Kirchen-Hochzeit out, Standesamt in

In Italien nehmen Hochzeiten ab. Die Zahlen sprechen Klartext: Im Land der romatischen Hochzeiten, trauen sich immer weniger. Im Süden spielt die Hochzeit allerdings immer noch eine große Rolle.

Mehr als 50 Prozent bevorzugen die Hochzeit auf dem Standesamt und 13,2 Prozent heiraten zum zweiten Mal, gezwungenermaßen auf dem Standesamt. So sieht das Eheleben laut den Angaben des italienischen Statistikamts Istat aus. Vor zwei Jahren sind insgesamt 250.360 Ehen geschlossen worden (4,2 pro 1000 Einwohner). Im Jahr 2006 wurden gerade mal 4.368 Ehen mehr geschlossen, von denen 3.144 so genannte „Erst-Ehen“ waren, also keiner der Eheleute bereits schon einmal verheiratet und geschieden.

Weniger Hochzeiten, ältere Brautleute

Verglichen allerdings mit 1972 haben die Hochzeiten abgenommen, denn damals wurde fast 419.000 Ehen geschlossen. Auch das Alter hat sich verändert: Die Männer sind bei der ersten Hochzeit circa 32 Jahre alt, die Frauen knapp 30 Jahre alt. Die allgemeine Tendenz: Lange Überlegen, wenig ausgeben. Ganz anders sieht das im Süden Italiens aus.

Ein Vermögen für einen perfekten Tag

„Wir gehören nicht zur Norm mit unseren 80 Gästen“, erklären Ennio Guidato und seine Frau Patrizia. Das Paar hat vor elf Jahren geheiratet und sie erinnern sich noch genau an die peniblen und anstrengenden Vorbereitungen. „Der Papierkram war eigentlich nur eine Nebensache, da normalerweise immer in der Kirche der Heimatgemeinde der Frau geheiratet wird“, erklärt Patrizia. Ist erst einmal der Termin der Hochzeit festgelegt, beginnt der eigentliche Spießrutenlauf: Friseur, Fotograf, Kosmetikerin, Blumendekoration, Reservierung des Restaurants und schließlich das Brautkleid. „Es war wirklich sehr anstrengend, aber es musste einfach ein perfekter Tag werden“, erinnert sich Patrizia.

Perfektion hat ihren Preis

Auch wenn in Italien nicht gerne über die Kosten geredet wird, sind sich alle einig: eine Hochzeit ist kostspielig. „Viele Familien verschulden sich sogar für ihre Hochzeiten, die im Durchschnitt rund 25.000 Euro kosten“, erzählt Ennio Guidato. „Allein schon der Fotograf will 2.500 Euro. Nicht mit inbegriffen ist das Fotoalbum – ganz aus Leder, in einem schicken Koffer.“ Diesen Spaß hat sich der 40-jährige Computerfachmann noch mal 500 Euro kosten lassen. An die Preise der Blumen kann er sich kaum noch erinnern. „Peanuts, verglichen mit dem Fest und dem Brautkleid“, erzählt Ennio. „Wenn man in ein angesagtes Restaurant geht und ein Fischmenu für alle bestellt, muss man mit 10.000 Euro rechnen.“ Zu guter Letzt der Friseur. „Meine Schwester hat für ihre Hochzeitsfrisur 200 Euro bezahlt, dabei wurde nicht einmal geschnitten oder irgendwelche komplizierten Zöpfe geflochten“, erzählt Patrizia.Die Anwältin war schlauer. „Ich bin am Tag meiner Hochzeit zum Friseur gegangen und habe ihm gesagt, ich wäre nur Brautzeuge – und habe 20 Euro gezahlt.“ Sicherlich ein Risiko. Was wäre gewesen, wenn etwas schief gegangen wäre?

Brautkleid bleibt Brautkleid

Beim Brautkleid war Patrizia vorsichtiger. „Zwei Monate vorher bin ich zu einer Schneiderin gegangen, mein Brautkleid hatte ich bereits im Kopf.“ Patrizia ist ein unkomplizierter Fall gewesen. „Manchmal kommen die Frauen schon sechs Monate vor der Hochzeit zu uns“, erzählt Barbara Grieco. Die 32-jährige arbeitet nach ihrem fünfjährigen Studium an der Modeschule „Accademia Moda e Costume“ in Rom im Brautmodengeschäft ihrer Mutter im süditalienischen Lecce. Nach Rom kommt sie ab und an, um sich neue Modelle der Designer anzuschauen. „Bei uns kostet ein Brautkleid zwischen 1.000 und 3.000 Euro“, erklärt Barbara. „Das hängt natürlich davon ab, welcher Stoff verwendet wird. Wenn die Frau ein Designer-Kleid haben will, kann das bis zu 10.000 Euro kosten.

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