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Orale Hyposensibilisierung

In der Allergietherapie werden verschiedene therapeutische Möglichkeiten genutzt, die – individuell eingesetzt – langfristig als Desensibilisierung wirksam sein können.

Die Karenz gilt derzeit als eine der therapeutischen Möglichkeiten bei Nahrungsmittelallergien, welche allerdings gerade beim Weglassen von Grundnahrungsmitteln wie Milch, Weizen und Roggen wiederum negative Auswirkungen auf das Immunsystem haben kann, da eine ausgewogene Ernährung ohne Milch und Milchprodukte beziehungsweise ohne Getreide nicht mehr gewährleistet werden kann.

Die Sublinguale Immuntherapie

Einen interessanten Lösungsansatz dieses Problems stellt die Sublinguale Immuntherapie (SLIT) dar. Hierbei handelt es sich um eine Form der Immuntherapie, die auf der aktiven Immunisierung basiert.

Unter der Sublingualen Immuntherapie versteht man die Beeinflussung der immunologischen Reaktionen durch tropfenweise Zufuhr von Allergenen unter die Zunge. Die Orale Toleranz ist ein dabei auftretender Effekt, wenn nach dem Verzehr eines Proteins die Abwehrreaktionen des Körpers auf dieses Eiweiß abnehmen.

Bei SLIT handelt es sich im Gegensatz zur spezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung) um ein nicht-injektives Therapieverfahren. Sublinguale und orale Hyposensibilisierungen stellen insbesondere für die Hyposensibilisierung von Kindern und bei Nahrungsmittelallergien mögliche Alternativen dar.

Der klinische Einsatz der Sublingualen Immuntherapie wird sowohl in einem Statement der World Health Organisation (WHO) als auch im Positionspapier der European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) anerkannt und als Alternative zur subkutanen Immuntherapie angesehen.

Die Orale Hyposensibilisierung – eine Alternative zur herkömmlichen Immuntherapie

Ähnlich der Sublingualen Immuntherapie ist auch die Orale Hyposensibilisierung (OH) als Alternative zur subkutanen Immuntherapie anzusehen und findet insbesondere dann Anwendung, wenn eine Karenz nicht mehr einhaltbar ist. Da sich das menschliche Immunsystem innerhalb der ersten zwei Lebensdekaden entwickelt, besteht neben der spezifischen Sensibilisierung eben auch die Möglichkeit, sich zu desensibilisieren (hyposensibilisieren).

Prinzip der Oralen Hyposensibilisierung

Bei der Oralen Hyposensibilisierung werden zunächst stark verdünnte Allergene, meist Lebensmittel, über den Mund eingenommen und in langsam steigender Dosis verzehrt. Der mögliche Erfolg ist eine schrittweise Anpassung des Immunsystems und damit die Herabsetzung der Empfindlichkeit bei Allergien.

Durch die Orale Hyposensibilisierung soll eine möglichst natürliche, eigenständige Entwicklung des Abwehrsystems durch die Zufuhr natürlicher Nahrungsmittel erreicht werden. Hierbei spielt die kontrolliert dynamische Vollwerternährung eine besondere Rolle. Nach Ansicht von Ernährungswissenschaftlern bietet sie die Möglichkeit, auf natürliche Art durch große Anteile naturbelassener vitaler Inhaltsstoffe, nicht nur eine Sensibilisierung, sondern auch eine Hyposensibilisierung im Wechselspiel zwischen Wirkung und Gegenwirkung im Abwehrsystem zu provozieren. So können neben dem Abwehrsystem auch das Verdauungssystem, der Kreislauf, das Herz und auch andere Organe gestärkt werden.