Organspende: Leben mit zwei neuen Händen

Polizist Theo Kelz, Opfer eines Briefbombenattentats, im Interview. Niemals aufgeben war und ist das Lebensmotto von Theo Kelz. Im Gespräch mit der Autorin erzählt der Polizist über sein Leben nach der Transplantation von zwei Händen.

Es geschah im August 1994 in Klagenfurt. Beim Entschärfen eines Sprengsatzes, der der „Bajuwarischen Befreiungsarmee“ des Briefbombenbauers Franz Fuchs zugeordnet wird, verlor der Polizist Theo Kelz beide Hände. Er bekam zunächst Armprothesen, träumte aber davon, eines Tages wieder zwei neue, richtige Hände zu haben. Im Jahr 2000 kam der erlösende Anruf aus der Universitätsklinik Innsbruck: „Herr Kelz, wir haben zwei schöne Hände für Sie!“ In einer 17stündigen Operation wurden die neuen Hände angenäht. Der Eingriff war sehr spektakulär, da es sich um den erst zweiten dieser Art weltweit und den ersten in Österreich handelte.

Herr Kelz, was war das für ein Gefühl, kurz nach der Transplantation, zwei neue Hände zu haben?

Ich hatte mir bereits im Oktober 1994 erstmals überlegt, Hände eines Verstorbenen verpflanzen zu lassen, aber die Zeit war noch nicht reif dafür. Ich schrieb über 50 Universitätskliniken an, sie lehnten unisono ab. Mein Traum ging erst nach sechs Jahren langem Warten in Erfüllung. Ich war und bin Professor Margreiter und seinem Team sehr dankbar, dass sie im Jahr 2000 die Transplantation durchführten. Diese Hände waren nie etwas Fremdes an mir. Sie waren sofort meine neuen Hände und wurden sowohl von meinem Geist, als auch von meinem Körper angenommen. Sie werden schließlich von meinem Blut und von meinem Hirn gesteuert.

Was wissen Sie über den Organpender? Was empfinden Sie ihm gegenüber?

Ich weiß nichts über den Organspender und hatte auch nie Schuldgefühle ihm gegenüber. Ich bin ihm und seiner Familie aber sehr dankbar, dass sie mir durch die Organspende ermöglicht haben, besser zu leben.

Sie mussten nach der Transplantation jahrelang eine Therapie machen, damit ihre neuen Hände voll funktionsfähig werden…

Das stimmt ja. Zusammen mit meiner Frau freute ich mich tagtäglich über neue Sensationen und Erfahrungen, die ich mit den Händen machte. Wenn man jahrelang zum Beispiel der Frau nicht mehr durchs Haar streichen kann und dann – eben aufgrund der neuen Hände – diese Möglichkeit wieder besteht, man die Haare auch fühlt, ist das glaube ich eines der schönsten Gefühle überhaupt, die man auch anderen Menschen mitteilen kann.

Inwieweit können Sie heute Ihr Leben wie vor dem Attentat und der Transplantation weiterführen?

Meine Hände haben eine sehr hohe Funktionalität erreicht. Ich arbeite bei der Stadtleitstelle des Landespolizeikommandos Kärnten. Mein Tatendrang ist ungebrochen. Vor dem Unfall war ich ein Weltenbummler und mit dem Motorrad weit gereister Mann. Im vergangenen Jahr habe ich mit meinem Motorrad und meinen neuen Händen in 86 Tagen die Welt umrundet. Kleine Einschränkungen gibt es natürlich, aber im Großen und Ganzen kann ich mein Leben weiterführen wie früher.

Was ist Ihr Lebensmotto?

Niemals aufgeben. Um im Leben Träume, Visionen, Wünsche, Ziele und Vorstellungen zu erreichen, ist es eine unabdingbare Notwendigkeit, hart und beharrlich an diesen Vorhaben zu arbeiten und fest daran zu glauben. Dann werden viele unglaubliche Dinge des Lebens Wirklichkeit. So wie meine neuen Hände. Ich habe heute im wahrsten Sinn des Wortes die Hände voll zu tun.

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