Rechtsradikalismus – Ohnmacht der Eltern?

Gründe für rechte Orientierung und die richtige Reaktion der Eltern. Rund ein Drittel der Jugendlichen denkt ausländerfeindlich und viele Teenager sind in der rechten Szene. Für Eltern oft unverständlich. Doch was können sie tun?

Für viele Eltern ist es ein Schlag mitten ins Gesicht: Wenn das eigene Kind nach Hause kommt, die Haare abrasiert, in Springerstiefeln und mit schwarzer Bomberjacke. Die Meinungen und Ansichten des Teenagers haben sich verändert und er ist kaum noch wiederzuerkennen. Parolen prägen sein Leben und verbotene Zeichen wie Hakenkreuze finden sich auf fast allem im Umfeld des Jugendlichen. Und auch die Freunde mit denen er durch die Straßen zieht haben ähnliche Gesinnungen und unterscheiden sich kaum vom eigenen Kind.

Studien schlagen Alarm

Zum Thema werden vom den kriminologischen Instituten regelmäßig Studien angefertigt. Die Zahlen nehmen dabei Formen an, die besorgniserregend sind. Rund ein Drittel aller Schüler in der neunten Klasse teilen die Meinung, in Deutschland gebe es zu viele Ausländer. Und immerhin knapp fünf Prozent sind in einer rechten Gruppierung. Mädchen sind bei weitem seltener Vertreten als die Jungs.

Eine kleine Ursachenforschung

Zu beobachten ist, dass vor allem Jugendliche in die rechte Szene abwandern, die diverse Probleme im persönlichen und gesellschaftlichen Bereich haben. Das Selbstwertgefühl ist oft stark angegriffen. Hänseleien auf dem Schulhof, schlechte Noten oder Probleme bei der Lehrstellensuche sind oft der Ausschlag dafür, dass die Teenager plötzlich Meinungen vertreten, die für Eltern unverständlich sind. Wenn sie selbst auf der Strecke bleiben und ein ausländischer Mitschüler weit besser dasteht, vielleicht sogar noch eine Ausbildungsstelle vorweisen kann, dann ist der erste Grundstein schon gelegt. Gepaart mit einem mangelnden Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind die Teenager empfänglich für Parolen aller Art.

Viele der Jugendliche sind „schwach“ und können sich in der Gesellschaft nicht durchsetzen. Es macht ihnen Probleme, die es zu überwinden gilt. Gerade in einer kritischen Zeit wie der Pubertät machen sich solche Umstände sehr leicht bemerkbar. Wut über die Situation verstärkt die Empfänglichkeit noch weiter.

Die rechte Szene nutzt solche Probleme aus. Unter diesen Umständen ist es leicht, das Problem auf einen ausländischen Mitbürger zu schieben. „Auf seiner Ausbildungsstelle könntest du jetzt sein“, ist eines der vielen Argumente. Es wird geglaubt, dass das Argument richtig sei. Die Wut richtet sich nun auf die ausländischen Mitbürger – und die Jugendlichen wollen es sich nicht mehr länger gefallen lassen. Also tun sie etwas dagegen. In der Gemeinschaft werden sie dann aufgewertet und plötzlich sind sie stark und jeder hat vor ihnen Angst. Solange sie in der Gemeinschaft sind, zählen sie etwas und kommen so in den Sog dieser Gruppierungen, bis ein Ausstieg kaum noch zu bewältigen ist.

Die richtige Reaktion der Eltern

Eltern können an dieser Situation zunächst nichts ändern. Die Denkweise des Sprösslings hat sich verändert. Trotzdem sollten die Eltern direkt sagen, welche Meinung sie zu diesem Thema haben. Die Erwachsenen müssen das Kind über Antisemitismus und die Rolle in der rechten Szene aufklären. Der Teenager muss sich mit den Themen Nationalsozialismus und Nazitum immer wieder auseinandersetzen.

Klare Regeln müssen gesetzt werden. Von diesen Regeln sollte nicht abgewichen werden. Hier muss direkt angesprochen werden, dass seine politische Meinung auf Ablehnung stößt und auch die Symbole der rechten Szene nicht geduldet werden. Viele Musikgruppen rangieren in der rechten Szene. Sie verbreiten die Ideologie dieser Gruppierungen. Auch die Musik muss abgelehnt werden. Solche Dinge müssen verboten werden und auch auf die Einhaltung ist strikt und ausnahmslos zu achten.

Aber bei allem sollten sie eines auf keinen Fall: Panisch werden und Panik verbreiten. Es gilt ruhig zu bleiben.

Wie müssen Eltern zu dem Kind stehen?

Egal in welcher Gruppierung ein Teenager ist: Eltern bleiben Eltern. Diese Rolle sollte auch beibehalten werden. Der Jugendliche sucht Anerkennung und will irgendwo dazugehören, aus diesem Grund ist er in der Szene. Erwachsene können und müssen diese Dinge geben.

Gefühle zeigen und nicht verstecken. Eltern müssen nicht hart sein, sondern liebevoll. Immer wieder sollten Alternativen angeboten werden, die ebenfalls ein Angebot der Gemeinschaft bilden. Anerkennung und Dazugehörigkeit sollten in einem solchen Angebot enthalten sein. Eine politische Botschaft sollten die Angebote allerdings nicht enthalten.

Ansprechpartner bleiben lautet die Devise. Auch wenn das Auftreten des Teenagers Angst macht, er braucht seine Eltern nach wie vor. Sie wollen den Kontakt zu den Eltern und sehen ihre Eltern nicht als Feinde. Auch wenn der Teenager nun den Eindruck erweckt, er würde die Erwachsenen nicht mehr brauchen: Er braucht sie genauso oder noch viel mehr als vorher.

Eltern müssen mit anderen darüber reden. Scham- oder Schuldgefühle sind am falschen Platz. Eltern sind in den meisten Fällen nicht schuld an dem Problem. Eltern sollten vor allem die Hilfe von Menschen suchen, die für das Kind eine Vorbildfunktion haben. Der Trainer, ein Lehrer, die Liste ist groß.

Scheuen sie sich nicht, professionelle Hilfe anzunehmen. Familientherapeuten sind ein Schritt in die richtige Richtung.

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