Stammzellen aus Nabelschnurblut einlagern oder spenden

Stammzellen aus Nabelschnurblut als Alternative zu Stammzellen aus Knochenmark – Wissenswertes zu gemeinnütziger Spende sowie privater Einlagerung.

Wozu Stammzellen einlagern? Wo liegt der Nutzen, Nabelschnurblut zu spenden?

Zunächst: Lymphdrüsenkrebs, Leukämie oder Stoffwechselerkrankungen sind grundsätzlich durch eine Transplantation gesunder Blutstammzellen wirksam therapierbar. Für die behandelten Ärzte stellt sich in der Praxis allerdings die Frage der Verfügbarkeit, denn durchschnittliche Wartezeiten von drei Monaten sind noch der günstige Fall – für mehr als ein Drittel aller Betroffenen gibt es gar keine geeigneten Transplantate. Sogenannte adulte Stammzellen aus Knochenmark sind zur Behandlung von Krankheiten des blutbildenden Systems immer noch unverzichtbar, doch Nabelschnurblut stellt eine wertvolle Alternative und berechtigte Zukunftshoffnung dar. Schließlich ist Nabelschnurblut reich an jungen, blutbildenden Stammzellen und zudem besonders verträglich, da die Abwehrzellen des Immunsystems, die in ihnen enthalten sind, noch nicht ausgereift sind. Ein Problem sind aber die Mengen der einzelnen „Entnahmen“ – eine Spende reicht oft für einen Erwachsenen nicht aus. Daher bewahren Nabelschnurblutbanken beziehungsweise Stammzellbanken eine große Menge an Spenden für den Bedarfsfall auf.

Wie wird Nabelschnurblut gewonnen – und wer lagert es ein?

Gewonnen wird das Nabelschnurblut aus der Nabelschnurvene, in der Regel direkt im Kreißsaal durch eine unkomplizierte Punktierung der Nabelschnurvene nach der Abnabelung. Weder Kind noch Mutter werden dabei berührt, die Entnahme ist also gänzlich schmerzfrei. Danach wird das entnommene Nabelschnurblut an eine Stammzellbank oder Nabelschnurblutbank geschickt. Hier werden nach entsprechender Untersuchung des Blutes die Stammzellen isoliert und bei minus 180 Grad Celsius eingefroren – in zwar in flüssigem Stickstoff. Soweit zum technischen Aspekt – jede Spenderin muss für sich selbst entscheiden, ob sie das Nabelschnurblut der Allgemeinheit zur Verfügung stellen will oder aber es für den Eigenbedarf – also in aller Regel das eigene Kind – „reservieren“ möchte. Das hergestellte Transplantat steht dann im Bedarfsfall unmittelbar zur Verfügung, etwa zur Behandlung bösartiger Tumorerkrankungen. Wie oben schon erwähnt, müssen bei Erkrankungen des Blutes allerdings unverwandte Stammzellen zum Einsatz kommen.

Bei der Eigeneinlagerung von Stammzellen aus Nabelschnurblut müssen allerdings die Kosten für Entnahme, Transport, Verarbeitung und Lagerung von den Eltern übernommen werden. Die Lagerdauer der Stammzellen wird vertraglich festgelegt und kann auf Wunsch verlängert werden.

Nabelschnurblut spenden oder einlagern ist Vertrauenssache 

Unzweifelhaft liegt in der therapeutischen Verwendung von Stammzellen großes Potential. Neben der bereits erwähnten Therapiemöglichkeiten bei Blutkrebs auch betreffend die Eigeneinlagerung, also künftige Therapiemöglichkeiten für das eigene Kind. Beispielsweise bei der sogenannten „jugendlichen“ Diabetes oder schweren Herzerkrankungen. Die Einlagerung der Stammzellen ist allerdings Vertrauenssache – organisatorisch wie medizinisch muss alles passen.

Peter Wernet – Pionier der Stammzellforschung

Einer der renommiertesten Experten auf dem Gebiet ist der deutsche Immunologe Peter Wernet. Bereits 1993 baute er an der Düsseldorfer Universität eine freiwillige Knochenmarkspenderdatei auf, die sich unter seiner Leitung zur führenden Nabelschnurblut-Stammzellbank in Europa entwickelte. Als Koryphäe in der Stammzellenforschung ist er einer der gewichtigsten Befürworter von Stammzellen aus Nabelschnurblut, nicht zuletzt weil er ihren Einsatz sowohl ethisch (Stichwort embryonale Stammzellen) als auch immunologisch als unproblematischer ansieht.

Als neuer Leiter der in Graz ansässigen Stammzellbank Vivocell will Peter Wernet seine Erfahrung und sein Wissen dafür nutzen, die überregionale Verfügbarmachung der Nabelschnurchargen für klinischen Bereich wie Forschung zu verbessern. Es ist naheliegend, dass dieses Engagement auch Eigeneinlagerungen von Stammzellen aus Nabelschnurblut zugutekommt.

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