Sturzprophylaxe für Senioren – warum und wie?

Wenn ältere Menschen stürzen, hat das oft fatale Folgen. Daher ist es sinnvoll, zu wissen, warum Senioren stürzen und wie man dem vorbeugen kann.

Der Alltag älterer Menschen wird von ihnen oft als Hochleistungssport empfunden. Was nicht verwundert, bedenkt man, mit welchen Einschränkungen Senioren täglich leben müssen. Zu den eventuell schon vorliegenden krankheitsbedingten Einschränkungen kommen alterstypische Funktionsverluste. Ein Leben mit verändertem Seh- und Hörvermögen, Unregelmäßigkeiten im Herz-Kreislauf-System, abnehmender Atmungskapazität, unflexiblerem Bewegungsapparat und vielleicht auch noch Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen ist nicht immer leicht zu bewerkstelligen. Dazu kommen noch Nebenwirkungen von Medikamenten, die oft zahlreich verordnet werden und psychische Faktoren, die berücksichtigt werden müssen.

Oberschenkelhalsbruch als gefürchtete Folge von Stürzen

Ein zu Recht gefürchtetes Szenario ist das Stürzen von Senioren. Denn die genannten Einschränkungen führen nicht nur vermehrt zu Stürzen, sondern auch dazu, dass die Verletzungsgefahr deutlich ansteigt. Eine sehr häufige Sturzkomplikation ist ein Oberschenkelhalsbruch, der zwar chirurgisch meist gut versorgt werden kann, aber eine körperlich sehr belastende Behandlung darstellt. Krankenhausaufenthalte an sich sind für Senioren schon mit zusätzlichen Risiken verbunden. Außerdem führt die Rehabilitation nicht immer zu einem sicheren eigenständigen Gang zurück – der Beginn weiterer Einschränkungen mit eventuell folgender Invalidität oder erhöhtem Pflegebedarf.

Sturzprophylaxe zur Erhöhung der Lebensqualität

Um älteren Menschen das Leben leichter zu machen, ist es sinnvoll, ihren Alltag so anzupassen, dass sie nicht unnötig Kraft verbrauchen oder gar Verletzungsrisiken ausgesetzt sind, die vermeidbar sind. Hier gibt es viele Möglichkeiten, aktiv zu werden.

Zunächst ist es wichtig, dass alle Menschen im Umfeld ihre Sichtweise einbringen und diese möglichst bündeln. Das Wissen um Nebenwirkungen von verordneten Medikamenten, Eigenheiten der Person oder die Beobachtung, dass beim Gang zur Toilette oft übermäßige Eile herrscht, sollten alle Beteiligten zusammenbringen. Nur dann ergibt sich ein umfassendes Bild des Betroffenen, für den individuell sinnvolle Maßnahmen zur Sturzprophylaxe ergriffen werden sollen.

Aufklärung und Schulung der Senioren im Sinne der Sturzprophylaxe

Bevor irgendwelche Veränderungen umgesetzt werden, sollte der Betroffene davon erfahren. Hier ist es hilfreich, auf individuell zugeschnittene Weise zu vermitteln, was, warum und wann passieren soll. Die Erfahrung zeigt, dass Menschen, die kompetent mit sich und ihren Besonderheiten umgehen können, nicht nur motivierter sind, Veränderungen umzusetzen, sondern die erlebte Selbstwirksamkeit auch zu einer deutlich größeren Lebenszufriedenheit beiträgt.

Bei nicht vorhandener Einsicht oder Unverständnis den Maßnahmen gegenüber riskiert man viel kräftezehrenden Widerstand und womöglich eine perfekte Ausrüstung, die aber niemand nutzt und die daher auch nicht wirken kann. Abgesehen davon sollte es im sozialen Bereich mittlerweile Standard sein, Menschen, die Hilfe brauchen, als kompetente Partner anzusehen und auf Augenhöhe zu begegnen.

Sturzprophylaxe durch Umgestaltung des Lebensraumes

Im Äußeren gibt es viele Stolperfallen für Senioren. Diese sollten für den Betroffenen ermittelt und möglichst sinnvoll verändert werden. Das Spektrum reicht hier von Haltegriffen, Sitzerhöhungen, bestimmten Bodenbelägen, Kleidungsbeschränkungen bis hin zu Beleuchtungsfragen und Einrichtungen von Hausnotrufdiensten oder Nachbarschaftshilfen. Auch hier ist es immens wichtig, den Betroffenen einzubeziehen und nicht über seinen Kopf hinweg die Wohnung umzugestalten. Diese mag dann zwar sturztechnisch vorbildlich sein, aber fühlt der Bewohner sich darin nicht mehr wohl, dient das nicht der Lebensqualität. Auch müssen hier gelegentlich Kompromisse eingegangen werden, wenn klar ist, dass es zwar eine bessere Versorgung gäbe, diese den Betroffenen aber so belasten würde, dass er diese ablehnt und das höhere Sturzrisiko in Kauf nimmt. Bei Verständnis der Konsequenzen solcher Kompromisse auf beiden Seiten ist das auch völlig angemessen.

Sturzprophylaxe durch den Erwerb und das Einüben von Fertigkeiten

Der ältere Mensch selbst kann eine Menge Dinge tun, die das Sturzrisiko verringern. So kann er versuchen, alltagspraktische Fertigkeiten, die in seinem Haushalt nötig sind, so zu gestalten, dass möglichst wenig Gefahr von ihnen ausgeht. Wenn also die Wäsche bislang über Kopf an Leinen in einem Kellerraum aufgehängt wurde, wohin sie entsprechend vorher auch noch über Treppen hintransportiert werden musste, könnte man hier einen Wäscheständer in der Wohnung vorziehen, dessen Leinen sich auf Bauchhöhe befinden.

Des Weiteren ist ein körperliches Training, z.B. in Angeboten für Senioren im Bewegungsbad oder in Hockergymnastikgruppen eine gute Möglichkeit, Fähigkeiten zu erhalten und Fertigkeiten zu erwerben. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, physiotherapeutische Angebote, die sich der Sturzprophylaxe für Senioren widmen, zu nutzen.

Sturzprophylaxe – Hilfsmittel und Medikamente

Auch bei den zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln ist es eine Überlegung wert, ob es hier hilfreiche Angebote gibt. Eventuell ist das Benutzen von Unterarmgehstützen, besonders beim Gehen draußen, sinnvoll. Auch eine Versorgung mit Brille oder Hörgerät ist zu überlegen, wenn sie denn sinnvoll ist und akzeptiert wird.

Eine Überprüfung der verordneten Medikamente und besonders auch deren Wechselwirkungen birgt manchmal großes Potenzial. Wenn ältere Menschen zum Beispiel Schlafmittel einnehmen, dann kann es einen Überhang am folgenden Tag geben, der allein schon für Stürze sorgen kann. Auch wenn der Betroffene sonst gut auf den Beinen ist.

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