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Schlaf im Alter

Warum viele Senioren schwer einschlafen und immer wieder aufwachen. Vom Restless-Legs-Syndrom über Schlafapnoe bis zur Demenz – die Schlafforschung beschreibt mehr als 100 Ursachen für gestörte Nachtruhe.

Von Morpheus, dem Gott des Traumes, lassen wir uns alle gerne sanft in den Arm nehmen, um morgens erfrischt aufzuwachen. Aber nicht allen schenkt er die gleiche Zuwendung. Einschlafstörungen und nächtliches Aufwachen sorgen vor allem bei Senioren dafür, dass die Nacht zum Tag wird.

Etwa 8 Millionen Menschen leiden unter dem so genannten nicht erholsamen Schlaf, davon geht die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) aus. „30 bis 50 Prozent der über 60-Jährigen finden nachts nur unzureichend Ruhe“, weiß Dr. Dieter Kunz, Chefarzt der Abteilung für Schlafmedizin im Berliner St. Hedwig-Krankenhaus. „Obwohl die Schlafmedizin noch eine sehr junge Disziplin ist, haben Forscher inzwischen über 100 unterschiedliche Schlafstörungen beschrieben, so dass die Gründe im Einzelfall nicht leicht zu finden sind.“

Ob Lang- oder Kurzschläfer – das Schlafmuster liegt schon früh fest

Falsch liegen die, die vermuten, dass sie im Alter einfach mit weniger Schlaf auskommen als früher und deshalb häufiger wach liegen. „Wer sich in jungen Jahren für rund acht Stunden zum Schlafen legte, wird auch später nicht viel weniger benötigen“, so Dr. Kunz. „Ob Kurz- oder Langschläfer – das Schlafmuster steht im Alter von etwa 20 Jahren fest und verändert sich auch später nicht mehr. Wer plötzlich deutlich weniger schlafen kann, wird bald eine Beeinträchtigung seiner Leistungsfähigkeit feststellen und sollte einen Arzt zur Klärung der Ursachen aufsuchen.“

Bewiesen ist, dass sich der Tiefschlaf bei Senioren verkürzt und die Nachtruhe insgesamt oberflächlicher und anfälliger wird für Störungen, so dass oft schon Umgebungsgeräusche wie ein Hundebellen zum Aufwachen führen.

Krankheiten stören die Nachtruhe

Zahlreiche spezifische Krankheiten treten im Alter verstärkt auf und bringen den älteren Menschen um seine Erholung. Hierzu gehört beispielsweise das Syndrom der ruhelosen Beine (Restless-Legs- Syndrom) mit störendem Kribbeln oder auch Schmerzen in den Gliedmaßen. Auch die Schlafapnoe sorgt mit wiederholten Atemaussetzern für ungewollte Wachzeiten. Aufgrund der unzureichenden Versorgung mit Sauerstoff fühlt sich der Betroffene dann meist den ganzen Tag über schlapp und müde. Viele Senioren finden keinen Schlaf, weil Schmerzen zum Beispiel durch Herzerkrankungen oder Arthritis oder durch Asthma bedingte Hustenanfälle sie immer wieder wecken oder am Einschlafen hindern.

Eine enge Wechselbeziehung besteht zwischen Schlaf und Depression. Der Tod eines geliebten Menschen hat nachgewiesenermaßen eine große Auswirkung auf die Qualität der Ruhephasen.

Bei Demenzkranken ist der gesamte Tag- und Nachtrhythmus gestört. Sie schlafen flach und werden oft mehrmals in der Nacht wach. Viele irren dann orientierungslos umher oder sind bereits frühmorgens wieder aktiv.

Bunte Pillen – kleine Tröster oder gefährliche Suchtmittel?

Rund 30 Prozent aller über 60-Jährigen greifen regelmäßig zu verschreibungspflichtigen Medikamenten, um sich in die Welt der Träume zu retten. Der missbräuchliche Konsum von Medikamenten nimmt im Alter zu, dies hat eine Studie der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) Ende 2006 festgestellt. Als Suchtopfer identifiziert die Studie vor allem ältere Frauen. Viele der gängigen Schlaf- und Beruhigungsmittel enthalten Benzodiazepine. Diese Wirkstoffe stehen im Verdacht, bei regelmäßiger Einnahme unter anderem Gedächtnisstörungen, Tagesmüdigkeit und Verwirrtheitszustände zu verursachen. „Fest steht, dass nur der Arzt entscheiden kann, welches Präparat im Einzelfall sinnvoll ist. Einschlafstörungen sind anders zu behandeln als Durchschlafstörungen. Die begrenzte Einnahme der Medikamente muss dabei jeweils das Ziel sein“, so Dr. Kunz.

Lieber aktiv als passiv

Was kann man tun, um auch im Alter erholsame Nachtruhe zu finden? Wer tagsüber lange aktiv ist, ist abends in der Regel auch entsprechend müde. Ein Mittagsschläfchen sollte nicht viel länger als 30 Minuten dauern. Sonst besteht die Gefahr, dass der Mensch nachts wieder munter wird. Belegt ist auch, dass Senioren mit zahlreichen sozialen Kontakten und einem ausgefüllten Tagesablauf besser schlafen als Gleichaltrige mit vorwiegend passiven Tagen.