Weniger arbeiten, mehr leben

Arbeitszeit reduzieren, selbstbestimmter arbeiten, trotzdem Karriere machen und gelassener leben.

Klingt verlockend, was einige Ratgeber versprechen. Auch wer weniger arbeitet als bisher, muss nicht auf Karriere, Geld und Anerkennung verzichten. Die Wege zu einem entspannteren und gleichzeitig erfolgreicheren Arbeitsleben sind unterschiedlich. Viele Autoren bedienen inzwischen den seit Jahren anhaltenden Trend, sich auf eine neue Balance zwischen Beruf und Privatleben einzupendeln. Doch so unterschiedlich wie die Zielgruppen sind die Anregungen der Wegbegleiter in ein neues berufliches Selbstverständnis.

Die Vier-Stunden-Woche – mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben

Das Cover zeigt, wohin die Reise des Autors Timothy Ferriss geht: eine Hängematte zwischen zwei Palmen, darin ein entspannter Mensch, der mit wenig Arbeit viel Geld verdient. Das ist keine Urlaubsvision, sondern der Normalzustand eines erfolgreichen Menschen, der die Ratschläge des Buches konsequent umgesetzt hat. Die Formel ist dabei simpel. Zeitfresser eliminieren, gnadenlos delegieren, die Arbeitszeit konsequent auf ein Minimum an sinnvollen Inhalten beschränken. Am besten gelingt das mit der eigenen Firma, wie das Ferriss selbst auch vorgemacht hat. Wer angestellt arbeitet, kann nicht ganz so viel aus dem Buch für sich herausziehen. Das Mantra hier lautet: Konzentration auf das Wesentliche, Erreichbarkeit limitieren, Heimarbeit fordern.

Nichts Neues also. Wer die Pareto-Regel kennt und sich eine störfreie Zeit einrichten kann, braucht dazu keinen Wälzer zu lesen. Ein Buch, das weniger für Arbeitnehmer in konservativen Branchen bringt, für Freiberufler oder Selbstständige aber durchaus lesenswert ist. Sei es auch nur durch die Erkenntnis, wie einfach man sich das Leben machen kann, wenn man bestehende Usancen im Arbeitsleben nicht als gegeben hinnimmt, sondern kreativ seinen eigenen Weg geht. Einer von Ferriss’ Tricks funktioniert etwa nur durch eine örtliche Trennung. Wer sein Geld in den USA verdient, in Ländern mit vergleichsweise niedrigen Lebenshaltungskosten lebt und Tätigkeiten in Niedriglohnländer wie Indien delegiert, profitiert von den entsprechenden Wechselkursen. Gewinnmaximierung auf globale Art und sehr clever für Weltenbummler.

Womenomics – Bestimmen Sie Ihre eigenen Erfolgsregeln

Ganz auf die weiblichen Bedürfnisse im Job zugeschnitten ist der Ratgeber zweiter US-Journalistinnen. Claire Shipman und Katty Kay haben ihre eigenen Erfahrungen als Karrierefrauen gemacht und in ihr Buch einfließen lassen. Sie gehen von der These aus, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt mehr Chancen haben als sie denken. Die sollten sie nutzen, um Karriere zu machen. Beruf und Privatleben können dabei im Gleichgewicht bleiben, sind die Autorinnen überzeugt. Frauen dürfen sich mit gutem Gewissen ausklinken, dabei lernen Nein zu sagen und sich darauf konzentrieren, auch ohne Überstunden, Stress und schlechtem Gewissen gute Arbeit abzuliefern. Der Angst vieler Frauen, dabei im beruflichen Abseits zu landen, begegnet man dabei am besten mit einem veränderten Blick auf sich und die eigene Leistung sowie einer Stärkung des Selbstwertgefühls. So gelingt die Flucht aus der Falle, als Frau müsse frau mehr leisten, um sich zu beweisen.

Runterschalten! Selbstbestimmt arbeiten – gelassener leben

Das Handbuch von Coach und Autorin Wiebke Sponagel hat einen ganz eigenen Ansatz. Es geht nicht vorrangig um eine Reduktion von Arbeitszeit oder Stress. Im Gegenteil, manche der Vorschläge führen unweigerlich dazu, zumindest temporär mehr tun zu müssen als vorher. Die Grundidee besagt, je selbstbestimmter jemand arbeitet, desto gelassener und glücklicher wird er. Das geht sowohl in freiberuflicher oder selbstständiger Arbeit, aber auch im Angestelltenverhältnis. Die Autorin zeigt durch Beispielfälle, Interviews, Checklisten und Reflexionsübungen, wie es umsetzbar ist, und gibt Anregungen, die stets praxistauglich sind. Downshifting bedeutet, herauszufinden, was einem selbst wichtig ist und sich den eigenen Werten zuzuwenden. Zu wissen, was man will, ist dabei der Schlüssel. Sponagel verlangt ihrer Leserschaft einiges ab. Der einzige Weg, vom Denken zum Tun zu kommen. Das Buch ist kein Lesebuch, es eignet sich für Leser, die bereit sind, etwas zu tun, um sich zu bewegen. Sponagel schreibt in Seefahrer-Terminologie, das ist für Landratten manchmal nicht sofort zu verstehen. Das ist aber auch das Einzige, was man kritisch anmerken kann. Wer wirklich etwas verändern will in seinem beruflichen Leben, findet hier eine genaue Anleitung für die ersten, die wichtigsten Schritte.

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