Schlafmützen im Tierreich – die verschiedensten Schlafmethoden

Schlafen ist lebensnotwendig, nicht nur für uns Menschen. Auch Tiere – sowohl Säugetiere als auch Fische, Reptilien und Vögel – brauchen den Schlaf.

Beinahe ein Drittel unserer gesamten Lebenszeit verschlafen wir. Warum dies so ist, haben die Wissenschaftler noch nicht endgültig geklärt. Aber dass wir ohne Schlaf nicht überleben könnten, ist durch verschiedene Studien erwiesen. Ebenso wie wir Menschen brauchen auch die Tiere ihren Schlaf – jedoch gibt es dabei die unterschiedlichsten und kuriosesten Schlafmethoden.

Schlafen ist lebensnotwendig

Der Schlafforscher Allan Rechtschaffen machte Ende der 80er Jahre Versuche mit Ratten, denen er über einen langen Zeitraum Schlaf entzog. Dabei setzte er die Tiere auf eine Drehscheibe, die er immer dann in Bewegung setzte, sobald die Ratten Anzeichen machten einzuschlafen. Da die Drehscheibe sich im Wasser befand, mussten die Tiere gegen die Fliehkraft anrennen, damit sie nicht ins Wasser fielen. Zwei bis drei Wochen lang hielten die Tiere durch, bis sie völlig abgemagert, erschöpft und verwundet starben. Das grausame Experiment zeigt, dass Schlaf genauso wichtig ist wie etwa die Nahrungsaufnahme. Der Rekord an Tagen, die ein Mensch ohne Schlaf ausgehalten hat, liegt bei rund 11 Tagen. Dieser wurde 2007 vom Briten Tony Wright aufgestellt. Fehlt dem Menschen Schlaf, bekommt er Konzentrationsprobleme, Halluzinationen, Gedächtnisverlust, Herzprobleme, Muskelschmerzen und weitere körperliche und geistige Beeinträchtigungen.

Die Langschläfer unter den Tieren

Im Tierreich variiert die Schlafdauer erheblich. Es gibt regelrechte Schlafmützen, die die meiste Zeit des Tages schlummernd verbringen. Absoluter Rekordhalter hierbei ist die Kleine Taschenmaus, die 20,1 Stunden des Tages verschläft. Nicht viel weniger schlafen der Koala mit fast 20 Stunden (übrigens eingeklemmt zwischen Astgabeln) und die Braune Fledermaus mit 19,9 Stunden. Danach folgen das Südliche Opossum mit 19,4 Stunden, der Igel und das Gürteltier mit rund 18 Stunden sowie der Nachtaffe mit 17 Stunden Schlaf. Beim Thema Langschläfer denkt man sofort an Faultiere, die täglich rund 16 Stunden Schlaf brauchen. Dies ist allerdings nur in Gefangenschaft der Fall. Wie erst kürzlich von Wissenschaftlern herausgefunden wurde, schlummern Faultiere in freier Wildbahn gerade Mal 9,6 Stunden pro Tag.

Tiere mit geringem Schlafbedürfnis

Spitzenreiter bei den Wenigschläfern ist mit Abstand das Okapi, das insgesamt gerade Mal fünf Minuten am Tag schläft. Selbst diese kurze Dauer teilt es sich noch in 30-Sekunden-Abschnitte auf. Ausruhen tut sich das außergewöhnliche Tier gerne, es legt sich rund sechs Stunden auf sein Nachtlager und döst auch tagsüber gerne vor sich hin. Sehr lange wach ist auch die Giraffe, die mit 1,9 Stunden Schlaf pro Tag auskommt. Das Pferd nächtigt rund 3 Stunden täglich und die Kuh schafft eine Schlafdauer von 4 Stunden. Ein außergewöhnliches Phänomen stellt der Ochsenfrosch dar. Angeblich soll er komplett ohne Schlaf auskommen können. Wissenschaftlich bewiesen ist diese These allerdings nicht.

Die interessantesten Schlafmützen im Tierreich

Für uns Menschen ist es kaum vorstellbar: der Schlaf unter Wasser. Doch für zahlreiche Tiere ist dies Alltag. Ein besonderes Beispiel ist das Flusspferd, das sich mit seinen vier Tonnen Körpergewicht einfach auf den Grund sinken lässt und dort nächtigt. Auch Seekühe schlummern auf ähnliche Weise, nur dass sie noch eins draufsetzen: Sie schlafen kopfüber. Beide Wasserkolosse müssen allerdings immer mal wieder auftauchen, um Atem zu holen. Haie haben eine besondere Art zu schlafen: Sie müssen schwimmen, damit sie durch ihre Kiemen atmen können. Dies gilt allerdings nur für Hochseehaie – Haie, die in Bodennähe oder in Höhlen schlafen, machen ihr Maul auf und zu, um Wasser durch ihre Kiemen zu schleusen. Besondere Schlafkünstler sind die Delfine: Sie lassen immer nur eine Gehirnhälfte schlafen, während die andere wach bleibt. Nach etwa zwei bis drei Stunden wechseln sie die Seite. Dabei bleibt immer ein Auge offen, um die Umgebung beobachten zu können. Diese Schlafmethode ist für Delfine wohl unumgänglich, damit sie immer wieder zum Atmen nach oben schwimmen können. Den Halbhirnschlaf praktizieren auch die Großen Schwertwale, die Seelöwen und die Seebären.

Einige Tiere schlafen mit offenen Augen, da sie keine Augenlider besitzen. Dazu gehören die Fruchtfliegen, Krebse, Fische, Schlangen und Libellen. Das Schlafen im Stehen ist für uns Menschen besonders undenkbar. Doch viele Fluchttiere haben sich diese Schlafmethode angeeignet, um bei Gefahr schnell fliehen zu können. Viele Huftiere – wie etwa Antilopen – sammeln sich in Herden und schlafen im Stehen. Zur Sicherheit stellen sie Wachposten auf. Es gibt weitere Tiere, die im Stehen schlafen, obwohl sie vor Fressfeinden kaum etwas zu befürchten haben. Dazu gehören Elefanten und Nashörner, die sich allerdings nur nicht hinlegen können, weil ihr hohes Gewicht ihre Lungen zerquetschen würde. Einen besonderen Trick hat sich der Basilisk ausgedacht: Die Echsenart legt sich am Ende eines über einen Fluss ragenden Astes zum Schlafen. Kommt ein Feind, fängt die Schlafstätte an zu wackeln und die Echse kann sich zur Rettung ins Wasser fallen lassen.

Ein besonderes Schlafverhalten ist auch das Schlummern im Flug, wie es beispielsweise der Mauersegler praktiziert. Ihm bleibt gar nichts anderes übrig, da er rund drei Jahre am Stück in der Luft verbringt und dort Beute fängt, isst und eben auch schläft. Auch die Zugvögel schlafen im Flug, um ihre riesigen Flugstrecken über dem offenen Meer zurücklegen zu können.

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