Wohnen in einer überdimensionalen Sonnenuhr

Die Konstruktion von Eric Wassers Sonnenhaus Heliodome richtet sich nach dem Stand der Sonne und spart bis 80 Prozent des herkömmlichen Energiebedarfs.

Als eine riesige Jakobsmuschel, dessen Konstruktion durch die Umlaufbahn der Sonne vorgegeben ist, bezeichnet Eric Wasser gerne seine Konstruktion. Das in Cosswiller bei Straßburg im Elsass gebaute Haus aus Lärchen- und Tannenholz, Beton, Aluminiumstreben und Glas ist vollkommen im Einklang mit der Natur. Die architektonische Form nutzt den niedrigen Sonnenstand im Winter optimal aus, so dass zu dieser Jahreszeit die natürliche Sonnenenergie für die ökologische Beheizung des Gebäudes genutzt wird. Wenn dagegen im Sommer die Sonne hoch steht, verhindert die Bauweise des Gebäudes das Eindringen der Sonnenstrahlen, so dass der Innenraum angenehm temperiert bleibt.

Historische Sonnenuhren standen bei der Konstruktion des Heliodomes Pate

Der Besuch einer Messe in München Ende der 1980er Jahre war ein einschneidendes Erlebnis für den sympathischen Schreinermeister aus dem Elsass. In den Büchern der Freiburger Autoren Adolf Peitz und Heinz Schuhmacher begeisterten ihn die Abbildungen von historischen Sonnenuhren. „Alle Zivilisationen vor uns lebten nach dem Lauf der Sonne. Uns ist dieses Wissen verloren gegangen.“ Der Elsässer hat für seine Konstruktion 2003 den ersten Preis des französischen Staatspräsidenten beim Wettbewerb „Lépine“ (französischer Wettbewerb für Erfinder) erhalten. Sein Patent hatte er im Jahre 2000 angemeldet. Zehn Jahre hat Eric Wasser, der auch als Möbeldesigner arbeitet, die Bauweise anderer Kulturen studiert und an dem Projekt gearbeitet. Ein Professor für Mathematik hat ihn bei den komplexen mathematischen Berechnungen unterstützt. 2009 startete der Bau des Passivhauses in Cosswiller.

Heliodome – optimale Ausnutzung der Sonnenstrahlen im Winter

Eric Wasser hat über viele Jahre den Sonnenstand, je nach Jahreszeit und Breitengrad, studiert. Das Ergebnis ist das Heliodome, ein bahnbrechendes Konzept zur Einsparung von bis zu 80 Prozent der üblicherweise benötigten Energie. Die Besonderheit des Sonnenhauses ist die zweigeteilte Konstruktionsweise. Im Winter geht die Sonne im Südosten auf, beschreibt eine niedrige Laufbahn und geht am Abend im Südwesten wieder unter. Naturgemäß dringen während dieser Jahreszeit wenig Sonnenstrahlen in die Häuser. Mit der 200 Quadratmeter großen Glasfläche aus hoch isolierendem Doppelglas kann Eric Wassers Solarhaus die geringe Sonnenenergie in den Wintermonaten optimal für die Beheizung der Innenräume ausnutzen. Sollte die Anzahl der Sonnentage im Winter für die optimale Beheizung auf 20°C nicht ausreichen, sorgt ein Holzofen für den Ausgleich.

Heliodome – perfekte Abschottung des Sonnenlichts im Sommer

Im Sommer erfolgt der tägliche Lauf der Sonne in einem hohen Bogen. Die Sonne geht im Nordosten auf und im Nordwesten wieder unter. Der hohe Stand der Sonne bewirkt, dass sehr viel Sonnenlicht in die Häuser dringt. Bei Eric Wassers Heliodome treffen die Sonnenstrahlen des Sommers jedoch auf die Dachabdeckung des Solargebäudes, wobei die Glasfassade nur tangiert wird. Dadurch wird die Intensität der Sonnenstrahlen abgemildert. Diese Dachabdeckung sieht einem Buckel ähnlich und ist aus Lärchenholz gefertigt. Sonnenkollektoren sorgen für warmes Wasser im Haushalt des Sonnenhauses.

Heliodome bedeutet natürlich Wohnen

Eric Wasser hat den natürlichen Lebensraum des Menschen in die Konzeption seines Sonnenhauses mit einbezogen. Die einzige veränderliche Größe, welche die Form des Gebäudes beeinflusst, ist der jeweilige Breitengrad. In der nördlichen Hemisphäre muss der Neigungswinkel stärker ausgeprägt und länglich sein, während dieser Winkel in tropischen Gefilden eher vertikal ausfallen muss. Für den Standort des Kantons Wasselonne auf dem 48. Breitengrad, einer Stadt, die einen Katzensprung von Cosswiller entfernt ist, ist eine Neigung von 24 Grad zur Senkrechten auf der Südseite ausreichend, um ganzjährig eine Raumtemperatur von 20°C auf den drei Wohnebenen des 200 Quadratmeter großen Sonnenhauses zu erzeugen.

Hausbau mit Zukunftsperspektiven

Das ungefähr zehn Meter hohe Haus in Cosswiller möchte Eric Wasser der Öffentlichkeit zugänglich machen, damit mehr Menschen diese ökologische Bauweise kennenlernen können. Aktuell hat er Projekte in der Schweiz und in Österreich laufen. Der geniale Schreinermeister hat auch Pläne für die Umsetzung seines Solarhauses für den Einsatz in der Industrie.

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