Was sind Endemiten? Wie entstehen sie?

Was sind Endemiten und wie entstehen sie überhaupt? Wie ist der Endemismus in Europa verteilt und was sind die Gründe dafür?

Tier- und Pflanzenarten sind auf der Erde nicht gleichmäßig verbreitet, sondern sie bewohnen nur eine oder mehrere bestimmte Regionen, die man insgesamt als das Areal dieser Art bezeichnet. Ist das Areal einer Art oder einer Verwandtschaftsgruppe (Taxon) nun auf eine bestimmte geografische oder auch politische Region beschränkt, bezeichnet man die Art oder das Taxon als endemisch für diese Region. Dabei ist entscheidend, auf welchen räumlichen Maßstab man sich bezieht. Die Kakteen beispielsweise sind in ihrem natürlichen Vorkommen, abgesehen von einer einzigen Kakteenart, auf Südamerika beschränkt und somit Endemiten Südamerikas. Lemuren, zu denen beispielsweise Katta und Mausmaki gehören, sind Endemiten Madagaskars, da sie ausschließlich hier vorkommen. Als Subendemiten bezeichnet man hingegen Taxa, die zum größten Teil auf ein umgrenztes Gebiet beschränkt sind und zusätzlich kleine Bestände in umliegenden Regionen aufweisen.

Entstehung von Endemismus

Endemiten entstehen durch isoliert ablaufende Evolution. Unüberwindbare Gebirge, Wüsten oder Meere separieren Populationen einer Art voneinander und die Evolution verläuft dann in beiden Gebieten, aufgrund unterschiedlicher Selektionsfaktoren, in verschiedene Richtungen. Immer wenn zwischen zwei Individuengruppen einer Art kein Genfluss mehr stattfindet (also keine geschlechtliche Vermehrung) können die beiden Gruppen unabhängig voneinander evolvieren. Es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, bis auf diese Weise neue Arten entstehen (insofern die Entwicklungslinie nicht vorher wieder ausstirbt). Können die neu entstandenen Arten ihre Entstehungsregion nicht verlassen oder, aufgrund anderer Umweltbedingungen, andere Gebiete nicht besiedeln, sind sie endemisch. Dies ist eine Begründung für das häufige Auftreten von Endemiten auf Inseln, wie zum Beispiel den Kanaren. Auf dem lange isolierten Kreta sind beispielsweise 10 Prozent der Pflanzen endemisch. Die ursprüngliche Flora von Hawaii bestand zu fast 95 Prozent aus Endemiten. Gebirgsgipfel können für Lebewesen, die nur wenig wandern können, ebenfalls solche Inseln darstellen.

Endemismus in Europa

Unzählige Arten sind in ihrer Verbreitung auf Europa beschränkt. Die meisten von ihnen kommen in Teilen des Mittelmeerraumes oder der angrenzenden Hochgebirgen (Alpen, Karpaten, Pyrenäen) vor. Je weiter man nach Norden kommt, umso weniger Endemiten gibt es. Das spanische Festland beherbergt rund 700 Endemiten, das Alpenland Österreich 575 (sub)endemische Tier- und 150 Pflanzen-Taxa (Arten und Unterarten), für Deutschland sind nur noch 42 endemische Pflanzentaxa belegt. Die Zahl der „deutschen“ Tiere ist nicht bekannt.

An der ungleichmäßigen Verteilung der Endemiten hat vor allem die Klimageschichte Schuld. Während der letzten Eiszeiten sind die Gletscher immer wieder von Norden und von den Hochgebirgen her vorgedrungen. Arten, die wandern konnten, zogen in wärmere Gebiete weiter. Viele Andere starben aus. Mitteleuropas große Gebirge verlaufen in westöstlicher Richtung. Sie bildeten somit für viele Lebewesen eine unüberwindbare Barriere auf deren Reise in den wärmeren Süden. Darum ist die Flora Mitteleuropas auch verarmt, im Gegensatz zur Flora Nordamerikas, wo die Gebirge in Nord-Süd-Richtung verlaufen. Da Kalt- und Warmzeiten vielfach gewechselt haben, wurde unsere Flora immer wieder „ausgesiebt“.

Da die Evolution im Norden Europas nach dem Rückzug der Gletscher weniger Zeit hatte und es dort keine geografisch besonders stark voneinander isolierte Regionen gibt, wird der Anteil der Endemiten an den einheimischen Lebewesen nach Norden hin immer geringer.

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