Ältere Menschen haben subjektiv ihr Leben im Griff

Eine wissenschaftliche Untersuchung zur Kontrollüberzeugung in verschiedenen Altersgruppen hat ergeben: Alles unter Kontrolle haben vor allem Ältere.

Zumindest ist dies der subjektive Glaube. Alles unter Kontrolle… So ist es vor allem aus den Reihen der Menschen jenseits der 60 zu hören, hat die Studie einer Forschergruppe um die Leipziger Psychologin Jule Specht ergeben, die sich auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) stützt und in der amerikanischen Zeitschrift „Developmental Psychology“ veröffentlicht wurde.

Alter, Geschlecht und Bildung als Faktoren für subjektive Kontrolle

„Je älter Menschen werden, desto häufiger erleben sie nicht kontrollierbare Ereignisse, wie zum Beispiel schwere Krankheiten“, so Jule Specht. Die Daten der Studie, die in Deutschland erhoben wurden, sprechen jedoch dafür, dass die Überzeugung der Menschen eine andere ist: „Dennoch ist der Glaube, selbst über das eigene Leben zu bestimmen, im hohen Alter noch überraschend stark ausgeprägt“. Im Laufe des Lebens und je nach persönlichem Hintergrund schwankt der Glaube, alles im Griff zu haben. Für die Studie haben die Wissenschaftler die Angaben von etwa 9.500 Menschen herangezogen, die im Rahmen einer Langzeitstudie zwischen 1999 und 2005 erhoben wurden.

Mehr Unsicherheit in den mittleren Lebensjahren

Bei vielen Menschen steigt die Kontrollüberzeugung in jungen Jahren – nach dieser Definition im Alter von 20 bis 40 – zunächst an. Dies hängt offenbar mit dem Gefühl zusammen, die Welt läge einem zu Füßen oder doch zumindest eine Vielzahl an Möglichkeiten. Zwischen 40 und 60 droht dann Ernüchterung – das Vertrauen in die eigene Macht lässt nach: „Den meisten Männern und Frauen stehen in dieser Lebensphase nicht mehr alle Möglichkeiten offen“, erläutert Jule Specht die Ergebnisse. Zum Beispiel fahren im Berufsleben immer mehr sprichwörtliche Züge ab. Auch anderes lässt sich denken – zum Beispiel die Frage einer möglichen Elternschaft insbesondere bei den Frauen ab etwa 40.

Mit 66 Jahren…

…da fängt das Leben an? Jedenfalls besteht Hoffnung für die unsichere Kohorte zwischen 40 und 60: Im höheren Alter steigt die Kontrollüberzeugung wieder an. Wen interessieren denn schon (biologische) Fakten? Und es kommt noch besser: In früheren Studien zeigte sich, dass Menschen, die glauben, alles unter Kontrolle zu haben, nicht nur zufriedener sind, sondern tatsächlich länger leben. Insbesondere Männer profitieren davon, denn bei ihnen tritt die Susi Sorglos-Mentalität häufiger auf als bei Frauen.

Doch nicht nur Alter und Geschlecht sind wichtige Einflussfaktoren, sondern auch die Bildung. Hier sind Menschen mit einem höheren Bildungsniveau im Vorteil: Eine abgeschlossene Ausbildung oder das Abitur gehen einher mit einer höheren Kontrollüberzeugung. Auch die Höhe der Rente ist ein Faktor. Doch das dürfte niemanden sonderlich überraschen.

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