Nukleotide und ihre Bedeutung für die menschliche Abwehr

Das menschliche Immunsystem ist von vielen Faktoren abhängig, die oft mit der Ernährung in engem Zusammenhang stehen. Dies gilt zum Beispiel für Nukleotide.

Nukleotide bestehen jeweils aus einer stickstoffhaltigen Base, einem Monosaccharid-Rest sowie einer oder mehrerer Phosphatgruppen. Die Adenosinphosphate AMP, ADP und ATP gehören zu den wichtigsten Vertretern der Nukleotide. Insbesondere zyklisches AMP (cAMP) spielt eine Schlüsselrolle für die Wirkungsweise von Hormonen und ist damit auch für das Immunsystem von Relevanz.

Rolle der Nukleotide für die Funktion des Immunsystems

Die physiologischen Funktionen der Nukleotide beziehungsweise von deren Bausteinen stehen also in enger Verbindung zum Immunsystem. Bei gesunden Erwachsenen ist die Eigensynthese dieser Stoffe durchaus ausreichend, während in bestimmten klinischen Situationen der Bedarf steigt und eine Zufuhr mit der Nahrung notwendig wird. Kommt es zu einem Mangel an Nukleotiden, erhöht sich die Gefahr einer generellen Dysfunktion der immunkompetenten Zellen. Dadurch kann es zur Beeinflussung der Immunantwort kommen. Bei metabolischem Stress wird die Ausschüttung bestimmter, für die Nukleotid-Produktion relevanter Enzyme unterdrückt und damit die Eigensynthese verhindert. Auf der anderen Seite steigt zum Beispiel bei Infektionen der Bedarf an Nukleotiden, welche zur Unterstützung der Syntheseprozesse in den immunkompetenten Zellen benötigt werden. Bereits 1983 stellte man fest, dass sich die Interleukin-2-Synthese ebenso vermindert wie die Anzahl der T-Helferzellen, wenn die Nukleotid-Zufuhr über die Nahrung ausbleibt. In verschiedenen darauf folgenden Studien konnte eine Beeinträchtigung der Immunantwort aufgrund der verminderten Nukleotid-Verfügbarkeit nachgewiesen werden. So wurde mehrfach eine verminderte T-Zell-Funktion beschrieben. Ebenso wurde eine abgeschwächte Aktivität der natürlichen Killerzellen und die Unterdrückung der Lymphozytenproliferation (Wachstum der Lymphozyten) beobachtet. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen lassen darauf schließen, dass Nukleotide in bestimmten klinischen Situationen, wie zum Beispiel bei Erkrankungen des Immunsystems, unentbehrliche Nährstoffe darstellen.

Behandlung von Erkrankungen des Immunsystems mit Nukleotiden

In einer 1997 durchgeführten Studie erhielten Patienten postoperativ eine enterale (Ernährung über den Magen-Darm-Trakt) Immundiät inklusive Nukleotide. Hiermit konnten die Infektionsraten gesenkt und die Behandlungskosten vermindert werden. Im Tiermodell führte die parenterale Supplementation (Nahrungsergänzung durch direkte Infusion in den Blutkreislauf) mit Nukleosiden und Nukleotiden bei Mäusen zu einer höheren Resistenz gegenüber krankmachenden Bakterien und Pilzen. Klinische Studien hierzu wurden allerdings noch nicht durchgeführt.

Nukleotide in der täglichen Ernährung

Unter dem Aspekt der Prävention ist es für gesunde Erwachsene nicht notwendig, Nukleotide über die Zufuhr mit der Nahrung hinaus zuzuführen. Allerdings konnte in einer Untersuchung bei mehr als 300 Kindern gezeigt werden, dass die humorale Immunantwort, also die Freisetzung von Antikörpern, durch die Gabe von Nukleotiden deutlich beeinflusst werden kann. In den Gruppen mit Humanmilchfütterung beziehungsweise Verabreichung eines nukleotidangereicherten Präparates wirkte sich die entsprechende Freisetzung von Antikörpern durchaus positiv auf die Entwicklung des Immunsystems aus. Derselbe Effekt konnte auch bei Frühgeborenen beobachtet werden. Damit stellt sich die Frage, ob Nukleotide nicht zumindest in den ersten Lebensmonaten als bedingt unentbehrliche Nährstoffe eingestuft werden sollten. Hierzu sind allerdings noch weitere klinische Studien notwendig und es existieren derzeit keine entsprechenden Empfehlungen.

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