Das Chronische Müdigkeitssyndrom

Das Chronische Erschöpfungssyndrom. Menschen, die unter dieser Erkrankung leiden, fühlen sich ständig erschöpft. Selbst kleinste alltägliche Verpflichtungen werden zur Qual.

Jeder fühlt sich mal müde und erschöpft. So werden auch die meisten Menschen argumentieren, die die Erkrankung chronische Müdigkeit oder auch chronique-fatique-syndrom (CFS) genannt, nicht kennen. Doch es handelt sich tatsächlich um eine ernstzunehmende, schwere, behandlungsbedürftige Erkrankung. Bei Frauen tritt CFS etwa zwei bis drei Mal häufiger auf als bei Männern. Als eine mögliche Ursache für das häufigere Auftreten der Erkrankung bei Frauen wird vermutet, dass Frauen durch die gesellschaftliche Forderung, Beruf und Familie zu perfekt zu vereinbaren, oft noch höheren Belastungen ausgesetzt sind als Männer.

Was unterscheidet normale Müdigkeit von krankhafter Müdigkeit?

Müdigkeit zum Beispiel nach einem langen Arbeitstag oder innerhalb des Tagesablaufs besonders am Abend ist grundsätzlich ein gesundes Gefühl, dass uns signalisiert, wann wir uns Ruhepausen gönnen sollten, damit wir uns regenerieren können und nach der Ruhe- oder Schlafphase wieder voll leistungsfähig durchstarten können. Menschen mit chronischer Müdigkeit fühlen sich jedoch auch nach einer längeren Ruhe- oder Schlafpause nicht erholt. Die Müdigkeit hält über mehrere Monate an und beeinträchtigt den Erkrankten massiv in der Ausübung von beruflichen und privaten Tätigkeiten.

Welche Symptome treten bei chronischer Müdigkeit auf?

Neben der empfundenen Müdigkeit treten meistens Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen und Muskelschwäche auf. Hinzu kommen häufig Merk- und Konzentrationsstörungen bis zur Vergesslichkeit oder ,,leichter Verwirrtheit“. Etwas weniger häufig treten erhöhte Reizbarkeit, Niedergeschlagenheit, Halsschmerzen, erhöhte Temperatur, Atemenge bis hin zur Atemnot, Reizhusten, schmerzende oder geschwollene Lymphknoten, Heiserkeit oder brennende Schleimhäute auf. Die Betroffenen leiden häufiger unter Infekten wegen einer geschwächten Immunabwehr. 30 bis 80 % der Betroffenen leiden unter Ein- oder Durchschlafstörungen. Eine Abnahme der Schlaftiefe und ein verminderter REM-Schlafanteil lässt sich im Schlaflabor sogar bei den Betroffenen nachweisen. Es können Seh- und Hörstörungen bis hin zu Tinnitus und Hörstürzen auftreten. Auch das Verdauungssystem kann Probleme bereiten. Betroffene leiden nicht selten unter einem Reizdarm.

Meistens gesellen sich zu den körperlichen Beschwerden auch noch seelische Leiden wie Angststörungen oder Depressionen. Chronische Müdigkeit kann auch durch eine seelische Krankheit verursacht oder durch diese verschlimmert werden. Andererseits können Ängste und Depressionen auch als Reaktion auf die Erkrankung chronische Müdigkeit auftreten, da diese Erkrankung gesellschaftlich wenig akzeptiert ist und die Betroffenen oft sehr darunter leiden, dass sie den Anforderungen, die an sie im beruflichen und privaten Bereich gestellt werden, nicht mehr erfüllen können.

Diagnose des chronischen Müdigkeitssyndroms

Die Diagnose des chronischen Müdigkeitssyndroms gestaltet sich recht schwierig, da man die subjektiv empfundenen Beschwerden der Betroffenen kaum mit Apparaten messen kann. Folgende drei Kriterien sollen bei der Abgrenzung zur normalen Müdigkeit und leichten Missempfindungen helfen:

  • Es sollte ein klar erkennbarer Erkrankungszeitpunkt angegeben werden können.
  • Die Erschöpfung sollte mehr als sechs Monate lang bestehen.
  • Die körperliche, seelische und geistige Leistungsfähigkeit ist auf weniger als 50 % im Vergleich zu vorher gesunken.

