Krank durch Lärm

Lärm – allgegenwärtig in unserer Gesellschaft und eine enorme, aber unterschätzte Gefahr für die Gesundheit.

Für Laotse war Stille »eine Offenbarung«, für andere wiederum »liegt die Kraft in der Ruhe« – Aussprüche wie diese legen nahe, dass Ruhe uns ganz offenbar ein wichtiges Bedürfnis ist. Denn Fakt ist, dass Lärm enorm stört. Mehr noch, er macht uns krank: Zerrt an der seelischen und nagt an der körperlichen Gesundheit. Keine neue Erkenntnis, so enthielt beispielsweise bereits die preußische Gewerbeordnung von 1869 explizite Vorschriften zur Lärmverminderung in Industrie und Handel.

Was dazumal schon als Belastung empfunden wurde, hat sich bis heute vielfach potenziert. Jährlich sechstausend Fälle »lärmbedingter Schwerhörigkeit«, 15 Prozent der Jugendlichen haben die Hörfähigkeit von Senioren und zwei Drittel der Bundesbürger klagen über Straßenverkehrslärm. Daneben beschallen uns Medien, Flugzeuge, Nachbarn… Wir sind eine laute Gesellschaft, allen voran in den Städten.

Lärm als allgegenwärtiges Risiko

Unsere Augen können wir schließen, unsere Ohren jedoch nicht. So ist es beachtlich, was tagtäglich an Schallwellen auf unser Trommelfell eintrifft. Ob und wie sehr wir dabei körperlich und psychisch Schaden nehmen, hängt von der Stärke und der Dauer der Lärmbelastung sowie von der Pause ab, die unseren Ohren zur Erholung gegönnt ist. Neben diesen messbaren Größen spielen aber auch die subjektive Lärmbeurteilung und Empfindlichkeit eine wichtige Rolle.

Skala der Gefahr

Überschreitet die Beschallung 85 Dezibel dB(A), beginnt es für das Gehör gefährlich zu werden – hält dieser Krach an, ist der Hörschädigung der Weg geebnet. Dauerhafte Belastungen von 60 bis 65 dB(A) führen nach jüngsten Erkenntnissen der Lärmwirkungsforschung bereits zu Stress und damit zu einer Beeinträchtigung der Gesundheit. Und schon Schallpegel von 40 bis 45 dB(A) verändern die Schlafphasen und mindern die Qualität der Nachtruhe.

Zum Vergleich: Ein normales Geräusch in der nächsten Umgebung schlägt mit 60 Dezibel zu Buche. Der Lärm einer verkehrsreichen Straße oder Autobahn bereits mit 80 Dezibel. 90 Dezibel bringt ein schwerer Lastwagen auf das Trommelfell, beim Disko-Besuch sind es dann 110 Dezibel. Richtig wehtun können Schallwellen ab 120 Dezibel. Wenn man nun bedenkt, dass Fluglärm Pegel von 130 Dezibel verursacht… Übertroffen wird das nur noch vom Knallen in Ohrnähe, beispielsweise durch Silvesterkracher. Bleibende Hörschäden bereits nach einem Lärmereignis sind dabei keine Seltenheit.

Schrittweise ins »wie bitte?«

Zur dauerhaften Schädigung des Innenohrs und zur Taubheit geht es Schritt für Schritt. Ein schleichender Prozess, in dessen Zuge zunächst die hohen Töne oberhalb unserer Sprachfrequenzen wie etwa Vogelzwitschern nicht mehr wahrgenommen werden können. Im weiteren Verlauf schwinden dann die Sprachfrequenzen – erst die stimmlosen, dann die stimmhaften Konsonanten und letztlich die Vokale.

Multipler Stress

Lärm wirkt sich jedoch nicht nur auf das Gehör, sondern noch auf vielen anderen Ebenen aus. Ausgangspunkt der Beschwerden ist Stress, denn Lärmbelastung versetzt den Körper in Alarmzustand – umso schlimmer sind die Effekte, wenn der Lärmstress zum ständigen Begleiter wird.

Hier ein Überblick über die breite Palette des Krankmachers Lärm:

Gestörte Nachtruhe

Von Nachtruhe können viele Menschen nur träumen – leider jedoch nur mit offenen Augen… Wie sehr Lärm, besonders in den Nachtstunden, die Gesundheit beeinträchtigt, belegt eine Studie des Forschungsverbunds Lärm und Gesundheit, Berliner Zentrum für Public Health. Lärmbedingte Schlafstörungen stellen für ansonsten gesunde Erwachsene zwischen 18 und 59 Jahren einen enormen Risikofaktor dar: Sie erhöhen das Risiko für Bluthochdruck um 49, für Migräne um 56, für Allergien um 46 und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 45 Prozent. Allein diese Zahlen zeigen bereits, welche gesundheitlichen Gefahren nächtliche Lärmbelastung birgt.

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