Öko-Probleme durch Neubürger im Tierreich

Eingewanderte Arten sind nicht immer unbedenklich. Parallel zum Artenschwund tauchen bei und auch dann und wann neue Arten auf, aber das ist keineswegs immer Grund zur Freude.

Im heißen Sommer beobachteten viele Menschen ein seltsames, fliegendes Wesen, das sich an Blüten gütlich tat. Aufgrund seines langen Nektarrüssels und seines Schwirrfluges konnte man es auf den ersten Blick für einen Kolibri halten; tatsächlich war es ein Schmetterling, der unter dem Namen Taubenschwänzchen bekannt ist. Dieser Schwärmer lebt eigentlich mehr in wärmeren Gegenden; aufgrund des heißen Sommers damals verschlug es aber nicht wenige Exemplare des interessanten Tieres auch bis in Teile unseres Landes, die ein eher rauhes Klima aufweisen.

Nachdem die folgenden Sommer nicht mehr so warm waren, ist es mittlerweile auch wieder still geworden um das Taubenschwänzchen. Andere „fremde“ Tiere jedoch machen zwar weniger Aufsehen, sind jedoch im Stillen auf dem Vormarsch bzw. haben sich bereits fest etabliert.

Waschbär und Enok

Ein solcher Neubürger im einheimischen Tierreich, ein so genanntes Neozoon, ist der Waschbär, der in den letzten Jahrzehnten teilweise durch gezielte Aussetzung, teilweise durch Ausbruch aus Pelztierfarmen an verschiedenen Stellen in Deutschland Fuß fasste und sich von dort fleißig ausbreitete. Er scheint sich wohlzufühlen und nach Meinung von Experten ist er in Deutschland mittlerweile praktisch flächendeckend vorhanden. Sehr ähnlich sieht ihm der Enok oder Marderhund, der aber mit ihm nicht verwandt ist. Dieser Canide stammt aus Ostasien und wurde zu Perlzjagdzwecken im Westen der ehemaligen Sowjetunion ausgesetzt, von wo er sich weiter nach Westen ausbreitete und derzeit vor allem im Norden von Mitteldeutschland anzutreffen ist.

Während sich bei diesen beiden Carnivoren die Gelehrten darüber streiten, ob und in welchem Maße sie die heimische Fauna gefährden, ist ein wesentlich kleinerer Neubürger auf jeden Fall eine Landplage geworden: Die spanische Wegschnecke. Annähernd jeder Gartenfreund hat wohl schon unangenehme Bekanntschaft mit der braunen Verwandten unserer roten Wegschnecke gemacht, die hier kaum Fressfeinde hat und den Anbau mancher Pflanzen praktisch unmöglich machen kann.

Gefährliche Zuwanderer

Ebenfalls problematisch ist der Amerikanische Flusskrebs, der vor über 100 Jahren eingeführt wurde, um die damals durch die Krebspest dezimierten einheimischen Bestände zu ersetzen.Der amerikanische Flusskrebs ist gegen die Krebspest resistent und weniger anspruchsvoll hinsichtlich der Gewässergüte. Er überträgt aber, ohne selbst zu erkranken, den Erreger der Krebspest und infiziert damit die Bestände seines europäischen Vetters, der dadurch an den Rand der Ausrottung gebracht wurde.

Ein weiterer bedenklicher Zuwanderer ist der Mink, der amerikanische Nerz. Exemplare seiner Art brachen aus Pelzfarmen aus und fanden sich bei uns auf Anhieb gut zurecht. Nicht nur, dass der Mink den europäischen Nerz dort ersetzt, wo er bereits ausgestorben ist, er verdrängt diese hochgradig bedrohte Art auch dort, wo sie noch vorkommt. Außerdem macht er unserem Iltis den Lebensraum streitig, da dieser ebenfalls Biotope bewohnt, wie sie den beiden Nerzarten zusagen.

Alteingesessene Neubürger und Heimkehrer

Natürlich haben auch viele unserer als einheimisch angesehenen Tierarten nicht schon immer hier gelebt. Als Grenze wird das Jahr 1492 angesehen, mit dem die großen Entdeckungsreisen und in deren Folge die weltweite Seeschifffahrt begannen. Arten, die vor dieser Zeitmarke eingewandert sind, sehen wir als autochthon, also bodenständig an. Dazu gehört beispielsweise der Feldhase, ein Steppentier das bei uns erst Fuß fassen konnte, als durch Rodung von Wald für den Ackerbau Flächen mit steppenähnlichem Charakter entstanden. Später, aber auch noch während des Mittelalters und vor 1492, kam sein kleiner Verwandter, das Wildkaninchen: Mönchen brachten es als Nutztier nach Deutschland. Auch hier kamen Exemplare frei, so dass diese Art mit ihrer sprichwörtlichen Vermehrungsrate schnell alle geeigneten Lebensräume besiedelte und wie der Hase mittlerweile schon lange „dazugehört“.

Darüber hinaus gibt es Arten, die einmal bei uns heimisch waren, verschwunden und wiedergekehrt sind. Einer der erfolgreichsten Heimkehrer ist bislang der Biber, der komplett ausgerottet war und nach seiner Wiederansiedlung sich bereits wieder fest etablieren konnte. Ähnlich erfolgreich ist das Wildschwein, das zwar nie in ganz Deutschland, aber doch in vielen Teilen ausgestorben war und sich sein Lebensräume ganz ohne gewollte Hilfe des Menschen zurückerobert hat.

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