Wie viel Blei darf in Spielzeug für Kinder sein?

Nur die Spitze des Bleiberges: Schadstoff-Cocktail in Spielware & Co. Blei in Spielzeug: 0,7 Mikrogramm Blei pro Tag dürfen Kinder täglich aufnehmen. 90 Milligramm Blei darf ein Spielzeug pro Kilogramm Spielzeug-Material aufweisen.

Wenn quietschvergnügte Kinder mit ihren quietschfarbenen Seepferdchen aus Plastik spielen, schlägt mitunter das Herz eingeschworener Heavy-Metal-Fans höher: 3.140 Milligramm Blei pro Kilogramm Spielzeug-Material wurde in der orangenen Spielzeugfarbe des 14 Zentimeter großen Seepferdchens „Lena“ gemessen, der aktuelle Grenzwert für das Schwermetall Blei in Spielzeug wurde damit um mehr als das Dreißigfache überschritten. Auch der Anteil des Schwermetalls Chrom zeigte in dem Spielzeug aus Hong Kong Spitzenwerte. Etwa 15.000 Stunden spielen Kinder in den ersten sechs Lebensjahren, wird geschätzt – das sind zusammengenommen über eineinhalb Jahre ihres Lebens. Spielzeuge wie Seepferdchen „Lena“ gehören natürlich nicht in Kinderhände und in den Spielwarenhandel. Spektakuläre Rückrufaktionen sind die Folge, wenn Barbies Spielzeughund bleischwer liegt im Kindermund.

Blei-Rückrufaktionen – nur die Spitze des Bleiberges

Da jedoch die Gewerbeaufsichtsämter nur wenige Stichproben des angebotenen Spielzeugberges untersuchen können, sind die Rückrufaktionen sicherlich nur die Spitze des Bleiberges. Stiftung Warentest untersuchte zum Beispiel Schreibwaren für Schulkinder auf Schadstoffe: Jedes sechste Kinderprodukt war stark mit Schadstoffen belastet – jedes zehnte hätte nicht in den Schreibwarenhandel gelangen dürfen.

Spielzeug für Kinder: 8 Milligramm Spielzeug-Material pro Tag Durchschnitts-Schluck-Dosis

Kinder reagieren viel sensibler gegenüber chemischen Stoffen als Erwachsene, deshalb müssen Spielzeuge besonders hohe Anforderungen einhalten. Daher fordert die europäische Richtlinie 88/378/EWG für Spielzeug aus dem Jahre 1988 das Spielzeug sicher sein muss. Schwermetalle wie Blei dürfen sich aus Spielzeug nur in solchen Mengen lösen, die für Kinder gesundheitlich unbedenklich sind. In Deutschland wird momentan nach der DIN-Norm EN 71-3 für Blei der Grenzwert für die Herauslösung aus Spielzeug-Material festgesetzt: Man nimmt an, dass pro Tag durchschnittlich 8 Milligramm Spielzeug-Material über den Mund aufgenommen werden. Dabei handelt es sich nur um einen geschätzten Literaturwert – tatsächlich wurde bisher nicht untersucht wie viel Spielzeug-Material die Kleinkinder von Spielzeug mit ihren Zähnen abknabbern oder ablecken können und verschlucken.

Spielzeug für Kinder: 0,7 Mikrogramm Blei pro Tag – 90 Milligramm Blei pro Kilogramm Spielzeug-Material

Aus den durchschnittlich verschluckten 8 Milligramm Spielzeug-Material errechnet sich auch der Grenzwert für die so genannte maximale Migration – wie viel Blei sich pro Kilogramm Spielzeug-Material herauslösen darf. Momentan liegt der Grenzwert für Blei bei 90 Milligramm Blei pro Kilogramm Spielzeug-Material. Nach der europäischen Richtlinie 88/378/EWG darf somit ein Kind pro Tag durchschnittlich höchstens 0,7 Mikrogramm Blei aufnehmen.

160 Milligramm Blei sieht die neue EU-Richtlinie für Spielzeug vor

Blei wirkt bei Kindern nicht nur auf das Nervensystem giftig, sondern ist auch nach neuesten Untersuchungen vermutlich Krebs erzeugend. Nicht gerade kinderfreundlich zeigt sich indes die am 18. Dezember 2008 verabschiedete neue EU-Richtlinie für Spielzeug: Künftig dürfen Kinder deutlich größere Mengen an Antimon, Arsen, Blei, Quecksilber und Barium aus Spielzeug aufnehmen – für Blei erhöht sich der Grenzwert von 90 Milligramm Blei pro Kilogramm Spielsache auf 160 Milligramm Blei pro Kilogramm Spielzeug-Material. Wohl bekomms!

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