Windkraft für Kommunen

Ein Engagement im Bereich Windenergie kann für Städte und Gemeinden viele Vorteile und Chancen bringen.

„Unter den Erneuerbaren Energien liegt die Windenergie bei den Faktoren Wirksamkeit, also der Kohlendioxid-Emission pro erzeugter Kilowattstunde Strom, CO2-Vermeidungskosten und spezifischer Flächenbedarf im Spitzenfeld“, erläuterte Georg von Aretin von der ABO Wind AG aus Wiesbaden. Der Projektentwickler zeigte beispielsweise auf, dass Windturbinen eine Aufstellfläche von 0,42 m2 genügt, um pro Jahr eine Megawattstunde Strom zu erzeugen. Die vorgeschriebenen Abstandsflächen würden hierbei nicht berücksichtigt, da diese ja weiterhin landwirtschaftlich nutzbar blieben. Der Vergleichswert von Biomasse beträgt 97 m2/MWh.

Einnahmen aus Pacht und Gewerbesteuer

Wirtschaftlich gesehen hätten die Gemeinden die Option, durch Verpachtung eigener Flächen Einnahmen zu erzielen. Von Aretin: „Es ist durchaus üblich, die Pachteinnahmen an den Ertrag der Anlagen zu koppeln, wobei die Verträge dabei in aller Regel eine Mindestpacht garantieren.“ Neben der Flächenpacht für den Anlagenstandort und die Kranaufstellfläche könnten auch Sondernutzungsvereinbarungen für die Kabeltrassen getroffen werden.

Alternativ dazu gebe es die Möglichkeit für Gemeinden oder lokale Stadtwerke durch den Eigenbetrieb von Anlagen Gewinne zu erzielen. Werden die Ökokraftwerke von kommerziellen Investoren betrieben, kann die Gemeinde mit Gewerbesteuereinnahmen rechnen. „Selbst wenn die Projektgesellschaft ihren Sitz nicht in der Kommune hat, in der die Windenergieanlagen stehen, bekommt diese mindestens 70 Prozent der Gewerbesteuer“, unterstrich von Aretin.

Zudem erhalten oder schaffen Installation, Wartung und Betrieb von Erneuerbare-Energien-Anlagen häufig auch Arbeitsplätze bei örtlichen Handwerks- und Gewerbebetrieben sowie deren Zulieferern. Auch hier gibt es laut dem Experten positive Effekte auf die Gewerbesteuereinnahmen.

Gut fürs Image

In Punkto Standortmarketing bieten Windenergieanlagen die Chance, sich ein Image als klimafreundliches Gemeinwesen zu schaffen – zum Teil sogar mit stärkeren Effekten, als ursprünglich erwartet. So berichtete Michael Lüer von der Juwi Wind GmbH (Wörrstadt) auf der Würzburger Tagung, dass sich die Energielandschaft Morbach in Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren zu einem Touristenmagneten entwickelt hätte, was so zunächst gar nicht geplant gewesen sei. Die auf dem Gelände eines ehemaligen Munitionslagers gelegene Anlagenkombination aus 14 Windturbinen, mehreren Fotovoltaikanlagen, einer Biogasanlage, einem Holzhackschnitzel-Heizwerk und einem Produktionswerk für Holzpellets hat seit dem Jahr 2003 rund 20.000 Besucher aus über 60 Ländern angezogen, was sich nicht zuletzt auch in gestiegenen Übernachtungszahlen niederschlägt.

Windenergie im Wald

Bei der Standortsuche nimmt die Windenergiebranche zunehmend die Wälder ins Visier. „Waldstandorte in exponierter Lage bieten in Deutschland beste Bedingungen zur Windenergienutzung“, betonte Michael Lüer. Nicht zuletzt deshalb habe sich sein Unternehmen auf die Umsetzung von Wald-Projekten spezialisiert. So habe Juwi Wind in Rheinland-Pfalz bereits zehn Standorte mit über 70 Windenergieanlagen auf kommunalen Waldflächen und in Staatsforsten realisiert. Nach den Beobachtungen von Lüer haben Waldstandorte einige Vorteile auf ihrer Seite. So sei die „gedämpfte Sichtbarkeit“ der Anlagen durch den umgebenden Wald förderlich für die allgemeine Akzeptanz. Außerdem gebe es durch die Entfernungen zu den Wohnsiedlungsbereichen nur vergleichsweise wenig Konflikte bei Schall und Schatten. Ein Benefit für die Forstwirtschaft: Die entstehenden Freiflächen um die Windenergieanlagen könnten als Waldwiesen, Äsungsflächen und Holzlagerstellen genutzt werden.

Um die Eingriffe in das Ökosystem des Waldes zu minimieren, müssen laut Lüer einige Punkte beachtet werden. So könnten durch eine Absprache der Standorte mit der Forstbehörde die Rodungen gering gehalten werden. Außerdem werden die gerodeten Waldflächen als Ausgleichsflächen an vergleichbaren Stellen wieder aufgeforstet. Für die Zufahrt zu den Anlagen könne in aller Regel das Forstwegenetz genutzt werden, so dass hier meist keine Eingriffe nötig seien. Im Wald sollten hauptsächlich Turbinen mit großer Nabenhöhe eingesetzt werden, die für einen ausreichend großen Abstand zwischen den Baumkronen und dem Rotorblatt sorgen. Kombiniert mit großen Rotoren könne eine höhere Nennleistung erzielt werden. Über die Steigerung des durchschnittlichen Jahresertrags pro Anlage lässt sich ihre Zahl reduzieren. Bei der Ausweisung entsprechender Flächen sollten geringwertige, monokulturell geprägte Standorten innerhalb großer, zusammenhängender Waldgebiete bevorzugt werden, Waldrandbereiche seien zu meiden. „Werden all diese Punkte berücksichtigt, wird sich die Akzeptanz der Windnutzung in Waldgebieten in Zukunft weiter erhöhen“, ist sich Lüer sicher.

Hohe Potenziale, aber Akzeptanzprobleme

Die Zukunft der Energieversorgung ist auch im Allgäu ein zentrales Thema. Mit über 94.000 Haushalten größter regionaler Stromanbieter der Region ist die Allgäuer Überlandwerk GmbH (AÜW, Kempten). „Eine energiewirtschaftliche Studie, die das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme in unserem Auftrag vor zwei Jahren angefertigt hat, bescheinigt der Windkraft im Allgäu ein sehr hohes Potenzial, das allerdings durch das Ausschlussgebiet des Regionalplans erheblich eingeschränkt wird“, berichtete AÜW-Geschäftsführer Michael Lucke auf dem Innovationstag. „Hinzu kommt, dass bei uns Windturbinen nicht von jedermann gerne gesehen sind.“ Um dennoch den eigenen Klimaschutzzielen näher zu kommen und von den Energielieferungen der Großkonzerne unabhängiger zu werden, hat die AÜW eine Ausbaustrategie für die Windkraft aufgesetzt. Demnach sollen die bestehenden Anlagen ertüchtigt sowie rund 20 neue Anlagen mit insgesamt rund fünf Megawatt gebaut werden. Vorgesehen ist dabei eine hohe Bürgerbeteiligung über das Zeichnen von Anleihen. Um für das Vorhaben zu werben, setzt die AÜW auf lokal be- und anerkannte Persönlichkeiten. So arbeitet der Energieversorger bei der Überzeugungsarbeit vor Ort mit ehemaligen Bürgermeistern zusammen, die, laut Lucke „die Bürger dort abholen, wo sie stehen.“

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