Alzheimer

Denksport hält den Gedächtnisverlust auf. Mehr als eine Million Menschen in Deutschland leiden an einer Demenzerkrankung, davon zwei Drittel an Alzheimer. Eine Heilung ist bisher nicht möglich

Am 25. November 1901 wurde Auguste Deter in die städtische Irrenanstalt von Frankfurt am Main eingeliefert. Die damals als „völlig verblödet“ bezeichnete Frau wies seltsame Symptome des Altersschwachsinns auf, wie eine vollkommene Orientierungslosigkeit. Schnell zog sie die Aufmerksamkeit des Psychiaters Alois Alzheimer auf sich, dessen Forschungsgebiet die organische Ursache von Hirnleistungsstörungen war. Nach dem Tod der Kranken sezierte er ihr Gehirn und entdeckte tote Nervenzellen und Eiweißablagerungen, die er als die Ursache der Symptome deutete.

Dies war die Entdeckung der Alzheimer-Erkrankung, der mit Abstand häufigsten Form der Demenz. Gekennzeichnet ist die Alzheimer-Erkrankung durch Gedächtnis- und Orientierungsprobleme sowie ein gestörtes Denk- und Urteilsvermögen. Denn aufgrund der Eiweißablagerungen im Gehirn von Alzheimer-Patienten bricht das innere Skelett der Nervenzell-Fortsätze zusammen, ein Informationsaustausch der betroffenen Zellen untereinander ist damit nicht mehr möglich. Als Folge sterben die Gehirnzellen ab. Abgespeicherte Informationen sind nun für das Bewusstsein nicht mehr erreichbar.

Alte Menschen sind stärker betroffen

Mit dem Alter eines Menschen nimmt auch dessen Risiko an Demenz zu erkranken zu: nur etwa fünf Prozent aller 70-Jährigen sind betroffen, jedoch fünfzig Prozent der 90-Jährigen. Aufgrund einer ansteigenden Lebenserwartung sowie einer alternden Bevölkerung wird sich die Anzahl der Alzheimer-Erkrankten in naher Zukunft erhöhen und damit auch die Behandlungskosten: Bereits heute kostet die Betreuung der rund eine Million Patienten in Deutschland jährlich 6,5 Milliarden Euro.

Der schleichende Gedächtnisverlust in drei Stadien

Alzheimer verläuft in drei Stadien, die unterschiedlich lange – durchschnittlich jeweils drei Jahre – andauern. Im Frühstadium lässt das Kurzzeitgedächtnis nach, die Betroffenen vergessen zuvor gesagtes sehr schnell. Ihr Wortschatz wird kleiner und ehemalige Hobbys interessieren sie nicht mehr.

Im mittleren Stadium finden sich die Patienten in ihrer gewohnten Umgebung nicht mehr zurecht. Längere Konzentrationsphasen – wie sie etwa beim Autofahren nötig sind – werden unmöglich. Die Betroffenen verspüren eine große motorische Unruhe. Sie haben das Bedürfnis, stundenlang umher zu laufen. Der Verlust des Orientierungsvermögens ist ein Zeichen des dritten Stadiums. Selbst vertraute Personen erkennt der Alzheimer-Erkrankte jetzt nicht mehr. Die Kontrolle über körperliche Funktionen geht verloren. Der Erkrankte wird zum Pflegefall.

Geistiges Training schützt vor Alzheimer

Doch wie kann man sich vor einer Alzheimer-Erkrankung schützen? Mediziner vermuten, dass Sport und vor allem aber Gedächtnisübungen die Gefahr einer Demenzerkrankung herabsetzen.

So wie es unter anderem eine Studie aus dem Jahr 2002 von Dr. Robert S. Wilson vom „Rush Alzheimer’s Desease Center“ in Chicago, USA zeigte (*). Der Wissenschaftler untersuchte 733 ältere katholische Nonnen und Priester, die zu Beginn der Untersuchungen nicht an Alzheimer litten. Die Nonnen und Priester wurden gefragt, wie oft sie Tätigkeiten ausüben, die das Gehirn laufend neue Informationen verarbeiten lässt – wie Fernsehen, Radio hören, Lesen, Kartenspielen, Schachspielen oder wie der Besuch eines Museums. Je nach Häufigkeit gab es für jede Tätigkeit mehr oder weniger Punkte: fünf Punkte für tägliche Aktivitäten, vier Punkte für mehrfach pro Woche durchgeführte Gedächtnisaktivitäten, drei Punkte, wenn die Antwort mehrmals im Monat hieß, zwei Punkte gab es, wenn eine der Tätigkeiten mehrmals jährlich ausgeübt wurde. Über vier Jahre hinweg wurde die geistige Aktivität der Beteiligten so anhand von Punkten jährlich überprüft.

Das Ergebnis: 111 der Teilnehmer entwickelten im Verlauf der Studie eine Alzheimer-Erkrankung, 622 nicht. Von der Krankheit verschont blieben vor allem die Testpersonen, die sich häufig mit gedächtnisfördernden Tätigkeiten beschäftigten: Die zehn Prozent der Teilnehmer mit den höchsten Punktwerten (durchschnittlich 4,3 Punkte) hatten nur ein halb so hohes Alzheimer-Risiko wie die zehn Prozent mit den niedrigsten Punktwerten (Durchschnitt 2,9).

Fazit: Regelmäßiges Gehirntraining wie Schach spielen, Kreuzworträtseln lösen oder ein gutes Buch lesen, hilft also einen „klaren Kopf“ zu bewahren und kann als Alzheimer-Vorbeugemaßnahme dienen.

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