Bier – mehr als nur ein Durstlöscher

Österreich ist das Land der Biergenießer. Die neue Wahrnehmung des Gerstensaftes und der damit einhergehende Aufschwung.

Bier ist in Österreich das beliebteste Genussmittel. Was aber hinzukommt, ist eine viel höhere Aufmerksamkeit, die dem Bier zuteil wird. Ähnlich wie vor rund 25 Jahren beim Wein, als das Verständnis nicht weiter als „Rot oder Weiß“ reichte, werden die Konsumenten auch bei Bier sensibler.

Von hellstem Gelb bis Schwarz

Lange Zeit glaubten viele Genießer, dass es kaum Unterschiede beim Bier gäbe, höchstens verschiedene Marken. Dem ist nicht so. Kein anderes Kulturgetränk hat nur annähernd eine so große Bandbreite wie der Gerstensaft. Die Farben eines Bieres können von Hellgelb bis zu deckendem Schwarz gehen. Ein Bier kann nach Grapefruit, nach frisch geröstetem Kaffee, nach Kakao, reifen Bananen, Pfirsichen oder auch Mango riechen.

Stil statt Marke erkennen

Sommelier – Ein Begriff, der wahrscheinlich in erster Linie nur für den Wein wahrgenommen wird. Dennoch gibt es auch Bier-Sommeliers. Unter anderen Sepp Wejwar, der erklärt, wie man Bier richtig degustiert, Begriffe wie „Zwickl“ oder „Bock“ interpretiert und kommentierte Bierverkostungen in Hotels abhält. Wejwar ;“Selbst Bierfreunde wundern sich, dass man Bier auch degustieren und sommeliermäßig beschreiben kann.“ Allerdings streut Sepp Wejwar vor allem einen Mann Rosen, dem Wegbereiter dieser Entwicklung – Conrad Seidl.

Der Bierpapst

„Nomen Est Omen“. Conrad Seidl – Seidl bedeutet in Ostösterreich ein 0,3 Liter Bier – beschäftigt sich seit zwanzig Jahren mit der Bierkultur. Ohne ihn hätte sich wahrscheinlich der Trend zum langweiligen Einheitsbier durchgesetzt. Die kurzsichtige Milchmädchenrechnung: Weniger Sorten, geringere Kosten, mehr Gewinn. Die Folgen – Bier hätte gegenüber anderen Getränken und Genussgetränken verloren. In Österreich gibt es gut vierzig unterschiedliche Stile im Bier. Entsprechend dazu gehört auch die Glaskultur. Conrad Seidl :“Noch in den Siebzigern haben deutsche Freunde gespottet, das man bei uns das Bier aus Zahnputzbechern trinkt. Heute gibt es zu jedem Bier das passenden Glas.“ Bierfreunde finden heutzutage eine Auswahl, die man sich vor wenigen Jahren gar nicht vorstellen konnte. „Dementsprechend wird auch in der Gastronomie viel kundiger ausgeschenkt als früher“, so Seidl.

Jedem Bier sein Glas

Erst das richtige Glas macht einen perfekten Biergenuss. Ein und dasselbe Bier kann in verschiedenen Gläsern unterschiedlich schmecken. Dabei geht es nicht nur um die gute Optik – schließlich trinkt auch das Auge mit. Verschiedene Gläser betonen unterschiedliche Duft- und Geschmackserlebnisse. Das Ziel für das Design eines Glases ist die optimale Entfaltung eines Bieres, seiner Aromen und seiner Konsistenz. Mitentscheidend ist auch der Genussanlass. Soll das Bier als Speisenbegleiter getrunken werden, oder einfach „solo“ mit Freunden, zur Meditation mit einem guten Buch? Hier sind ebenfalls unterschiedliche Gläser gefragt.

Die Kraft im Gerstensaft

Im Bier stecken viele Vitamine, Mineralien und Spurenelemente. Sehr viel Gesundheit, aber auch Alkohol. Es ist also auf verantwortungsvollen Genuss zu achten. Aus gesundheitlicher Sicht gesehen ist ein Bier besser als keines, aber vier Biere wären keinesfalls besser als zwei. Bier enthält eine Fülle an Stoffen, die für die Gesundheit wichtig sind. Wegen der Ausgewogenheit seiner Inhaltsstoffe, des geringen Zuckergehalts, der leicht verdaulichen Proteine und Kohlehydrate, des moderaten Säuregehalts ist Bier bekömmlich. Ein echter Star unter den Inhaltsstoffen, die der Hopfen ins Bier bringt, ist das erst vor einigen Jahren entdeckte Xanthohumol. Bier kann helfen, einige Gesundheitsrisken zu minimieren, wenn man die Disziplin aufbringt, die Menge richtig zu dosieren. Ein gesunder Mann sollte es bei maximal zwei halben Bieren pro Tag belassen, für Frauen gilt etwa die halbe Menge als unbedenklich.

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