Welches sind die Ursachen der Erkrankung?

Wodurch das chronische Müdigkeitssyndrom verursacht wird, ist noch unklar. Vermutlich entsteht die Erkrankung durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Ursachen. Da sie immer häufiger auftritt und diagnostiziert wird, vermuten einige den immer höheren Druck im Berufs- und Privatleben in unserer Leistungsgesellschaft. Feste Arbeitszeiten fallen weg, an immer mehr Arbeitsplätzen wird von den Mitarbeitern eine Erreichbarkeit rund um die Uhr verlangt und das bei steigender Unsicherheit der Arbeitsplatzsituation und immer geringerer Entlohnung für die geleistete Arbeit. In vielen Familien müssen beide Elternteile arbeiten, da ein Gehalt zum Leben nicht mehr ausreicht. Gleichzeitig wird von der jetzigen Elterngeneration viel mehr Erziehungsarbeit verlangt als von früheren Generationen. Eltern müssen nach der aufreibenden Arbeit, ihren Kindern noch als Hilfslehrer, Spielpartner, Therapeuten und Chauffeur zur Verfügung stehen, die pädagogisch in jeder Situation die Nerven behalten und immer die richtigen Entscheidungen treffen.

Weiterhin werden folgende Ursachen vermutet:

  • postinfektiöse Ursachen durch bakterielle oder virale Infekte.
  • seelische oder psychosomatische Erkrankungen.
  • umweltbedingte Einflüsse, zum Beispiel Überempfindlichkeit gegenüber Umweltgiften.
  • Krankheiten, die die körpereigene Abwehr beeinträchtigen.
  • Zusammenhang mit einer Krebserkrankung.
  • langanhaltende seelische oder psychosoziale Belastungen.
  • Traumatisierungen in der Kindheit.

Menschen mit bestimmter Persönlichkeitsstruktur zeigen eine erhöhte Anfälligkeit für das chronische Müdigkeitssyndrom. Dabei handelt es sich um Menschen mit sehr perfektionistischen, zwanghaften, ordnungsliebenden Persönlichkeitszügen. Sie haben oft ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl, sind ehrgeizig und sozial engagiert, aber auch leicht verletzlich und ängstlich. Oft besitzen sie ein geringes Selbstwertgefühl. Sie neigen zu hypochondrischen Befürchtungen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Es gibt keine einheitlichen Therapieempfehlungen. Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig. Therapeutisch besteht die Möglichkeit, Konflikte im seelischen und psychosozialen Bereich aufzudecken, die zu der chronischen Müdigkeit führen können. Patienten sollten lernen, häufiger ,,nein“ zu sagen und lernen, sich gegenüber Forderungen von anderen und auch denen, die sie selbst an sich stellen, abzugrenzen. Körperliche Aktivität, Gymnastik und das Erlernen von Entspannungstechniken kommen zum Einsatz. Medikamentös wird oft mit Schlaf-, Schmerzmitteln oder Antidepressiva behandelt.

Regelmäßige körperliche Aktivität soll nach neuesten Erkenntnissen die effektivste Therapie gegen chronische Müdigkeit sein. Die Betroffenen erstellen gemeinsam mit dem Therapeuten einen Aktivitätsplan, der auf ihre individuelle Belastbarkeit abgestimmt ist. Dieser Aktivitätsplan kann zum Beispiel enthalten, dass der Betroffene zum Beispiel nachmittags Sport treibt und sich abends mit Freunden trifft aber auch einfach morgens aufzustehen. Dadurch soll der Teufelskreis durchbrochen werden, dass die Erkrankten sich sozial zu sehr zurück ziehen, ihre körperliche Leistungsfähigkeit durch Inaktivität noch weiter reduziert wird und sie sich eventuell noch weiter in die Symptomatik ihrer Erkrankung hineinsteigern. Schlafen dürfen die Betroffenen tagsüber nicht, wodurch auch ein fester Tagesrhythmus etabliert werden soll.

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