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Schluss mit dem Mythos Bierbauch

Spanische Studie belegt: Bierkonsum per se macht nicht dick. Allein die Lebenshaltung und Ernährung sind entscheidend.

Wer, wenn nicht die Briten, könnte sich mehr über eine spanische Studie zur Harmlosigkeit des Bieres freuen? Das bierselige Inselvölkchen gilt neben den Deutschen als Topkonsument des Gerstensaftes. Mehr als 2.500 Sorten, darunter solche wie das obergärige Ale, die anderen gar nicht schmecken, werden im Vereinigten Königreich gebraut. Die Briten keltern nach den Deutschen europaweit das meiste Bier. Und werden in Zukunft wohl auch noch mehr trinken. Nun machen die Ergebnisse eines spanischen Forscherteams den bierseligen Briten Hoffnung.

In England wächst die Bevölkerung und der Bierbauch

Denn die Bevölkerung wächst im Vereinigten Königreich wie der Bierkonsum. Dabei nimmt die Bevölkerung nicht nur zahlenmäßig zu, sondern auch individuell in ihrem Umfang und Gewicht. Der Brite wird also immer dicker. Ernährungswissenschaftler der Universität Newcastle warnten 2009: zwei von drei Briten seien übergewichtig. Bis 2050 werden neun von zehn Briten zu dick sein – und das wird das Land jährlich 45 Milliarden Pfund an Gesundheitsausgaben kosten, sagen die Forscher voraus. Woran das liegt, wollen Ernährungswissenschaftler an einem Mix aus fettreicher, vitaminarmer und kohlenhydratgesättigter Nahrung und wenig Bewegung festgemacht haben. Am Bier liegts jedenfalls nicht.

Bier macht nicht dick – Mediterrane Kost und Biergenuss sind ein gesunder Mix

Im Gegenteil: Bier macht nicht dick. Eine aktuelle spanische Forschungsarbeit zeigt das genaue Gegenteil auf. Demnach sei der Bierbauch ein “Mythos”. Zwei bis drei Gläser Bier am Tag sorgten nicht für Gewichtszunahme, wenn man sich sonst gesund wie die Mittelmeervölker ernährt. Viel Gemüse, Salat, Obst, Fisch, Knoblauch und Olivenöl (statt Butter) gehören zur traditionellen mediterranen Küche. Die so genannte Mittelmeerdiät soll für weniger Herz- und Kreislauferkrankungen und höhere Lebenserwartung sorgen, da sie viel Omega-3-Fettsäuren und Vitamine enthält. Nun soll sie auch noch dafür sorgen, dass der Biergenuss per se nicht dick macht.

Sind die Gene Schuld? Britische Bilderbuchbiertrinker

Die Spanier wollen erkannt haben, dass das Bild vom dickbäuchigen Biertrinker vor allem der angelsächsischen Kultur zugehört, der außer Bier, eben vor allem gesättigte Fettsäuren (Kartoffelchips und Würstchen) zu sich nimmt und sich sonst wenig bewegt. Die Wissenschaftler Ramón Estruch und Rosa Lamuela der Universität Barcelona haben in ihrer umfangreichen Studie in drei Krankenhäusern des Landes nachgewiesen, dass der gemäßigte Biergenuss (der Spanier) nicht die Körpermasse anwachsen lässt und auch nicht für Hüftspeck sorgt.

Für die Studie wurden 1249 Frauen und Männer über 57 Jahre untersucht, da sie als gefährdete Gruppe für Kreislauferkrankungen gelten. Das Ergebnis ist verblüffend: Bier an sich, so die Forscher, sei nicht ungesund. Im Gegenteil, die Probanden nahmen trotz eines halben Liter Bier täglich nicht zu, sondern verloren in einigen Fällen sogar Gewicht.

Fazit: Das tägliche Biertrinken macht nicht dick, solange sich der Mensch regelmäßig bewegt und gesund ernährt. Wilde Theorien empfehlen gar das Trinken von Bier im Rahmen einer Bierdiät.

Vitamine und Mineralstoffe – Bier als ideales Sportgetränk

Mittlerweile wird Bier sogar als ausgesprochen gesundheitsfördernd beworben, wenn es in Maßen genossen wird. Sportler trinken alkoholfreies Bier als isotonisches Getränk, um ihre leeren Energiespeicher mit Kohlenhydraten, Eiweißen, Wasser, Vitaminen und Mineralstoffen wieder aufzufüllen. Die deutschen Bierbrauer machen nicht ganz uneigennützig Werbung für Bier als Sportgetränk. Danach sei Bier auch dank des deutschen Reinheitsgebotes ein reines Naturprodukt ohne chemische Zusatzstoffe, enthalte außerdem kaum Zucker. Die meisten isotonischen Getränke weisen dagegen einen hohen Zuckergehalt oder – noch viel schlimmer – Zuckeraustauschstoffe auf. Preiswerter als diese Spezialgetränke sei Bier allemal.

Tschechen sind Weltmeister im Biertrinken

Das meiste Bier pro Kopf wird übrigens nicht in Großbritannien getrunken, sondern in Tschechien. Danach kommen die Iren als Biertrinkernation, an dritter Stelle folgen die Deutschen. Die Briten nehmen aktuell erst Platz 6 ein und die Spanier Rang 12. Weltweit gesehen, sind aber die Europäer anderen Kulturen offenbar schon seit vielen Generationen in punkto Alkoholkonsum voraus. Nach neuesten Erkenntnissen von Wissenschaftlern der Universität von Aberdeen hat die Evolution unser Ess- und Trinkverhalten beeinflusst. So sollen sich Europäer im Laufe der trinkreichen Geschichte so angepasst haben, dass sie eher dafür „gemacht“ sind, fettiges Essen zu verspeisen und Alkohol zu trinken als Asiaten. Verantwortlich sind dafür die Gene der vergangenen Generationen, die sich so verändert haben, dass Europäer heute auch mehr Alkohol vertragen als Asiaten.