Was kann man noch essen?

Wieder hat ein Lebensmittelskandal die Verbraucher erschüttert, und wieder wird man bestimmte Lebensmittel in Zukunft meiden – und es wieder vergessen.

Dioxin im Ei, Hormone im Fleisch, Rinderwahnsinn, Schweinepest, genetisch verändertes Obst und Gemüse, Formfleisch und Analogkäse, Frostschutzlösungen als Süßungsmittel im Weißwein, Würmer in Fischprodukten und Gammelfleisch auf dem Dönerspieß – langsam aber sicher vergeht einem der Appetit. Ironisch erscheinen einem da die Bilder aus der Werbung – glückliche Kühe und Hühner, sonnige Almwiesen und wogender Weizen. Ernährung ist ein Industriezweig geworden, in dem es wie in jeder Industrie nur noch um möglichst billige Herstellung und um Profit geht.

Die Verbraucher haben mehr Einfluss als sie denken

Die Ernährungsindustrie bietet den Konsumenten nur das, was sie wollen: nämlich möglichst viel Fleisch, möglichst alle Früchte und Gemüse zu jeder Jahreszeit, und das alles auch noch möglichst billig. Vor allem billig. Mit der „Geiz ist geil“ – Mentalität haben wir selbst begünstigt, dass sich eine Ernährungsindustrie dieser Art etabliert hat. Im Umkehrschluss würde das heißen: Wäre der Verbraucher in noch größerem Ausmaß bereit, mehr auf Qualität als auf Quantität zu achten, mehr Produkte aus regionalem Anbau zu kaufen und dafür in Kauf zu nehmen, dass es nicht alles zu jeder Jahreszeit gibt, dass der Einkauf etwas teurer wird, und dass die Zubereitung von Essen eben immer auch etwas Arbeit macht – die Ernährungsindustrie käme wohl in einige Schwierigkeiten.

Öko und Bio liegen voll im Trend

Mittlerweile sind Lebensmittel in Bio-Qualität nicht mehr nur ein Luxus der Wohlhabenden, sondern haben auch die Mittelschicht erreicht. Trotzdem – konsequente Bio-Ernährung bleibt teurer als kostengünstige Fertiggerichte, und ist deswegen nicht von jedem durchzuhalten. Überdies gibt es Studien, nach denen Bio-Ernährung angeblich gar nicht gesünder sein soll als herkömmliche, weil Konzerne wie Edeka oder Aldi längst auf den Bio-Zug aufgesprungen sind. Und es gibt auch noch einen weiteren, besorgniserregenden Trend: Seit Jahren geben die Deutschen durchschnittlich immer weniger für Nahrungsmittel aus. Nur noch 11,2 % ihres Einkommens waren es durchschnittlich im Jahr 2009. Wird uns vielleicht immmer mehr egal, was wir essen?

Ein Bereich, in dem Verbraucher die Konsequenzen ziehen, ist die Babyernährung

Bei jungen Eltern ist es heute Trend, den Baby-Brei aus frischen Gemüsen selbst herzustellen, da man nicht mehr auf Qualitätszusagen der Babynahrungshersteller vertrauen mag. Tatsache aber ist, dass Obst und Gemüse, das im normalen Handel verkauft wird, belastet ist. „Es ist unverantwortlich, dass Supermärkte jungen Eltern wissentlich derart belastete Ware für ihre Kinder anbieten“, sagt Landwirtschafts-Experte Eckehard Niemann von Greenpeace. Die Organisation fordert, dass Händler ihre Ware mit dem Hinweis „Für die Ernährung von Kleinkindern ungeeignet“ kennzeichnen sollten. „Die Gifte können zu Langzeitschäden im Nerven- und Immunsystem führen“, erklärt Niemann. Der Gesetzgeber hat scharfe Grenzwerte für Baby- und Kleinkindkost festgelegt. So darf fertig hergestellte Kleinkindnahrung nur 0,01 Milligramm Pestizide pro Kilogramm Nahrung enthalten. Verkauft werden aber Obst und Gemüse, für die normale Grenzwerte von bis zum 500fachen gelten. Die Tester von Greenpeace, die regelmäßig Obst, Gemüse, Trauben, Paprika und Erdbeeren aus herkömmlichem Anbau untersuchen, gehen davon aus, dass etwa 40 Prozent der Frischware mit Spritzmittel-Resten belastet ist. Kommen junge Eltern also vom Regen in die Traufe?

Für Ernährungsbewusste: Einkaufsgemeinschaften von Hofläden

Hofläden verkaufen regionale Erzeugnisse in giftfreier und hochwertiger Qualität. Eine relativ neue Einrichtung sind Einkaufsgemeinschaften. Durch die Zahlung eines monatlichen Beitrages (15 – 20 EUR pro erwachsene Person eines Haushaltes) kann jeder Interessierte Mitglied einer Einkaufsgemeinschaft eines Biohofes werden und zu vergünstigten Preisen einkaufen. Einige Hofläden liefern wöchentliche Obst- und Gemüsekisten auch nach Hause. Im Vergleich zu üblichem Einkauf ist das sicherlich etwas teurer – je nach Größe des Haushaltes. Für den, der sich konsequent mit Lebensmitteln aus biologischem Anbau ernähren will, ist es aber die günstigste Art und Weise. Außerdem ist es eine gute Tat: die Verbraucher stärken so die heimische Landwirtschaft.

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