Wenn der Kopf brummt – Volkskrankheit Kopfschmerz

Häufige Kopfschmerzen sind keine Bagatelle, sondern eine ernste Gefahr für die Gesundheit.

Volkskrankheit Kopfschmerz: 54 Millionen Bundesbürger leiden regelmäßig darunter. Keineswegs immer unter den gleichen – Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz. Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft (IHS) unterscheidet inzwischen 180 verschiedene Formen. Ob es pocht oder aber eher sticht, ist nicht einerlei. Was sich unter der Schädeldecke abspielt, hat verschiedene Ursachen und muss unterschiedlich behandelt werden. Weshalb Kopfschmerzen auch eine genaue Diagnose erfordern: Wer täglich oder fast täglich darunter leidet, sollte sich von einem Spezialisten untersuchen lassen. Denn ein »normaler« Spannungskopfschmerz entpuppt sich nicht selten als chronische Migräne.

Spannungskopfschmerzen

Wie der Name schon sagt: Auslöser sind in den meisten Fällen Verspannungen der Nackenmuskulatur, bedingt durch Haltungsfehler und vor allem Stress. Aber auch Zugluft, Sauerstoffmangel und Wetterwechsel können die Ursachen sein.

1. Wie sich die Schmerzen anfühlen

Fast jeder kennt die dumpfen Schmerzen, die aus einer Richtung auf den Kopf drücken und sich oftmals wie ein Band um den Kopf legen.

2. Was man tun sollte

Nicht gleich zur Tablette greifen – vielfach bringen schon andere Strategien gegen den Schmerz Linderung. Falls nicht, können Antidepressiva in niedriger Dosierung helfen, da sie in die Schmerzverarbeitung eingreifen.

Migräne

Rund 14 Millionen Menschen leiden bundesweit darunter. Oft, ohne es zu wissen: Migräne wird viel zu selten als solche erkannt. Die häufigsten Auslöser der Schmerzattacken sind Wetterwechsel. Aber auch bestimmte Nahrungsmittel wie Käse, Nüsse oder Schokolade, Stress, hormonelle Schwankungen, zu wenig oder zu viel Schlaf können Migräneanfälle provozieren.

Bei der Entstehung der Krankheit spielt Vererbung eine wesentliche Rolle. Forscher der Schmerzklinik Kiel und der Universität Bonn haben nun den verantwortlichen Schlüssel im Erbgut entdeckt: Am Chromosom 1 finden sich bei den häufigsten Migräneformen charakteristische Veränderungen. Unklar ist jedoch noch immer, wie Migräneauslöser den schmerzhaften Prozess in Gang setzen und was ihn wieder stoppt.

1. Wie sich die Schmerzen anfühlen

Migräneschmerzen treten pochend, hämmernd und meist einseitig in den Regionen um Stirn, Schläfen und Augen auf. Die Häufigkeit der Attacken variiert stark: Manche Menschen haben nur eine bis zwei im Jahr, andere hingegen ein bis zwei Mal pro Woche darunter zu leiden. Die Anfälle können zwischen 4 Stunden und 3 Tagen dauern und sind oft von Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit begleitet.

2. Die vier Phasen der Migräne

  • Phase 1

Die so genannte Prodromalphase kann dem eigentlichen Schmerz Stunden bis Tage vorausgehen. Typische Symptome sind Reizbarkeit, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Heißhunger oder Appetitlosigkeit und Stimmungsschwankungen.

  • Phase 2

Die Aura: Entwickelt sich binnen weniger Minuten und dauert 15 bis 20, selten 60 Minuten. Typische Symptome sind Seh- und Empfindungsstörungen wie Blitze oder Flimmern vor den Augen.

  • Phase 3

Der eigentliche Schmerzanfall, der bis zu 72 Stunden dauern kann.

  • Phase 4

Die so genannte Postdromalphase, in der die Attacke abklingt. Typische Symptome sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit und depressive Stimmung.

3. Was man tun sollte

Die gute Nachricht vorweg: Migräne ist zwar (noch) nicht heilbar, aber behandelbar. Wichtig ist dabei neben Medikamenten das richtige »Management« – zur Vorbeugung und um die Attacken bereits in der ersten Phase abzufangen.

Medikamentenbedingter Kopfschmerz

Werden Schmerz- und Migränemittel zu häufig eingenommen, können diese selbst Kopfschmerzen auslösen – unabhängig vom Wirkstoff. Besonders hoch ist das Risiko bei Kombi-Präparaten, die mehrere Wirkstoffe enthalten.

1. Wie sich die Schmerzen anfühlen

Medikamenten-bedingter Kopfschmerz ist dumpf drückend. Er kann beid- oder einseitig, mehrmals die Woche bis täglich auftreten. Häufig beginnen die Schmerzen bereits beim Erwachen und halten den ganzen Tag über an.

2. Was man tun sollte

Zunächst ist eine Entzugsbehandlung nötig, um die ursprüngliche Kopfschmerzart herauszufinden. Erst dann kann eine spezifische Behandlung eingeleitet werden. Beides ist allerdings Aufgabe des Arztes – kein Fall zur Selbstbehandlung also.

Tipps zur Selbstbehandlung

Bei Kopfschmerz- und Migränemitteln besteht immer die Gefahr der Gewöhnung. Zudem kann sich Medikamentenkopfschmerz entwickeln. Daher, so die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), gilt grundsätzlich: Die Mittel dürfen an höchstens 10 Tagen im Monat, nur 3 Tage hintereinander und maximal 3 Monate lang genommen werden. Wer eine höhere Dosierung benötigt, sollte unbedingt einen Arzt zu Rate ziehen.

1. Bei Spannungskopfschmerzen

Medikamente der 1. Wahl: Einzeldosis mit 2 Tabletten einer fixen Kombination aus (pro Tablette) 250 mg Acetylsalicylsäure, 250 mg Paracetamol und 65 mg Koffein.

Medikamente der 2. Wahl: Je Einzeldosis von 1000 mg Acetylsalicylsäure oder 400 mg Ibuprofen.

2. Bei akuten Migräneattacken

Medikamente der 1. Wahl: Je Einzeldosis von 1000 mg Acetylsalicylsäure, 400 mg Ibuprofen, 1000 mg Paracetamol oder 2 Tabletten einer fixen Kombination aus 500 mg Acetylsalicylsäure, 400 mg Paracetamol und 100 mg Koffein.

3. Tagebuch über die Kopfschmerzen

Das hilft, die Auslöser wie etwa Nahrungsmittel – so genannte Trigger – ausfindig zu machen und künftig zu meiden. Vordrucke für ein Kopfschmerztagebuch, Anleitungen für Entspannungsübungen und einen Kopfschmerztest finden sich im Internet unter www.forum-schmerz.de.

4. Weitere Strategien gegen den Schmerz

  • Bei Schmerzen hinter der Stirn die Schläfen einen fingerbreit neben den Augenbrauen mit kreisenden Bewegungen massieren.
  • Stirn und Schläfen mit Pfefferminzöl oder Franzbranntwein einreiben.
  • Versuchen, Stress, wo es geht, abzubauen.
  • Tagesablauf strukturieren: Regelmäßige Essenszeiten, zur gleichen Uhrzeit ins Bett gehen und aufstehen.
  • Ausreichend trinken: Flüssigkeitsmangel erhöht die Anfälligkeit für die schmerzlichen Attacken.
  • Regelmäßig Ausdauersport, wie Joggen, Walken oder Radfahren, betreiben.
  • Bei Kopfschmerzen durch Verspannungen helfen heiße Kompressen oder eine Wärmflasche im Nacken.

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