Anti-Pilz-Diät – Ernährung bei Candida-Infektion des Darms

Eine wichtige Ergänzung der medikamentösen Behandlung von Pilzinfektionen ist eine zuckerarme Ernährung. Eine Essig-, Pilz- und Hefe-freie Kost ist unnötig.

Candida albicans heißt der Hefepilz, der sich bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, nach einer Antibiotika-Behandlung oder durch Einnahme der Anti-Baby-Pille im Körper ansiedeln kann. Einmal eingenistet, sind Candida-Pilze schwer wieder loszuwerden. Meist helfen Medikamente allein nicht, eine zuckerreiche Kost ist ein reines „PilzfuFstter“.

Mehr Verwirrung als Aufklärung stiften einige Ratgeber und Zeitschriften bei der Liste der verbotenen Nahrungsmittel bei einer Anti-Pilz-Diät. So beruhen viele Einschränkungen der täglichen Kost auf Falschverknüpfungen seitens der Autoren, die den Betroffenen im Alltag zusätzliche Probleme bereiten. Dabei werden alle Pilze in einen Topf geworfen: Hefe- und Schimmelpilze, Haut- und Speisepilze.

Speisepilze wie Champignons und Steinpilze stellen eine wohlschmeckende Bereicherung des Speisezettels dar. Hefepilze werden für die Herstellung von Brot und alkoholischen Getränken eingesetzt. Schimmelpilze werden bestimmten Nahrungsmitteln wie Käse, Salami und Soja absichtlich in Reinkulturen zugesetzt oder aber als Lebensmittelverderber gefürchtet. Außerdem werden großtechnologisch gewonnene Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen unter anderem als Enzyme in der Nahrungsmittelproduktion und Antibiotika in der Arzneimittelherstellung genutzt.

Die Anti-Pilz-Diät hat sich als unterstützende therapeutische Maßnahme gegen die durch den Sprosspilz Candida albicans aus der Gruppe der Hefepilze hervorgerufenen Mykosen bewährt. Eine Anti-Pilz-Kost ist nicht gleichzusetzen mit einer pilzfreien Kost: Ein Verbot von Speisepilzen, Schimmelpilzen und -erzeugnissen ist ebenso unsinnig wie der Verzicht auf hefehaltige Speisen.

Hefehaltige Speisen

Die meisten Brot- und Backwaren werden zur Teiglockerung mit Hefezusatz hergestellt. Auch ein natürlicher Sauerteig enthält Wildhefen. Knäckebrot und Zwieback werden mit Hilfe von Hefen hergestellt, doch aufgrund des Backprozesses sind diese Dauerbackwaren – trotz Deklaration auf der Zutatenliste – für die meisten Hefe-Allergiker und Candida-Träger verträglich.

Bier – das bayerische Flüssigbrot, Wein – das mediterrane Lebenselixier, Edelhefeflocken – die vegetarische Vitamin-B-Bombe, sie alle sind Hefeprodukte.

Wer hefehaltige Speisen generell aus der Anti-Candida-Diät streicht, setzt eine Candida-Mykose sowohl mit einer Candida-Allergie als auch mit einer Hefepilz-Allergie gleich. Diese Gleichung stimmt nicht, da diese Erkrankungen nur in wenigen Einzelfällen gemeinsam auftreten.

Schimmel- und enzymhaltige Speisen

Ohne Zusatz von (Schimmelpilz-)Enzymen ist die industrielle Herstellung von Brot, Käse und Säften kaum möglich. Enzyme sind Eiweißverbindungen, die Eiweiß (Proteinasen), Stärke (Amylasen), Pektin (Pektinasen) abbauen und Glucose in Fructose umwandeln. Heute greift die Industrie meist auf bio- und zunehmend gentechnologisch produzierte Enzyme aus Bakterien-, Schimmelpilz- und Hefekulturen zurück. Sie beschleunigen oder ermöglichen Herstellungsprozesse, ohne sich dabei selbst zu verändern und müssen im Fertigprodukt nicht ausgewiesen werden. Diese technologische und gesetzgeberische Praxis ist für Candida-Betroffene relativ unbedeutend, für Allergiker jedoch mit möglichen Gesundheitsrisiken behaftet.

