Arbeit in der Zitronenfabrik

Jeder kennt die gelben Plastikzitronen aus dem Supermarkt. Aber wie kommt der Saft in die Flasche? So sieht die Arbeit in der Zitronenfabrik Sizilia aus.

Für viele Hartz-IV-Empfänger bleibt am Ende keine andere Möglichkeit als sich bei Zeitarbeitsfirmen zu bewerben, wenn sie in ihrem ursprünglich gelernten Job keine Arbeit finden. Zeitarbeitsfirmen schicken ihre Angestellten zu verschiedenen Einsatzorten, was auch bedeuten kann, dass man täglich woanders arbeiten muss. Einer der Einsatzorte kann eine Fabrik sein. Allein in Berlin gibt es davon unzählige.

Ein Knochenjob

Als ungelernter Helfer beginnt ein Tag in der Zitronenfabrik um sechs Uhr morgens. Nach der Zuweisung eines Spinds im Umkleideraum für Taschen und persönliche Wertgegenstände beginnt die Arbeit da, wo Not am Mann ist. Dies kann im Raum der Plastikflaschenproduktion sein. Zwei Arbeiter sind nötig, um den Vorgang der Produktion zu überwachen und Gerätschaften und Förderbänder je nach Bedarf an- oder abzuschalten. Zudem müssen verformte, kaputte Flaschen oder Plastikkleinteile aussortiert werden. Diese Teile werden bei einer bestimmten Menge in einem Häcksler zerschrottet, später eingeschmolzen und erneut zu Flaschen geformt. Natürlich sind auch überall in der Fabrik Techniker unterwegs, um die Maschinen zu warten und eventuelle Fehlfunktionen zu beheben.

Phase zwei

Die Flaschen, die der Norm entsprechen, kommen in einen riesigen rollbaren Glasbehälter, der an die 500 Stück fasst. Sind zwei dieser Behälter voll, werden sie in den Nebenraum zum Befüllen gerollt. Für diesen Arbeitsschritt gibt es eine Apparatur, die die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschinen nötig macht. Zunächst steht ein Arbeiter am Ende eines Förderbands. Links und rechts von ihm stehen die Glasbehälter mit den Plastikflaschen. Diese haben unten einen Schlitz, sodass die Flaschen wie bei einem Spender nachrutschen können. Das Förderband ist mit einer besonderen Konstruktion bestückt, die beidseitig je eine Flasche halten kann.

Nun muss der Arbeiter sich je vom rechten wie vom linken Behälter eine Flasche nehmen und in die vorgesehene Halterung stecken. Am schnellsten geht das, wenn man beide Flaschen gleichzeitig aufsteckt. Und schnell muss man sein, denn das Förderband ist im Stop-and-Go-Modus immer in Bewegung. Im zweiten Schritt fahren die Flaschen in eine kastenförmige Station, wo sie mit Zitronensaftkonzentrat befüllt werden. Ist dies geschafft, fährt das Band weiter, aus der Station heraus und macht bei einem weiteren Arbeiter halt, der die Flaschen mit dem unverwechselbar geformten Etikett der Marke Sizilia bestückt.

Im dritten Schritt gelangen die Flaschen in die nächste Station, wo sie mit dem grünen Schraubverschluss maschinell geschlossen werden. Im vierten Schritt warten zwei weitere Arbeiter, die die fertigen Flaschen von der Förderbandhalterung nehmen und in Kartons abfüllen. Im letzten Schritt dieser Abfüllstation werden die Kartons von einem weiter Mitarbeiter auf einen Palettenwagen gestapelt um diese später als Lieferung in einen LKW zu laden.

Auch Limettensaft wird geboten

Die Fabrik ist in verschiedene Bereiche eingeteilt. Da es kleine und große Plastikzitronen gibt, werden diese in verschiedenen Produktionshallen hergestellt. Doch bei beiden gilt, wenn von einem Großkunden (Supermarkt) auch Limettensaft bestellt wird, wird die Zitronenproduktion unterbrochen. Das gelbe Plastikgranulat wird durch limettengrünes ersetzt und der Zitronensaft ebenso vom Limettenkonzentrat. Der Austausch der Zutaten nimmt etwa eine halbe Stunde in Anspruch, dann kann die „grüne“ Produktion losgehen.

Bei diesem Job braucht man Durchhaltevermögen. Man muss teilweise über lange Zeiten hinweg an einem Platz stehen und bewegt dabei nur die Arme. Auch wenn man regelmäßig kleinere Pausen einlegen darf, ein echter Knochenjob. Feierabend ist um 14.30 und gerade als Anfänger spürt man noch Tage später, was man gemacht hat. Und dennoch bietet eine Fabrik wie Sizilia ungelernten Menschen eine Perspektive.

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