Hand-Mund-Fuß-Krankheit: Trotz Todesopfer als harmlos eingestuft

Die Hand-Mund-Fuß-Krankheit gilt in Deutschland als harmlos, trotz weltweiter Epidemien mit Todesopfern. Mediziner sind oftmals ratlos.

Die Hand-Mund-Fuß-Krankheit ist eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, die durch Coxsackie (Typ A 5, 9, 10, 16, B2, 5), Echo- (Typ 6) oder Enteroviren (Humanes Enterovirus 71) verursacht wird. Betroffen von dieser Viruserkrankung sind meist Kinder im Alter bis zehn Jahren. Bei den Infizierten tritt nach einer Inkubationszeit von drei bis sechs Tagen ein Hautausschlag (Exanthem) mit Bläschen an den Händen und Füßen auf. Hierbei sind die Seiten der Finger häufiger betroffen als die Handinnenflächen. Auf der Mundschleimhaut bilden sich kleine Bläschen (Enanthem), die sich nicht selten in schmerzhafte Erosionen (Aphten) wandeln. Auch die Zunge ist in vielen Fällen mitbetroffen. Begleitet werden diese Symptome gelegentlich von leichtem Fieber. Nach etwa acht Tagen ist der Infekt aber im Normalfall überstanden, je nach Stärke und Ausprägung der Beschwerden sogar unbemerkt, denn „wegen ein oder zwei Aphten wird wohl niemand zum Arzt gehen.“, mutmaßt Dr. Neudt, Fachärztin für öffentliches Gesundheitswesen in Lauterbach, Hessen.

Hand-Mund-Fuß-Krankheit: Unerkannt, voller Risiken und weltweit verbreitet

Die Medizinerin bestätigt, dass zahlreichen ihrer Arztkollegen die Krankheit unbekannt sei oder eben nicht genug Beachtung finde. „Ich kann mich nicht erinnern, während meines Medizinstudiums darüber etwas gehört zu haben.“ Das liege vor allem wohl daran, dass die Virsuerkrankung oftmals unerkannt verlaufe und kein typisches Krankheitsbild liefere. So sei die Bläschenbildung nicht bei jedem Erkrankten gleich stark. Problematisch kann der Krankheitsverlauf allerdings werden, wenn der juckende Hautausschlag aufgekratzt wird. Hier kommt es schnell zu Sekundärinfektionen durch das Verunreinigen der Wunden. Dieses kann zu Lungenentzündung (Pneumonie), Hirn- oder Hirnhautentzündung (Enzelphalitis, Meningitis) und Herzmuskelentzündung führen. Allerdings sind solch drastische Krankheitsverläufe in Deutschland äußerst selten und treten eher in Verbindung mit mangelnder Hygiene auf. So sterben alljährlich weltweit Kinder und auch Erwachsene an nicht oder nur unzureichend behandeltem hohen Fieber, Dehydration durch Durchfall oder an den oben beschriebenen Folgeerkrankungen in Verbindung mit der Hand-Mund-Fuß-Krankheit.

Epidemien auch in Deutschland

1997 sind 34 Kinder im Rahmen einer Epidemie in Malaysia verstorben. Der bisher schwerste Ausbruch des Enterovirus 71 wurde 1998 in Taiwan verzeichnet – damals infizierten sich 1,5 Millionen Menschen, 78 starben. Von den erkrankten Kindern starben 19,8 Prozent. Im Frühjahr 2008 hat eine durch Enteroviren verbreitete Epidemie ausgehend von der ostchinesischen Stadt Fuyang zu beinahe 20.000 Erkrankungen geführt, bis Anfang Mai waren bereits 30 Kinder an der Hand-Fuß-Mund-Krankheit gestorben.

Auch in Deutschland treten regelmäßig, meist im Frühjahr Epidemien auf, doch ist der Krankheitsverlauf im Allgemeinen hier schwächer. Auf die leichte Schulter nehmen sollte man die Erkrankung jedoch nicht. Eltern, deren Kinder an Kopfschmerzen, Fieber oder Durchfall litten, sollten mit diesen auf jeden Fall einen Arzt konsultieren. Auch die schmerzenden Aphten sollten behandelt werden. Hier bieten sich Spülungen mit Thymian- oder Kamillentee als Ersthilfe an.

Unklare Wirkung der Viruserkrankung auf Schwangerschaft

Trotz der bereits genannten Risiken gilt die Hand-Mund-Fuß-Krankheit in Deutschland als harmlose Viruserkrankung. Dabei ist noch unbekannt, welche Folgen eine Infektion mit dem Coxsackie oder Entero-Virus auf Schwangere hat. Bestätigt ist nur, dass es im ersten Trimester einer Schwangerschaft zum Abort oder einer Wachstumsverzögerung des Foeten kommen kann. Fallzahlen liegen hier jedoch nicht vor. Es gibt überhaupt wenige Berichte und Studien, die sich mit der Problematik der Hand-Mund-Fuß-Krankheit auseinandersetzen, weshalb auch Ärzte hier manchmal hilflos reagieren und Eltern sich allein gelassen fühlen.

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