Honig gegen Pilze – mögliche Heilwirkung bei Befall der Haut

Honig ist nicht nur Pilzfutter, sondern kann äußerlich angewendet gegen Haut- und Candida-Pilze wirksam sein. Haushaltshonig ist dazu nicht geeignet.

Honig gegen Pilze: Innerlich eingenommen ein Unding! Die einschlägige Literatur zur Unterstützung der Therapie von Candida-Pilzen im Verdauungstrakt warnt vor zuckerhaltigen Speisen. Diese fördern als Nährsubstrat das Wachstum von Candida-Pilzen. Auch Honig ist zuckersüß und damit ideales Futter für Darmpilze.

Auf die Haut aufgetragen wirkt Honig antibakteriell, was in Labor und Praxis bestätigt werden konnte. Insbesondere Neuseeländische Manuka- und Kanuka-Honige schienen diese keimtötenden und wundheilenden Eigenschaften zu besitzen. Manuka-Honig stammt von der Teebaum-Art Leptospermum scoparium, Kanuka-Honig vom Strauch Kunzea ericoides.

Anti-Pilz-Wirkung – Laborversuche mit Blütenhonig

Weit weniger als die antibakteriellen Eigenschaften des Honigs sind die Wirkungen gegen Pilze untersucht. Doch ist eine Zunahme der Grundlagenforschung über Wachstumshemmung von Honig auf Hefe- und Hautpilze in den vergangenen zehn Jahren festzustellen. Hintergrund: Zur Therapie von Mykosen durch Pilz-Keime sucht man fieberhaft nach wirksamen und nebenwirkungsarmen Alternativen. Diese Medikamente gegen Pilzerkrankungen (Antimykotika) werden je nach Befall innerlich oder äußerlich angewandt.

Im Labor erwies sich portugiesischer Heide- und Lavendelhonig, äthiopischer und türkischer Blütenhonig wirksam gegen Candida albicans, C. krusei und Cryptococcus neoformans. Ob diese Anti-Pilz-Aktivitäten bei klinischer Anwendung zutreffen, muss jedoch in weiteren Studien bewiesen werden.

Rohextrakte und unerhitzte Honige kommen für eine medizinische Anwendung nicht in Frage, da Roh-Honig nicht keimfrei ist und zu Hautirritationen führen kann. Durch eine Hitzesterilisierung büßt Honig seine antimikrobiellen Aktivitäten ein, so dass medizinischer Honig mit Gamma-Strahlen sterilisiert wird, die weder Enzyme noch andere Wirksubstanzen zerstören soll.

Seit ein paar Jahren wird auch hierzulande Spezial-Honig für therapeutische Zwecke – insbesondere Wundbehandlung – angeboten. Interessant sind die Versuche von Dorothee Igelbrink mit dem Medizinalprodukt Medihoney® auf Grundlage von Manuka-Honig. Während 1:10 verdünnter medizinischer Honig das Wachstum von Candida albicans keineswegs hemmt und sich die Sprosspilze nach dreistündigem Einwirken sogar vermehrten, zeigte Medihoney® unverdünnt bereits nach fünf Minuten eine pilzhemmende Wirkung. Verdünnter Honig ist also Pilzfutter, der hochkonzentrierte Glucose-Gehalt in unverdünntem Honig wirkt dagegen osmolar keimtötend.

Als ein möglicher antimikrobieller Wirkstoff wird das Methylglyoxal (MGO) diskutiert, der in Manuka-Honig in hohen Konzentrationen vorkommt, in Kanuka-Honig jedoch nicht. Trotzdem wurde in Kanuka-Honig ein doppelt so hoher Manuka-Faktor (UMF) als antimikrobieller Gradmesser nachgewiesen.

Anwendungs-Studien bei Scheiden- und Hautpilzen

Zwar ist das Risiko durch Pilz-Infektionen durch Candida-Pilze auf der Haut bei offenen Wunden im Vergleich zu bakteriellen Keimen als gering einzuschätzen, bei abwehrgeschwächten Menschen ist eine Einnistung insbesondere in feuchte Hautfalten nicht selten. Ansonsten befallen Candida-Arten häufiger Schleimhäute in Mund, Darm und Genitalbereich.

