Death Valley – wo Felsen wandern gehen

Nicht umsonst gilt das Death Valley als der heißeste, tiefste und merkwürdigste Ort der USA. Das Bad Water Basin beispielsweise, ein ausgetrockneter Salzsee, liegt 86 m unter dem Meeresspiegel und im Sommer kann es dort gut und gerne 50 °C werden (Abb. 1). (Nicht nur) für Physiker anziehend ist aber auch ein ausgetrockneter See im Nordwesten des Nationalparks, der so genannte „Racetrack Playa“. Dort gibt es nämlich rätselhafte Spuren von mehreren Hundert Metern Länge, und sie stammen nicht von einem Auto.

Mehr als 150 größere und kleinere Felsbrocken gehen dort auf eine mysteriöse Wanderschaft. Der schwerste unter ihnen, liebevoll „Karen“ genannt, wiegt immerhin 320 kg und hat bereits eine Spur von nahezu 200 m hinterlassen. Aber das merkwürdigste: Obwohl die Schleifspuren auf der Oberfläche der Rennstrecke deutlich zu erkennen sind und die Gesteinsbrocken an ihrem jeweiligen Ende liegen, hat bisher noch niemand beobachtet, wie sich diese Steine von der Stelle bewegen.

Steinrennen – Außerirdische oder doch natürliche Ursachen?

Aber was geht hier vor? Glaubt man nicht an das Werk von Außerirdischen oder gar menschliche Herumschieberei, das sich an den hinterlassenen Spuren offenbaren müsste, sollte das Steinrennen eine natürliche Ursache haben, aber welche? Um dem Phänomen auf den Grund zu gehen, befassen sich immer wieder Geologen seit den 1960er Jahren mit diesen Steinen. Um ihren „Werdegang“ zu verfolgen, markierten sie jeden mit einem Buchstaben und gaben ihnen (liebevolle) Namen. Verwunderlich war, dass sich bei den Beobachtungen kein einheitlicher Trend herauskristallisierte. Manche Steine bewegten sich in einer Zeitdauer von 7 Jahren nur ein einziges Mal, andere jeden Winter. Dabei hielten viele Steine exakt ihren Kurs, manche schlugen jedoch auch gekonnte Haken. Im Sommer allerdings bewegte sich nie ein Stein.

Einer ihrer Theorien zufolge ist das ausgetrocknete Seebett, das noch unter Meeresniveau liegt, tatsächlich für solch ein Steinrennen optimal geeignet: Es ist fast 5 km lang und 2 km breit, dazu eben wie ein Tisch. An seinem nördlichen Ende ist es gerade mal 5 cm höher als ganz im Süden. Zudem besteht die Oberfläche aus sonnengetrocknetem Schlamm, der hart wie Beton geworden ist. Am Nordende der Ebene gibt es eine Art Tribüne, den Grandstand. Das ist ein gut 20 m hoher Fels, auf den die Steine von Süden her zustreben wie auf eine Zuschauerbühne. Die Herkunft der Steine ist schnell geklärt, denn man Südende befindet sich eine mehr als 200 m hohe Felswand, von der Felsbrocken herabstürzen. Dort bleiben sie jedoch nicht liegen, sondern sie machen sich auf die Wanderschaft.

Regen im Death Valley?

Auch wenn das Death Valley ein extrem trockenes Gebiet ist, so fallen dort doch 70 – 100 mm Niederschlag. Teilweise als regelrechter Wolkenbruch überschwemmt der Regen dann die Rennbahn, der Lehm weicht an seiner Oberfläche auf. Dann wird er dort gefährlich glatt, denn nun überzieht ein glitschiger Film den Boden.

Fegt jetzt noch ein ordentlicher Wintersturm, so wird er auf der glatten Ebene von keinem Hindernis gebrochen. Ein kräftiger Windstoß kann dann die Haftreibung der Felsbrocken überwinden und den Stein lösen. Dieser schlittert dann – hier drängt sich „Segeln“ unter Windkraft auf – über die plane Fläche; der Wind muss nur noch die verminderte Gleitreibung aufbringen, um den Felsbrocken voranzutreiben. Tatsächlich pfeift im Death Valley ein steifer Wind, selbst im Sommer, wie man als Besucher unangenehm feststellt. Am Ubehebe-Krater (Abb. 2) und am Zabriskie-Point (Abb. 3) muss man aufpassen, dass man auf den Füßen bleibt.

So unvorstellbar es ist, an dieser Theorie könnte etwas dran sein, denn die Spuren (sie sind gut 2 cm tief) werden seitlich von Lehmanhäufungen begleitet; vor vielen Steinen findet man Ansammlungen harten Schlamms. Und auch die bevorzugte Sturmrichtung in dieser Ebene stimmt mit der Rennbahn der meisten Steine perfekt überein. Andere Geologen vermuten, dass die Steine erst dann ins Rutschen kommen, wenn sich über dem lehmigen Untergrund an den Steinen eine Art Eisschild bildet und sie so dem Wind mehr Angriffsfläche bieten. Auch ein Schlittern auf sich lösenden Eisflößen erscheint möglich. Tatsächlich gefrieren im Winter dort bei eisigem Sturm Regentropfen und Feuchtigkeit an den Steinen und am Boden fest. Letztendlich gelöst ist das Rätsel der „Rennsteine“ aber nicht!

Falls Sie Rennbeobachtungen machen wollen

Man benötigt für die 50-km-Piste zu dem Plateau einen Geländewagen, das sehen die Autoverleiher in den USA sehr eng. Kleinere Steinspuren soll es übrigens auch in ausgetrockneten Flussbetten in Kalifornien und Nevada geben.

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