Terroir – wenn Wein und Wurm sich näher kommen

Warum der Regenwurm für den Wein besonders wichtig ist. Wer denkt bei Wein an Würmer, auch wenn sie viel zu dessen Güte beitragen? „Terroir“ steht für Umgebungseinflüsse. Der Regenwurm zählt hierbei zu den wichtigen Akteuren.

Die Bezeichnung „goût de terroir“, der Geschmack / das Aroma des Bodens, die Erdigkeit, beschreibt den Einfluss des jeweiligen Bodens auf das Weinaroma, sei es nun kreideartig, kieselig oder sandig. „Terroir“ bezieht sich aber auch auf geographische Faktoren, die zur Qualität und auch Individualität des fertigen Weins beitragen. Gemeint sind hier unter anderem die Höhenlage, die Position im Verhältnis zur Sonne sowie Bewässerungseinflüsse. Führt man dieses noch etwas aus, so kommt man zu einer Definition des Begriffes „terroir“, die das Gefüge aus der Rebe in ihrer natürlichen Umgebung mit allen Einflüssen von Klima bis Geomorphologie inklusive des Mikroklimas umfasst.

Würmer und andere Helfer

Neben der Bodenflora aus Algen, Bakterien, Pilzen und weiteren zeigt sich ein vielfältiges Leben der Fauna aus Protozoen, Würmern, Gliederfüßlern, Schnecken und kleinen Wirbeltieren, wie zum Beispiel Mäusen.

Kugelspringer (Dicyrtomina saundersi), Rote Samtmilbe (Trombidium holosericeum), Springschwanz (Orchesella flavescens), Peudoskorpion (Neobisium carcinoides) und Regenwurm (Eisenia foetida) sind typische Bewohner der oberen Bodenschicht. Fast unendlich erscheint die Zahl der Mikroorganismen tieferer Bereiche. Die Funktion aller Bodenorganismen im Wirkkreislauf des Pflanzenwachstums ist enorm, sodass ihnen auch im Weinbau mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte.

Verfügbarkeit

Die Verfügbarkeit von Pflanzennährstoffen wird durch differenzierte Arbeitsteilung erreicht, wobei größere Organismen die vorbereitende Zerkleinerung und Mikroorganismen dann die Zersetzung übernehmen. Die Bodenfauna ist weiterhin an der Stabilisierung der Bodenstruktur und auch am Pflanzenschutz beteiligt.

Humusbildung

Nährstoffdynamik und Struktureigenschaften des Bodens wirken sich direkt und indirekt auf den pflanzlichen Biomasseertrag aus. Ein besonderes Stichwort ist daher die Humusbildung mit mechanischer und biochemischer Verrottung. Bei der Huminisierung abgestorbener Pflanzenteilekommt es zur Hydrolyse und verschiedenen Oxidationsvorgängen. Dem folgt die mechanische Zerkleinerung, bei der Pflanzenzellen beschädigt werden. Die Reste werden direkt von Bodenorganismen enzymatisch aufgespalten oder passieren zuvor den Darm der ersten Destruenten dieser Verarbeitungsfolge. Die Produkte der Zersetzungskette verbinden sich mit Bodenpartikeln zu Ton-Humus Komplexen.

Der Regenwurm

Für die Effizienz dieser Vorgänge sind entsprechende Umgebungsbedingungen essentiell, so für aerobe Organismen eine gute Bodendurchlüftung und für Regenwurm und Co. ausreichend Wasser ohne Ausspülungsgefahr. Erst nach erfolgter Umsetzung wird das notwendige Nährstoffpotenzial für die Pflanze ausreichend nutzbar. Allein der Regenwurm bringt durch seine spezifische Aktivität zahlreiche Vorteile. Bodendurchlüftung durch Gangbildungen sowie mineralisierte Ausscheidungen verbessern die Bodenqualität. Ausgegangen wird in einem gutbesiedelten Raum von einer ungefähren jährlichen Menge von bis zu 100 Tonnen nährstoffreicher Ausscheidungen der Regenwürmer pro Hektar. Im Zeitablauf von 12-15 Jahren erreichen sie eine Umwälzung einer 10 cm tiefen Bodenschicht, woraus sich 1,5 Millionen kg Boden pro Hektar ergibt.

Voraussetzung

Unbedingte Voraussetzung für ein Funktionieren dieser Kooperation sind entsprechende Umgebungsbedingungen bezüglich Bodengefüge, pH-Wert und Nahrungsangebot durch organische Stoffe. Jeder landwirtschaftliche Eingriff in das Lebensumfeld der diversen Organismen sollte daher auf langfristige Folgen für die Existenz aller beziehungsweise jedes einzelnen beteiligten Lebewesens überprüft werden. Ein nachhaltiges Wirtschaften im ökologischen und ökonomischen Sinne setzt hier nicht nur für den Weinbau einen Maßstab.

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