Medikamente: Natur oder Chemie?

„Natürliche“ Substanzen können Medikamente nicht ersetzen

Zugelassene Arzneimittel unterliegen strengen Auflagen. Der Versuch, die Medikamente durch „Naturprodukte“ zu ersetzen, bringt Gefahren mit sich.

Steigende Krebsfälle. Die Angst geht um. Ohne wirkliche Kenntnisse, aber aus dem Bedürfnis heraus, das Richtige zu tun, wendet sich der Verbraucher „“natürlichen“Produkten zu , und dies nicht nur bei Nahrungsmitteln, sondern zunehmend auch bei Arzneimitteln.

Naturbelassene Nahrung ist besser

Nun besteht Einigkeit darüber, dass naturbelassene Nahrungsmittel besser sind für unsere Gesundheit als technisch bearbeitete. Pflanzenöl ist besser als gehärtete Margarine, frischer Salat besser als eingelegte Gurke, frischer Fisch besser als der in der Dose. Allerdings: schon hier muss man genauer hinsehen. Frischer Salat ist zum Beispiel nur zur richtigen Jahreszeit besser und Fisch in der Dose kann Grundlage für eine fast ideale schnelle Mahlzeit sein, wenn man sonst vor Fett triefende Wurst essen würde.

Bei Arzneimitteln sind Reinheit und Dosierung wichtig

Besonders problematisch aber wird das „Natürliche“, wenn es um Arzneimittel geht. Ein Beispiel ist der Rote-Hefe-Reis, der, man liest es in allen Werbungen, cholesterinsenkend wirken soll. Nein, die Werbung ist nicht falsch, genau dies tut er wirklich! Nun ist die Erhöhung des Cholesterinspiegels heute fast eine Volkskrankheit und sehr viele Menschen nehmen Medikamente ein, sogenannte Statine in der Mehrzahl, die diesen Spiegel senken. Dabei geht es nicht nur um die Kranken, die zum Beispiel nach einem Herzinfarkt relativ hohe Dosierungen dieser Medikamente von ihrem Arzt bekommen haben, um neue Komplikationen zu vermeiden. Es geht auch um die sogenannte Primärprophylaxe, – man behandelt ansonsten Gesunde, die nur einen erhöhten Cholesterinspiegel aufweisen, weil, wie viele Studien gezeigt haben, man damit für die Zukunft Herzkomplikationen vermeiden kann.

Sollten nun diese Verbraucher („Patienten“ kann man sie ja kaum nennen) keine Medikamente mehr nehmen, sondern statt dessen den natürlichen Rote-Hefe-Reis kaufen?

Nein, sie sollten nicht. Analysiert man dieses Produkt nämlich im Labor, so findet man die chemische Substanz, die in den Statinen enthalten ist. Darum genau ist dieses Produkt auch wirklich wirksam. Der Unterschied allerdings liegt in der Reinheit des Produkts und in der Dosierung. Praktisch wird der Verbraucher bei dem „Naturprodukt“ nicht genau wissen, wie viel er von der wirksamen Substanz zu sich nimmt. Die Mengen können zudem bei verschiedenen Produkten verschiedener Firmen hohe Abweichungen zeigen, während die Arzneimittelherstellung strengsten Auflagen unterliegt. Der Verbraucher sollte also sicher gehen und die geprüfte Zubereitung in der Tablette bevorzugen.

Medikamente sind nicht einfach ersetzbar

Es ist also nicht ganz so einfach, wie man zunächst denkt, mit dem „Natürlich“ und „Chemisch“. Vergessen wir vor allem eins nicht: chemische Produkte wurden zumeist aus der Natur isoliert. Das klassische Beispiel ist das Penicillin, welches aus (dem sicher natürlichen) Schimmel gewonnen wurde. Niemand würde aber wohl heute auf die Idee kommen, seinem Kind bei eitriger Mandelentzündung verschimmeltes Brot zu geben statt der vom Arzt verordneten Penicillintablette.

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