Wie Nahrungsmittel Medikamente beeinflussen

Über Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten und Lebensmitteln. Knoblauch, Brokkoli, Grapefruit & Co. sind zwar gesunde Nahrungsmittel, können aber in Kombination mit bestimmten Medikamenten die Arzneiwirkung reduzieren oder anheben.

Geschätzte 5.000 gängige Arzneimittel werden bei gleichzeitiger Einnahme mit bestimmten Nahrungsmitteln in Ihrer Wirkung beeinflusst. Diese Wechselwirkungen können sehr unterschiedlich sein. Entweder bleibt das Medikament ganz oder teilweise wirkungslos, oder das Gegenteil tritt ein: Nebenwirkungen werden erheblich verstärkt.

Mache Effekte sind schlichtweg störend, andere hingegen können lebensgefährlich sein, wie die Tatsache zeigt, dass in Deutschland alle 20 Minuten ein Patient nach schweren Arzneimittel-Zwischenfällen im Krankenhaus landet.

Hier einige Beispiele, die jeder, der Medikamente einnimmt, kennen sollte:

Flavonoide aus Grapefruitsaft hemmen den Abbau bestimmter Medikamenten-Wirkstoffe

Die Flavonoide (Pflanzenwirkstoffe) aus der Zitrusfrucht behindern in Verbindung mit manchen Medikamenten ein körpereigenes Enzym, das wichtig für den Abbau einiger Inhaltsstoffe der Arzneien ist. Eine mögliche Folge ist, dass die Substanzen bis zu 30 Prozent stärker oder länger als geplant wirken.

Als weitere Folge kann es beim Grapefruitsaft-Trinken in Kombination mit Schmerzmitteln zu Herzrasen kommen; der Mix aus Grapefruitsaft und Schlafmittel führt zu Vollrausch ähnlichen Symptomen; in Verbindung mit blutdrucksenkenden Mitteln kann ein Kreislaufzusammenbruch drohen; Grapefruitsaft in Kombination mit Antihistaminika / Antiallergika (Mittel gegen Allergien) kann Herzrhythmusstörungen auslösen.

Antidepressiva – Finger weg von Salami!

Werden stimmungsaufhellende Antidepressiva (so genannte MAO-Hemmer) zusammen mit Lebensmitteln eingenommen, die Tyramin enthalten, kann es zu problematischen Folgeerscheinungen kommen. Tyramin ist eine Aminosäure, die in länger gelagerten proteinhaltigen Lebensmitteln vorkommt, zum Beispiel in weißen Bohnen, Käse, Sauerkraut, (Salz)Heringen, Joghurt, Salami.

Während der Medikamenteneinnahme kann das eiweißhaltige Tyramin im Körper nicht abgebaut werden, weil ein für den Abbau unenbehrliches körpereigenes Enzym, die Monoaminioxydase, durch die Arzneimittel blockiert wird. Daher kann sich Tyramin im Körper zu stark anreichern. Mögliche Folgen sind Kopfschmerzen und ein gefährlich erhöhter Blutdruck bis hin zu Hirnblutungen.

Experten empfehlen, auch noch 2-4 Wochen nach Beendigung der Medikamenten-Einnahme auf oben genannte Lebensmittel zu verzichten.

Milchprodukte und Koffein nie zusammen mit Antibiotika einnehmen

Wer ein Antibiotikum aus der Gruppe der Tetracycline ( gegen Halsschmerzen, Atemwegsinfektionen, Mittelohrentzündungen) einnimmt, sollte dies auf keinen Fall in Verbindung mit Milch respektive Milchprodukten wie Käse, Quark oder Joghurt tun. Grund: Da sich das Kalzium in der Milch mit den Tetracyclinen verbindet, können diese vom Körper nicht mehr resorbiert werden. Folge: Das Antibiotikum wird stark abgeschwächt, bleibt im schlimmsten Fall komplett wirkungslos.

Bei so genannten Gyrasehemmern (Antibiotikamittel gegen Blasenentzündungen) ist beobachtet worden, dass diese Medikamentenwirkstoffe in Wechselwirkung mit koffeinhaltigen Getränken wie Kaffee, Grün- oder Matetee, Schwarztee sowie Cola treten. Sie behindern den Abbau von Koffein im Körper. Unangenehme Folgen: Nervosität, Herzrasen oder Schlafstörungen.

Diuretika vs. Lakritze

Wer Diuretika einnimmt, also entwässernde Mittel gegen Ödeme oder Herzmuskelschwäche, sollte auf den Konsum von Lakritz verzichten. Diuretika entziehen durch den entwässernden Effekt dem Körper Kalium. Lakritze verstärkt dies noch durch die Substanz Glycyrrhizin, dem Hauptbestandteil der Süßholzwurzel im Lakritz. Ein Kalium-Defizit kann zu Muskelschwäche, Müdigkeit, Verstopfung, Appetitlosigkeit oder gar Störungen der Herztätigkeit führen.

Blut beeinflussende Mittel vertragen sich nicht mit jedem Gemüse

  • Blutverdünner

Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, sollten beim Verzehr bestimmter Gemüsesorten aufpassen. Manche Sorten enthalten viel Vitamin K , dass – obwohl sehr gesund – die Blutgerinnung verstärkt. Blutgerinnung ist bekanntlich das Gegenteil der Blutverdünnung, weswegen schlimmstenfalls die blutverdünnenden Medikamente wirkungslos werden.

Als in diesem Fall gefährlich zu betrachten sind Blumenkohl, Brokkoli, Spinat, Sojabohnen, Erbsen und Bohnen sowie Spargel.

  • Blutgerinnungshemmer

Patienten, die Blutgerinnungshemmer einnehmen und gleichzeitig große Mengen des blutverdünnenden Lebensmittels Knoblauch zu sich nehmen, leben unter Umständen gefährlich. Im Falle einer Verletzung kann die Blutgerinnung so stark vermindert sein, dass die Wunde nicht mehr zu stillen ist. Auch unbemerkte kleinere innere Blutungen können in diesem Fall zu einer Gefahr werden.

Die Wirkung von Schmerzmitteln wird durch Ballaststoffe aufgehoben

Ballaststoffreiche Lebensmittel sind ohne Zweifel sehr gesund. Werden Vollkornprodukte, Gemüse Hülsenfrüchte und Co. jedoch gleichzeitig mit schmerzstillenden Medikamenten eingenommen, wird die Verfügbarkeit bestimmter Arzneimittelwirkstoffe negativ beeinflusst. Ballaststoffe können durch eine verzögerte Aufnahme im Dünndarm die Resorption derjenigen chemischen Substanzen verhindern, die Schmerzmittel überhaupt erst wirken lassen. Ergo verpufft die Wirkung und der Schmerz bleibt bestehen.

Bekannte Schmerzmittel, welche durch Ballaststoffe behindert werden, sind Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol, Penicillin, Levothyroxin (Schilddrüsenpräparat-Wirkstoff).

Was soll man also tun, wenn man Medikamente nimmt?

Drei Regeln, um auf „Nummer Sicher“ zu gehen:

  • Medikamente sollten am besten nur mit Wasser eingenommen werden. Sämtliche anderen Getränke erst 2 Stunden später.
  • Immer sorgfältig den Beipackzettel lesen. Bei Bedenken sollte unbedingt der Arzt oder Apotheker zu Rate gezogen werden.
  • Vor und nach der Einnahme bestimmter Medikamente sollte im Zweifelsfall immer zwei Stunden auf riskante Lebensmittel verzichtet werden.

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