Wann ist Physiotherapie im Bewegungsbad hilfreich?

Die Physiotherapie im Bewegungsbad ist therapeutisch oft sehr hilfreich, in Einzel- oder Gruppenbehandlungen bei übergreifend guten psychischen Effekten.

Bei vielen Erkrankungen ist zu überlegen, ob eine physiotherapeutische Behandlung im Bewegungsbad indiziert ist. Diese kann sowohl ergänzend als auch ersetzend sinnvoll sein. Sowohl Einzelbehandlungen als auch Gruppenangebote werden von Physiotherapeuten gestaltet. Die Wirkfaktoren eines Bewegungsbades sind vielfältig und in den meisten Disziplinen der Medizin hilfreich.

Bewegungsbad in der Chirurgie und Orthopädie

Bei chirurgischen und orthopädischen Erkrankungen wird vorrangig die Auftriebskraft des Wassers genutzt. So ist es möglich, unter Abnahme der Eigenschwere einzelner Extremitäten oder des ganzen Körpers Bewegungsabläufe zu üben. Wenn man an Land mit Hilfsmitteln wie zum Beispiel Unterarmgehstützen gehen muss, kann man das im Bewegungsbad je nach Belastungsfreigabe auch ohne diese. Auch wenn man teilbelasten muss, aber viel Körpergewicht mitbringt oder bei gleichzeitigen Einschränkungen der oberen Extremtitäten, kann eine Gangschule im Bewegungsbad manchmal die einzige Möglichkeit sein, das Gehen zu trainieren.

Auch bei Erkrankungen wie Rheuma, Fibromyalgie oder Schmerzerkrankungen des Bewegungsapparates ist die Auftriebskraft ursächlich dafür verantwortlich, dass der Bewegungshorizont der Betroffenen sich erweitert und die Schmerzen gelindert werden.

Bewegungsbad in der Neurologie

Bei neurologischen Erkrankungen mit Spasmen, ein krampfartig erhöhter und schmerzhafter Muskeltonus, der sich willentlich nicht beeinflussen lässt, sorgt die Temperatur des Wassers dafür, dass der Tonus sinkt und sich die Spasmen reduzieren. Das hat neben einer Schmerzreduzierung zur Folge, dass Bewegungsausschläge möglich werden, die bei der Physiotherapie an Land nicht erreicht werden können.

Bei Teilparesen, Teillähmungen der Muskulatur, macht man sich die Auftriebskraft zu Nutze. Nach Abnahme der Eigenschwere reicht bei einigen Menschen die verbliebene Kraft, sich selbstständig zu bewegen. So kann bei einem inkompletten Querschnitt an Land die Kraft nicht reichen zum Gehen, nicht mal mit Gehhilfen. Aber unter Wasser ist das dann doch möglich.

Bewegungsbad in der Geriatrie

Alte Menschen sind oft von mehreren Erkrankungen gleichzeitig betroffen, die Auswirkungen können sehr einschränkend sein. Im Wasser reduziert die Temperatur die Schmerzen, die Auftriebskraft sorgt dafür, dass die Bewegungen leichter möglich werden, der Reibungswiderstand hemmt die Sturzneigung und ermöglicht sehr fein dosierte Kräftigungsübungen. All das bringt alten Menschen Freude an der Bewegung zurück, die verständlicherweise bei großen Einschränkungen schon mal verloren gehen kann. Auch nach operativen Eingriffen an den unteren Extremitäten profitieren ältere Menschen von der Mobilisierung, die im Wasser möglich ist und kehren so schneller in den Alltag zurück.

Bewegungsbad in der Inneren Medizin

Ein sehr effektives Herz-Kreislauf-Training ist im Bewegungsbad möglich – durch die gute Dosierbarkeit der Belastung über den Reibungswiderstand bei gleichzeitiger Gewichtsabnahme über die Auftriebskraft des Wassers und den Einfluss des hydrostatischen Druckes auf das kapilläre System. So können Menschen mit nichtakuten Herzerkrankungen lernen, sich wieder schrittweise zu belasten. Aber auch Betroffene von schweren Erkrankungen oder Operationen wie Tumorleiden oder Transplantationen profitieren in der Rekonvaleszens von einer Behandlung im Wasser. Auch für übergewichtige Menschen ist dies eine schonende Behandlungsmethode, die vielleicht auch die Grundlage für mehr Bewegung an Land legen kann.

Bewegungsbad in der Gynäkologie

Schwangere profitieren sehr von der Auftriebskraft des Wassers und können so bis zum Geburtstermin ohne große Belastungen des Bewegungsapparates Kraft und Ausdauer trainieren. Auch Frauen nach Brustkrebsoperationen finden die Physiotherapie im Wasser oft sehr entlastend, besonders wenn auch Lymphknoten entfernt wurden. Allerdings sollte hier die Wassertemperatur 29 Grad Celsius nicht übersteigen, da sonst vermehrt die Gefahr für ein Lymphödem im betroffenen Arm entsteht.

Bewegungsbad in der Psychosomatik

Allein der Aufforderungscharakter des Wassers bringt manche Patienten in psychosomatischen Kliniken wieder mehr in gesunde Bewegung. Aber auch die Wassertemperatur sowie die damit einhergehende Tonussenkung der Muskulatur und die allgemeine Entspannung sind hilfreich. Durch den Reibungswiderstand des Wassers erfährt man seine Körpergrenzen deutlicher, viele Patienten in der Psychosomatik machen hier heilende Erfahrungen. Und auch die teilweise verdeckte Sicht ist ein Grund für den Einsatz des Bewegungsbades. Bei körperlichen Auffälligkeiten oder Schamgefühlen ist dies manchmal die einzige Möglichkeit, überhaupt wieder in Bewegung zu kommen.

Ist Physiotherapie im Bewegungsbad verordnungsfähig?

Nach den Vorgaben des Heilmittelkataloges der Physikalischen Therapie sind Behandlungen im Bewegungsbad auch auf Rezept und damit auf Kosten der Krankenkassen möglich. Sowohl Einzel- als auch Gruppenbehandlungen sind verordnungsfähig. Hierzu muss der behandelnde Arzt eine Heilmittelverordnung über Physikalische Therapie ausstellen.

Sollte man nach der Physiotherapie im Wasser Spaß gefunden haben am Aquasport, kann man in vielen Schwimmbädern hier weiter trainieren. Auch die Kosten dafür übernehmen viele Krankenkassen anteilig.

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