Spezielle ungefährliche Schimmelpilzkulturen werden absichtlich bestimmten Käse- (Camembert, Gorgonzola, Roquefort) und Wurstsorten (Salami) zugesetzt, um arttypische Eigenschaften zu erwirken. Gefährlich kann hingegen ein Verderb von Speisen mit luftgetragenen Schimmelpilzsporen sein. Ungewollt auf Käse, Brot, Obst, Gemüse und Nüssen angesiedelte Schimmelpilze können gefährliche Gifte (Mycotoxine) produzieren.

Wer unter nicht-allergischen Pilzerkrankungen leidet, kann durchaus enzymatisch und mit Hilfe von Edelschimmel gewonnene Nahrungsmittel verzehren.

Essighaltige Speisen

Essig ist ein pikant-saures Würz- und auch Konservierungsmittel. Die Haltbarmachung von Gemüse mit Essig ist eine nährstofferhaltende, schonende Konservierungsform. Essigwasser eignet sich auch zur Auswaschung von Gefäßen, in dem verdorbene Speisen aufbewahrt wurden (zum Beispiel Brotkästen).

Essigsäure ist eine wichtige organische Säure, die imstande ist, ihre CH3-Gruppe, die Methylgruppe, abzuspalten, die in der Leber für eine Reihe von Stoffwechselvorgängen benötigt wird. Tafelessig enthält 5% Essigsäure, Weinessig etwas mehr. Salat mit einem guten Weinessig würzen, ist im Rahmen einer Anti-Pilz-Diät sehr empfehlenswert. Die Zubereitung der Salate richtet sich nach Ihrem Geschmack: Essig, Öl, Joghurt und Gewürze jeder Art – alles ist erlaubt. Nur Zucker sollte nicht verwendet werden.

Pilze mögen keinen Essig! Ihre Fähigkeit, sich an der Schleimhaut festzuhalten, nimmt ab und sie lösen sich leichter von der Darmwand. Aus diesem Grunde wird auch empfohlen, bei einem klinisch starken Verdacht auf eine Mykose eine Candida-negative Stuhlprobe nach Einnahme von Obst- oder Weinessig zu wiederholen. 20 ml Essig pur oder leicht verdünnt, eingenommen an drei aufeinanderfolgenden Abenden, bevorzugt in Verbindung mit einer ballaststoffreichen Kost, führt in vielen Fällen zu einem vermehrten Nachweis von Hefen in der Stuhlprobe.

Hefehaltige Arzneimittel

Gegen Durchfallerkrankungen und zur Wiederherstellung einer gesunden Darmflora werden häufig lebensfähige Hefezellen eingesetzt (Parenterol®: Saccharomyces Boulardii, Santax®: Sacchararomyces cerevisiae Hansen 5926). Bei gleichzeitiger Einnahme von Arzneimitteln gegen Pilzinfektionen (Antimykotika) insbesondere mit den Wirkstoffen Itraconazol (Sempera®, Siros®) und Fluconazol (Diflucan®, Fungata®) werden die Therapiehefen ebenfalls vernichtet.

Fazit: In der Anti-Pilz-Diät sind Zucker und Süßes verboten, Hefe und Enzyme in Nahrungsmitteln erlaubt

Hefen, Schimmelpilze und Enzyme sind in der Natur, der traditionellen und der modernen industriellen Nahrungsmittelproduktion überall verbreitet. Der Mensch hat es verstanden, durch gezielten Einsatz von Fermenten, Back- oder Bierhefen und Schimmelpilzen Grundnahrungsmittel wie Getreide und Obst schmackhafter, haltbarer und besser verdaulich zu machen. Ohne Hefe und Enzyme gibt es weder Brot, Bier noch Wein, ohne Labferment keinen Käse, ohne Edelschimmel keinen Camembert. Da diese Grundnahrungsmittel keinen Einfluss auf eine Candida-Infektion haben und sogar die Darmflora und das Immunsystem unterstützen, ist ein striktes Verbot von hefe-, schimmel-, enzym- und kulturschimmelhaltigen Speisen unsinnig.

Überaus sinnvoll in der Anti-Pilz-Kost ist die Meidung von Süßem jedweder Art, somit auch von Obst, Trockenfrüchten, Fruchtsäften und süßen Erfrischungsgetränken. Auch das Weglassen von Weißmehlprodukten ist richtig und unstrittig. Diese Nahrungsmittel enthalten schnell verfügbaren Zucker, der für Schmarotzer und Krankheitskeime wie Candida albicans eine Lebensgrundlage darstellt. Diese Krankheitserreger sollen ja schließlich nicht gefüttert, sondern bekämpft werden!

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