Ausgebrannt – wenn der Job krank macht

Immer mehr Berufstätige sind vom Burnout-Syndrom betroffen. Burnout-Syndrom. Ursachen und Wege aus dem Seelentief. Nützliche Kontaktadressen und Literaturhinweise.

Das Burnout-Syndrom wurde 1974 vom US-amerikanischen Psychoanalytiker Herbert Freudenberger als Stress-Syndrom beschrieben, welches vornehmlich in den helfenden Berufen, also bei Sozialarbeitern, Mitarbeitern von Hilfsorganisationen, Krankenschwestern und Ärzten diagnostiziert wurde. Freudenberger unterteilte den Prozess der Erkrankung in zwölf Phasen, welche jedoch nicht alle und nicht genau in der angegebenen Reihenfolge ablaufen mussten. Zudem variierte auch die zeitliche Dauer der einzelnen Phasen. Der klassische Verlauf dieser Krankheit sieht laut Freudenberger so aus:

1. Der Zwang sich selbst zu prüfen,

2. härter arbeiten,

3. Verleugnung eigener Bedürfnisse,

4. Verdrängung von Konflikten,

5. Korrektur von Werten,

6. Verleugnung auftauchender Probleme,

7. Rückzug und Reduzierung der Sozialkontakte,

8. offensichtliche Verhaltensänderungen,

9. Persönlichkeitsverlust,

10. innere Leere,

11. Depression,

12. vollendetes Burnout-Syndrom

Grund für das Burnout-Syndrom ist der Wandel der Berufe

Ein immer größer werdender Arbeitsdruck, sinkende Einkommen oder die Angst eines Arbeitsplatzverlustes sind maßgebliche Gründe dafür, dass psychische Faktoren durchschlagen und der Berufstätige den Anforderungen nicht mehr gewachsen ist. Heutzutage entstehen knapp zehn Prozent aller beruflichen Ausfalltage durch seelische Belastungen. Die EU geht sogar so weit und schätzt, dass psychische Erkrankungen in den europäischen Industrieländern in 15 Jahren die zweithäufigste Ursache für krankheitsbedingte Fehltage sein werden.

Wenn man die Grenze überschritten hat und Stress überwiegt

Gesundheit und Wohlbefinden, Belastbarkeit und Ausgeglichenheit sind die vier bestimmenden Faktoren für Qualitätsarbeit. Doch die Arbeit wird zunehmend von Termindruck, Überstunden, Stress, Überforderungen, mangelnder Anerkennung und Lohn-Dumping geprägt. Da bleiben die vier zuerst genannten Faktoren gerne mal auf der Strecke. Im Gegenzug machen sich Widerwille, Gleichgültigkeit, ständige Gereiztheit oder Müdigkeit breit – dies alles sind ernst zunehmende Symptome für ein fortgeschrittenes Burnout-Syndrom. Doch viele Betroffene sind der Meinung, dass jetzt wo die Gefahr erkannt ist, die Gefahr gebannt ist. Ein folgenschwerer Fehler. Der Burnout ist nur der Höhepunkt eines langen Leidensweges.

Prävention – Hilfe annehmen und Burnout-Faktoren vorbeugen

Als erstes muss klar sein, dass sich institutionelle Rahmenbedingungen, wenn überhaupt, nur sehr langsam ändern. Und dann meist noch zum Schlechteren. Also gilt: Mit sich und an sich zu arbeiten. Bedeutet: Hilfe rufen, Hilfe suchen, Hilfe annehmen. Es gibt natürlich auch hier ein breites Spektrum. Eine Möglichkeit ist die Supervision. Die Prozesse sind sehr zeitaufwendig und kosten Geld, doch sie helfen, sich über die eigene Situation klar zu werden, und im besten Fall zu einer Neuorientierung der eigenen Bedürfnisse. Guten Supervisoren gelingt es, institutionelle Bedingungen und individuelle Faktoren für Burnout zu verbinden und Hilfestellungen zu geben. Eine zweite Möglichkeit ist die Work-Life-Balance. Sie versucht die vier Lebensbereiche Arbeit und Leistung, Freunde und Familie, Körper und Gesundheit sowie Lernen und Wertebezug im biografischen Kontext auszubalancieren. Für Betroffene, bei denen das Burnout-Syndrom noch nicht vollständig ausgebildet ist, kann die eine oder andere Variante von Nutzen sein.

Therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen

Fachleute sind sich einig, dass wer unter dem Burnout-Syndrom leidet, sollte in jedem Fall therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Ob in Form einer ambulanten oder stationären Therapie sollte von Fachleuten geklärt werden.

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