terrains gibt es nur wenige Orte, das heißt Übernachtungs- und Einkaufsmöglichkeiten liegen weit voneinander entfernt. Wer gut zu Fuß ist, kann die Strecke in fünf Tagen schaffen, mit Übernachtungen in Gairlochy, South Laggan, Invermoriston und Drumnadrochit. Allerdings bleibt so kaum Zeit für Abstecher. Entlang des Weges gibt es viele schöne Aussichtspunkte zu erklimmen und alte Ruinen zu erkunden, am bekanntesten Urquhart Castle am Loch Ness. Auch trifft man überall auf die Geschichte des Jakobiten-Aufstandes, der von den Glen Clans unterstützt wurde. Bonnie Prince Charlie, Enkel des gestürzten Stewart-Königs James VII von Schottland (und James des II von England), fand auf seiner Flucht nach dem misslungenen Aufstand zur Rückeroberung der Krone vielerorts im Glen Unterschlupf.

Hinter Fort Augustus beginnt der steile Anstieg am Ufer von Loch Ness

Wer in Fort Augustus ankommt, hat etwa die Hälfte des Weges geschafft. Fort Augustus ist ein charmanter Ort mit einer Mehrfachschleuse, die hinab zum Loch Ness führt. Ab hier geht der Wanderweg steil am Ufer hinauf. Der zweite Teil der Wanderung ist damit etwas anstrengender als der erste. Auch sind die letzten beiden Etappen etwas länger mit 22 und 29 Kilometern. Wer es etwas ruhiger angehen möchte, kann Teile der Strecke mit dem Bus zurücklegen. Die A82 führt den gesamten Glen entlang von Fort William nach Inverness. Man kann von jeder Haltestelle den Weg zurück auf den Wanderweg finden.

Unterkunft und Verpflegung sollten vorher gebucht werden

Wer den Great Glen Way wandern möchte, sollte sich gut vorbereiten. Übernachtungen sollten vorher gebucht werden, da die Anzahl an Jugendherbergen und B&Bs begrenzt ist. Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten sind ebenfalls eingeschränkt. Daher sollte man schon bei Buchung der Unterkunft erfragen, welche Verpflegung vor Ort möglich ist. Viele B&B Inhaber bieten gegen einen bescheidenen Aufpreis ein Lunch-Paket an. Manche kochen bei Vorbestellung abends Dinner oder bieten einen Shuttle-Service zum nächstgelegenen Pub an.

Anreise über Inverness, Glasgow oder Edinburgh

Fort William erreicht man mit dem Bus oder mit dem Zug von Inverness (zwei Stunden), Glasgow (drei bis vier Stunden) oder Edinburgh (vier bis fünf Stunden). Alle drei Städte haben Flughäfen, die mit London verbunden sind. Edinburgh wird auch direkt von Frankfurt/Main angeflogen. Da die An- und Abreise recht zeitintensiv sind, bietet es sich an, in Fort William und in Inverness je eine zusätzliche Übernachtung zu buchen. Wem die individuelle Planung zu aufwendig ist oder wer nicht sein ganzes Gepäck selbst tragen möchte, kann über Reiseveranstalter alles von Unterkunft bis Gepäcktransport arrangieren.

Was man mitnehmen sollte

Das Wetter im schottischen Hochland ist wechselhaft. Man kann innerhalb eines Tages alle vier Jahreszeiten erleben. Daher sollte man sowohl Sonnencreme als auch warme und regenfeste Kleidung mitnehmen. Da Einkaufsmöglichkeiten begrenzt sind, empfiehlt es sich auch bei gebuchtem Lunch-Paket zusätzlich kleine Snacks wie zum Beispiel Müsli-Riegel einzupacken. Außerdem sollte man einen Tagesvorrat an Trinkwasser mitführen. Da es kaum Banken und Geldautomaten auf dem Weg gibt und nicht alle Unterkünfte Kreditkarten annehmen, sollte man ausreichend Bargeld einstecken. Sollte dennoch etwas schiefgehen, findet man in den Schotten ein humorvolles und hilfsbereites Volk.

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