Wie funktionieren die Mandeln (Tonsillen)

Die Mandeln – die Mini-Organe machen einen Mega-Job. Die menschlichen Mandeln gelten als wichtiges Organ in der Immunabwehr. Sie verteidigen den Körper gegen allerhand Keime, sind aber selbst relativ anfällig.

Viele Menschen erinnern sich mit Grauen an die Mandelentzündungen ihrer Kindheit zurück. Man glaubt kaum, was für Beschwerden diese winzigen Organe im Hals machen können, wenn sie erkranken.

In den ersten Lebensjahren in Höchstform

Gerade im Baby- und Kleinkindalter des Menschen haben die Mandeln eine enorm wichtige Aufgabe zu erfüllen. Strategisch clever liegen sie am Eingang zum Atem- und Speisetrakt des Körpers, zwischen dem vorderen und hinteren Gaumensegel. Wenn Kinder Keime und Fremdstoffe einatmen oder verschlucken, müssen diese stets an den Mandeln vorbei, die sie dann ins Körperinnere schleusen. So lernt das Immunsystem die Erreger kennen und kann Antikörper dagegen bilden. Im Erwachsenenalter haben die Mandeln ihren Dienst erfüllt und verkümmern bei vielen Menschen.

Tapferer Wächter, der selbst oftmals kränkelt

Die Gaumenmandeln, die ihren Namen aufgrund der Ähnlichkeit zur gleichnamigen Steinfrucht haben, bestehen aus Bindegewebe und Lymphknoten. Für den Kontakt mit den Krankheitserregern in Luft und Nahrung benötigen sie eine zerklüftete Oberfläche. Bleiben Keime dort länger als üblich haften und ist das Immunsystem gerade überlastet, können die allseits bekannten, unangenehmen Halsschmerzen entstehen.

Die Mandeln entzünden sich, schmerzen, schwellen an und sondern oftmals einen weißlichen Belag ab – der Arzt diagnostiziert eine Tonsillitis und verschreibt meist ein Antibiotikum.

Einer der größten Feinde der Mandeln sind die Streptokokken, die Verursacher der eitrigen Angina. Die Sympthome sind Fieber über 38 Grad, stark entzündete Mandeln und geschwollene Lymphknoten am Hals. Anders als bei einer Virusinfektion leiden die Betroffenen weder an zusätzlichem Schnupfen noch an Husten. Bestimmte Unterarten der Streptokokken verursachen zudem die Kinderkrankheit Scharlach, bei der ein Hautausschlag und die bekannte „Himbeerzunge“ zum Krankheitsbild der Tonsillitis hinzukommen.

Bei Verdacht auf eine Streptokokken-Infektion kann der Arzt einen Schnelltest durchführen. Mittels einem Rachenabstrich steht in wenigen Minuten fest, ob es sich um eine solche Infektion handelt oder nicht. Oft bestätigt sich der Verdacht, leiden doch 20 Prozent aller Kinder zwischen drei und 18 Jahren einmal im Jahr an einer eitrigen Angina.

Oft hilft nur noch eine Operation

Durch zahlreiche Mandelentzündungen können sich die Lymphwege im Inneren der Mini-Organe verlegen. Dann schwellen sie auch nach überstandener Infektion nicht mehr ab und behindern so die reibungslose Nahrungsaufnahme. Betroffene berichten nicht selten über drei Liter Flüssigkeit zu den Hauptmahlzeiten, damit der Speisebrei die eng gewordene Kehle überhaupt noch passieren kann.

Richtig unangenehm wird es, wenn sich eine chronische Angina entwickelt, bei der selbst Antibiotika nicht mehr alle Entzündungsherde ausschalten können. Betroffene erkranken alle paar Monate von Neuem daran und müssen immer wieder Antibiotika schlucken. In den meisten Fällen ist es dann ratsam, die Mandeln, die dem Körper nicht mehr dienen, sondern ihn nur noch belasten, entfernen zu lassen.

Bei der bestehenden Methode werden die Mandeln aus ihrer Höhle herausgeschält. Dabei werden jedoch auch Blut- und Nervengefäße in Mitleidenschaft gezogen, was den Eingriff alles andere als banal macht. Zur Schmerzbehandlung und Minimierung einer Nachblutung werden die Patienten deshalb mindestens fünf Tage nach der OP im Krankenhaus gepflegt. Seit kurzem gibt es jedoch eine neue Technik, die sogenannte „Shaver-Methode“. Dabei schneidet der Arzt nicht die gesamte Mandel weg, sondern lediglich einen Teil davon. Der Rest des Mandelinhalts wird anschließend abgesaugt. So werden die Gefäße ins umliegende Gewebe nicht eröffnet und die Patienten haben weniger Schmerzen und Nachblutungen. Eine gute Nachricht für die Bevölkerung, denn in den hiesigen Kliniken werden durchschnittlich fünf bis sechs Mandelentfernungen pro Woche durchgeführt.

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