Candida-Pilze sind häufig (mit-)verantwortlich für Entzündungen der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane (Vulvovaginitis oder Kolpitis). Eine Ansteckungsgefahr für Geschlechtspartner oder auch für Neugeborene, die auf natürliche Weise zur Welt kommen, ist groß. In einer Schwangerschaft treten Beschwerden durch Scheidenpilze gehäuft auf. In einer aktuellen Studie wurde die örtliche Anwendung von Bienenhonig mit Jogurt bei schwangeren Patientinnen erfolgreich getestet. Im Vergleich mit der lokalen Therapie mit Antimykotika konnte sogar eine höhere klinische Heilungsrate beobachtet werden.

Neben den Spross- oder Hefepilzen können jedoch auch Pilze anderer Gattungen die Haut befallen. Mediziner teilen pilzliche Krankheitserreger nach dem DHS-System ein (Dermatophyten, Hefen, Schimmelpilze). Dermatophyten (meist Fadenpilze von Tinea– und Trichophyton-Arten) kennen wir als hartnäckige Erreger von Kopfschuppen, Fuß- und Nagelpilz (Onychomykose). Dermatophyten infizieren meist oberflächlich Haut und Haare. Hefen und Schimmelpilze können tiefer eindringen und selbst Schleimhäute und inneren Organe befallen.

In den Vereinten Arabischen Emiraten arbeitet das Forscherteam um Noori Al-Waili intensiv mit Honig bei der Behandlung von Hautkrankheiten und -symptomen. Die lokale Honiganwendung auf die befallenen Stellen erwies sich erfolgreich bei seborrhischem Ekzem und Kopfschuppen sowie Lippen- und Genital-Herpes. Vergleichbare Heilwirkungen wurden mit einer (1:1:1-) Mischung aus Honig, Bienenwachs und Olivenöl (HBO) in Pilot- und einfachen Blindstudien bei Neurodermitis und Psoriasis, Hautpilzerkrankungen, sowie Windeldermatitis festgestellt. Die Symptome besserten sich bis hin zur Beschwerdefreiheit und der Pilzbefall nahm deutlich ab.

Heilpraktiker empfehlen die Anwendung von Honig gegen Fußpilz und bei Bartflechte. Obwohl es sich hier nicht um offene Wunden handelt, ist dieses Vorgehen wie o.a. nicht unumstritten.

Heilpotenzial von Honig gegen Pilze ist noch zu wenig erforscht

Zweifellos liegen Nutzen und Risiken des Honigs in der Art der Anwendung. Innerlich in Form eines Nahrungs- und Genussmittels unterstützt der Verzehr die Ansiedlung von Darmpilzen, da die Enzyme im Verdauungstrakt inaktiviert werden und Zucker als Pilznahrung dient. Äußerlich angewendet kann die Behandlung auch von Pilzinfektionen mit (Manuka)-Honig wirksam sein.

Eine generelle Empfehlung als Ergänzung oder Alternative zu Antibiotika oder Antimykotika kann jedoch aufgrund mangelhafter klinischer Studien (noch) nicht gegeben werden. Honig ist und bleibt ein Naturprodukt, dessen antimikrobielle Eigenschaften durch unterschiedliche Gehalte an Inhaltsstoffen enorm unterscheiden. Blütenart, Temperatur und Lagerung sind nur drei unter einer Vielzahl von Variablen. Vor allem die botanische Herkunft spielt eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung der antimykotischen Aktivität. Darüber hinaus sind die Gehalte an bioaktiven Inhaltsstoffen in verschiedenen Honigsorten nicht vergleichbar.

Leider wurde der Anti-Pilz-Wirkstoff noch nicht identifiziert. Diese unbekannte Substanz könnte als Prototyp für die Entwicklung neuer Antimykotika dienen. Der alleinige Gehalt an Wasserstoffperoxid und MGO in Honigproben reicht jedenfalls nicht aus, um C. albicans zu hemmen.

Das Sprichwort „Honig um den Bart schmieren“ hat nicht nur einschmeichelnde sondern auch therapeutische Wirkungen. Man kann ihn auch auf von Mikroorganismen befallene Hautstellen auftragen.

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